Aufstiegsrennen in der Regionalliga Südwest Wieder eine U23? Hessische Klubs sind nur noch Herausforderer
Wenn drei sich streiten, freut sich die Zweite. Nach dem Aufstieg des VfB Stuttgart II in der Vorsaison hat in diesem Jahr die TSG Hoffenheim II die besten Karten im Aufstiegsrennen der Regionalliga Südwest. Dafür spricht die strauchelnde Konkurrenz und das Restprogramm.
Es klang wie eine leise Durchhalteparole von Christian Neidhart. Nach dem 1:1 seiner Offenbacher im Kickers-Duell auf der Stuttgarter Waldau bemühte er die vergangene Saison: "Die andere Stuttgarter Mannschaft, die aufgestiegen ist, war zur Winterpause mal neun Punkte hinten dran." Kurzfristig sank die gefühlte Temperatur im Presseraum der Stuttgarter Kickers um fünf Grad. Im vergangenen Mai hatte die U23 des VfB ihnen am letzten Spieltag den Aufstieg in die 3. Liga weggeschnappt.
Der OFC-Trainer riss in Degerloch alte Wunden auf und skizzierte wohl ebenso unfreiwillig ein realistisches Szenario für den Rest der laufenden Saison in der Regionalliga Südwest. Bei aller Rivalität: Stuttgart, Offenbach und Frankfurt (der SGV Freiberg hat keine Lizenz für die 3. Liga eingereicht) würden sich wechselseitig wohl eher den Aufstieg gönnen – alleine weil sie keine "II" im Namen führen – als dem Team, das bei noch neun verbleibenden Spielen besten Karten im Aufstiegsrennen hat: Tabellenführer Hoffenheim.
Hoffenheim auf Stuttgarts Spuren
Die TSG rührt das wenig, der Klub hat bereits hinterlegt, dass die U23 natürlich auch in der 3. Liga Talente für die Bundesliga-Mannschaft ausbilden könnte und steht einem Aufstieg sehr offen gegenüber. Dass die Kraichgauer gleichwohl den geringsten Erfolgsdruck aller Spitzenteams haben, hat sich ja bereits in der vergangenen Saison nicht als Nachteil für den VfB erwiesen. Nach einem 3:0-Sieg beim Bahlinger SC stehen die Chancen für den Spitzenreiter aktuell besser denn je.
Nicht nur Offenbach stand schließlich durch das Remis in Stuttgart Spalier, auch der FSV Frankfurt verspielte mit dem 3:3 bei Eintracht Trier in der Nachspielzeit eines halsbrecherischen Spiels noch zwei mögliche Punkte. Cas Peters hatte die Gäste nach 0:2-Rückstand erst in der 89. Spielminute in Führung geschossen. "Wenn du das Spiel drehst und zu so einem Zeitpunkt das 3:2 machst, dann willst du doch auf einmal mehr und deshalb ist es doch extrem ärgerlich für uns, dass wir nicht die volle Punktausbeute mitnehmen", sagte FSV-Trainer Tim Görner. "Wohlwissend, wir können's auch einordnen, dass es nicht verdient gewesen wäre."
FSV findet in Trier zu spät zu sich selbst
Um bei der Auflistung der Defizite seines Teams im ersten Durchgang nichts zu vergessen, musste der 29-Jährige weit ausholen. Fazit: "Da kannst du glücklich sein, dass du zur Halbzeit nicht höher zurückliegst. Wir waren gar nicht da." Dass die Bornheimer es nach der Pause dann noch noch einrichten konnten und sogar die Regie in diesem Spiel übernahmen, ist vor allem ein Ausweis der mentalen Verfassung des Tabellenzweiten. "Du brauchst das nötige Selbstvertrauen, den nötigen Mut, den nötigen Lauf. Das haben wir aktuell", sagte Görner.
Triers Trainer Thomas Klasen bekannte sogar freimütig, dass der FSV ein Vorbild für ihn sei. Ein Lob, das vor allem an sein Gegenüber adressiert war: "Ein klarer Trainerjob, warum sie so weit oben stehen und warum sie um den Aufstieg mitspielen." Direkt an Görner gerichtet schob er noch hinterher: "Wenn es hoch geht, habt ihr das Maximum rausgeholt und dann habt ihr es von allen Teams am meisten verdient."
Neidhart freut sich über "schön spannende" Tabelle
Für wen es hoch geht, ist nach dem 25. Spieltag noch völlig offen. OFC-Coach Neidhart rechnete nicht ohne Eigennutz noch einmal vor: "Wir waren zur Winterpause sechs Punkte weg, jetzt sind's vier. Ich seh' das mal positiv." Die Tabelle bleibe "schön spannend und schön eng. Die Mannschaften von oben spielen alle noch gegeneinander."
Das allerdings stimmt nur in Bezug auf die Stuttgarter Kickers. Für die Schwaben geht es am kommenden Samstag zum FSV Frankfurt, dann zum Spitzenreiter Hoffenheim, anschließend spielen sie zu Hause gegen Freiberg. Das Restprogramm der anderen Spitzenteams ist weitgehend deckungsgleich und lässt erahnen: Es wird fast ausschließlich darum gehen, gegen die Teams aus den südlichen Tabellenregionen nicht auszurutschen. Die Gegner auf Tabellenplatz 13, 15, 16, 17 und 18 stehen ausnahmslos noch auf der To-do-Liste aller.
Hoffenheim geht mit einem Vorsprung von drei Zählern auf den FSV Frankfurt und dem deutlich besseren Torverhältnis in den letzten Saisonabschnitt. Die Stuttgarter Kickers dürften angesichts des Restprogramms und bereits acht Punkten Rückstand nur noch Außenseiterchancen haben. Was Neidhart formuliert, gilt gleichwohl für alle: "Die Tabelle ist nicht entscheidend, da wird sich noch einiges tun. Aber wenn du hinten dran bist, musst du deine Spiele gewinnen und kontinuierlich weiter punkten."