Im Rennen um die Tabellenspitze der Regionalliga OFC-Trainer Neidhart: "Haben Angst, den Anschluss zu verlieren"

Kickers Offenbach hat im Rennen um die Tabellenspitze in der Regionalliga nicht nur an Boden verloren, sondern aktuell auch ein Problem im Kopf. Trainer Christian Neidhart wird zum Seelenklempner vor dem Pokal-Highlight.

Kickers Offenbach - Trainer Christian Neidhart schaut nach unten.
OFC-Trainer Christian Neidhart muss zum Seelenklempner werden. Bild © Imago Images
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Es lief die 78. Spielminute am Freitagabend auf dem Offenbacher Bieberer Berg, als beim Stand von 1:0 für Gießen aus dem Gästeblock "Gegen Gießen kann man mal verlieren" schallte. In dem Moment senkte sich aufseiten der OFC-Anhänger so manch ein Kopf, wohl in Gedanken daran, dass es nach der 2:3-Pleite in Villingen die nächste Niederlage gegen einen Aufsteiger setzen könnte.

Doch Kickers-Stürmer Ron Berlinski hatte das letzte Wort an diesem Abend, traf mit der letzten Aktion des Spiels zum 1:1 und sorgte so zumindest für einen leichten Stimmungsaufheller. Auch wenn er selbst kurz darauf feststellen musste, dass das Remis gegen den FC Gießen im Aufstiegsrennen der Regionalliga zu wenig war.

Berlinski: "Die Enttäuschung ist schon groß"

"Die Enttäuschung ist schon groß. Im Nachhinein dürfen wir mit dem Punkt nicht zufrieden sein", sagte Toptorjäger der Kickers und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Am Anfang hat es gefehlt, die Tore zu erzwingen und den Gegner zu stressen. Das haben wir am Ende gut gemacht, nicht aufgegeben und kurz vor Schluss Gott sei Dank den Ausgleich noch gemacht."

Wie sich am Samstagmittag zeigte, war das Remis der Kickers vor allem deswegen zu wenig, weil sich der FSV Frankfurt mit 3:0 im Heimspiel gegen den FC 08 Villingen durchsetzen konnte. So hat Offenbach in der Tabelle nun sieben Punkte Rückstand auf die Bornheimer und damit auch auf den einzigen Aufstiegsplatz der Regionalliga.

Leichtigkeit der Kickers ist weg - Knacks da

Die Kickers zeigen nach den furiosen Heimsiegen mit dem 6:2 gegen Kassel und dem 5:1 gegen Homburg momentan ein verändertes Bild auf dem Platz. Die Leichtigkeit scheint verloren gegangen zu sein. "Irgendwie hat es einen Knacks gegeben. Man merkt, dass die Jungs den Kopf einschalten und der Kopf raucht", resümierte OFC-Trainer Christian Neidhart nach der Partie bei der Pressekonferenz.

Besonders sichtbar war das bei den Routiniers der Kickers, wie Kapitän Marc Wachs oder Dima Nazarov, die gegen Gießen zu viele einfache Fehler machten und der Partie - im Gegensatz zu den Heimspielen zuvor - wenig Leben einhauchen konnten. Zudem fehlten die kreativen Impulse des gelb-gesperrten Boubacar Barry deutlich.

Gießener Matchplan wäre fast aufgegangen

Auf der Gegenseite schien der Matchplan des FC Gießen beinahe aufzugehen: Auf Fehler der Kickers warten, um dann blitzartig zu kontern. So kam es auch zum einzigen Eckstoß der Gäste, den sie durch einen Kopfball von
Ilias Ebnoutalib verwerten konnten (67.)

In den Schlussminuten sahen die Gießener dann einen Angriff nach dem nächsten auf ihr Tor zurollen. "In solchen Minuten würde ich gerne auf den Platz rennen und versuchen, alles reinzuschmeißen", sagte Spieler-Trainer Michael Fink nach der Partie, der aktuell aufgrund eines Kreuzbandrisses als Verteidiger pausieren muss.

"Die Jungs haben Angst, den Anschluss zu verlieren"

Durch den späten Gegentreffer war der Gäste-Coach am Ende des Abends enttäuscht. Sein Gegenüber jedoch nicht weniger. OFC-Trainer Neidhart suchte nach Erklärungen, warum bei seinem Team aktuell der Kopf nicht mitspielt.

"Die Niederlage in Villingen war nicht gut, dann die Konstellation in der Tabelle – die Jungs beschäftigen sich damit. Dann kommt etwas Unruhe drauf. Die Jungs haben Angst, den Anschluss zu verlieren und das spielt natürlich eine Rolle", so Neidhart. "Wenn der Kopf anfängt zu rauchen, dann werden die Beine schwer. Das hatten wir vorher nicht."

Pokal-Highlight als Seelenheil?

In den nächsten Tagen muss Neidhart zum Seelenklempner werden. Bei der Aufbauarbeit könnte ihm das anstehende Highlight im DFB-Pokal helfen, denn am Dienstagabend (18 Uhr) empfängt der OFC vor ausverkauftem Haus den Karlsruher SC.

Dort werden die Kickers, anders als in allen Spielen in der Regionalliga, als Underdog antreten. Aus Sicht der Offenbacher darf in dieser leichteren Rolle dann gelten: Flutlicht an und Kopf aus.

Quelle: hessenschau.de