Kickers im Hessenpokal-Finale Ein Spiel soll beim OFC die Stimmung drehen
Der Trainer kritisiert seine Spieler scharf und selbst die bekennen: Beim OFC ist vor dem Hessenpokal-Finale Druck auf dem Kessel. Im Endspiel geht es für Kickers Offenbach nicht nur um den Titel und den Einzug in den DFB-Pokal. Es soll auch ein Startschuss werden.
Es hatte sich einiges aufgestaut bei OFC-Trainer Christian Neidhart am vergangenen Samstag. Nach dem 0:3 gegen Steinbach Haiger, der vierten Pleite aus den vergangenen fünf Spielen, sagte er auf der Pressekonferenz: "Die letzten Wochen können wir so als Verein nicht stehen lassen. Das war beschämend, wenn du Zweikampfverhalten, Herz oder Laufbereitschaft einfordern musst. Das hat man bei uns überhaupt nicht gesehen." Neidhart erwartete von seiner harsch kritisierten Mannschaft eine "geile Trainingswoche" als Antwort.
Fünf Tage später hatte sich die Laune des Coaches schon wieder deutlich gebessert. Vor dem Hessenpokal-Finale an diesem Samstag (16.45 Uhr, live auf hessenschau.de) sagte er dem hr-sport: "Bis jetzt war die Woche sehr gut." Und auch Linksverteidiger Ronny Marcos sprach von einer Reaktion des Teams in den Einheiten: "Es hat Spaß gemacht, es gab sehr intensive Zweikämpfe, viele Spielformen und Torabschlüsse."
Trainer warnt vor Umschalten des Gegners
Eine verbesserte Form wird auch nötig sein. Zwar ist der OFC glasklarer Favorit gegen den Oberligisten Türk Gücü Friedberg, wird zudem angefeuert von wohl 6.000 Fans. Allerdings haben die Friedberger im Halbfinale bereits Hessen Kassel das Fürchten gelehrt und reisen im Gegensatz zum OFC mit breiter Brust aus der Liga zum Finale. "Wir kommen aus einer schwierigen Phase, Türk Gücü spielt eine gute Saison. Sie haben eine eingespielte Mannschaft, die zusammen passt", sagt auch Neidhart. Er warnt vor dem schnellen Umschalten der Friedberger und ihrem torgefährlichen Duo im Angriff. Doch: "Wir müssen unsere Favoritenrolle annehmen. Punkt."
Schließlich würde ein Erfolg nicht nur einen Titel bedeuten, sondern auch das Erreichen der ersten DFB-Pokalrunde für den Pokalsieger von 1970. Für die Kickers, in der Liga nur enttäuschend Elfter, gilt das Finale intern auch als Startschuss für die neue Spielzeit. "Wir spielen eine bescheidene Saison und können mit einem Titel rausgehen. Wenn wir dieses Spiel reißen, wird auch die Stimmung umschlagen ins Positive, weil wir unsere Hausaufgaben schon gemacht haben", spielt der Trainer auf die Umbauarbeiten im Kader an. Er hatte zuvor moniert, dass es dem Team an Ausgewogenheit gemangelt habe. Für zwei Sechser-Positionen standen ihm zu Beginn seiner Zeit beispielsweise gleich zehn Spieler zur Verfügung.
Abschied für Urgestein Maik Vetter
Definitiv in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein wird "Urgestein" Maik Vetter. Für den 32-Jährigen wird das Finale nach zehn Jahren OFC die letzte Partie werden. "Es ist für Maik nicht einfach. Ich weiß nicht, ob er noch woanders weiterspielen will. Ein Titel zum Abschluss wäre natürlich überragend", so Trainer Neidhart. Bei einer anderen Personalie konnte der Coach Hoffnung fürs Endspiel und auch für die kommende Saison machen: Sascha Korb steht nach seinem Kreuzbandriss zumindest wieder im Kader und könnte eine Option fürs Endspiel sein. Der Trainer schränkt aber ein: "Wichtig ist, dass er gesund in die neue Saison startet."
Und diese soll möglichst mit dem Highlight des Erstrunden-Spiels im DFB-Pokal garniert werden. Vor zwei Jahren, ebenfalls nach dem Gewinn des Hessenpokals, trafen die Offenbacher daheim auf den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und hielten die Partie vor 16.620 Zuschauern fast eine Stunde lang offen. Der erfahrene Verteidiger Marcos will zwar noch nicht vom DFB-Pokal reden, bevor das Hessenpokal-Finale gespielt ist, sagt aber zusammenfassend: "Es ist Druck auf dem Kessel. Wir hatten in dieser Saison Spiele, in denen wir auf ganzer Linie versagt haben. Umso schöner, dass wir am Wochenende etwas Zählbares holen und einen versöhnlichen Abschluss feiern können."
Traum vom DFB-Pokal
Titel, guter Abschluss, DFB-Pokal-Einzug - der OFC ist nur noch einen Schritt davon entfernt, die Schmach der Saison zumindest etwas zu tilgen. In der vergangenen Pokalsaison konnten sie die Friedberger mit 3:1 im Achtelfinale besiegen. Es spricht also sehr viel für den Regionalligisten. Da muss auch Trainer Neidhart nicht mehr groß in die Motivations-Trickkiste greifen. Er sagt: "Wenn ich für Samstag noch jemanden motivieren muss, dann sollte er sich einen anderen Job suchen."
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 24.05.2024, 17.55 Uhr
Ende der weiteren Informationen