Guter Saisonstart in der 2. Liga Beim SVWW ist alles anders als 2019
Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden hat einen sehr ordentlichen Start in die Zweitliga-Saison hingelegt. Die Gründe sind vielfältig und auch beim letzten Abstieg zu finden.
Acht Punkte aus fünf Spielen, Tabellenplatz acht – das ist die Bilanz des SV Wehen Wiesbaden in der aktuellen Zweitliga-Spielzeit. "Das hätte ich auf jeden Fall vor der Saison unterschrieben", sagte Sascha Mockenhaupt vor der Länderspielpause.
Der Fokus liegt auf der Defensive
Der Kapitän ist der einzige aus der aktuellen Mannschaft, der schon 2019 beim bislang letzten Zweitliga-Abenteuer der Wiesbadener dabei war. "Letztes Mal hatten wir nach sieben Spielen einen Punkt. Das ist schon eine gute Steigerung", erinnerte er sich an den Katastrophen-Start von damals.
Und tatsächlich zeigt der Vergleich deutlich, was der SVWW dieses Mal besser macht. Da wäre zunächst die angepasste Spielweise: Trainer Markus Kauczinski legt vor allem Wert auf die Defensive, seine Mannschaft agiert nach dem Motto "Safety first". Vier Gegentore in fünf Spielen sind für einen Aufsteiger eine bemerkenswerte Bilanz, vor allem der neue Innenverteidiger Marcus Mathisen erwies sich bislang als Volltreffer. Ihn und Torwart Florian Stritzel lobte Kauczinski nach dem 1:1 gegen Schalke sogar explizit.
Und so reicht genau ein Tor pro Spiel, um fast immer etwas Zählbares mitzunehmen. Zum Vergleich: 2019/2020 hatte Wiesbaden zum gleichen Zeitpunkt sogar ein Tor mehr geschossen, war mit 16 Gegentreffern und nur einem Punkt aber Tabellenletzter. Damals wollte man den Spektakel-Fußball aus der 3. Liga einfach in die neue Spielklasse mitnehmen – das misslang. Erst als Trainer Rüdiger Rehm seine geliebte Viererkette opferte, wurde der SVWW stabiler, hatte da aber schon einen Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze angehäuft.
Taktisch und personell stabiler aufgestellt
"Vom Gefühl her sind wir taktisch und von der Mannschaft her einen Tick stabiler", hatte Mockenhaupt kurz vor Saisonstart mit Blick zurück gesagt – und damit Recht behalten. Hinzu kommt, dass sich der Verein sinnvoller verstärkt hat als 2019. Damals setzte man vor allem auf junge Spieler und holte Routiniers wie Stefan Aigner und Heinz Lindner erst, als die Saison bereits in vollem Gange war.
"Wir haben damals schon viele Spieler vorher geholt, weil man vielleicht gar nicht mehr damit gerechnet hat, dass es noch um den Aufstieg geht", so Geschäftsführer Nico Schäfer. Dieses Mal war man im Laufe der Rückrunde davon überzeugt, den Sprung in die 2. Liga schaffen zu können – und handelte entsprechend. Und wenn wie gerade einige von ihnen verletzt sind, springt beispielsweise Nico Rieble in die Presche, der selbst zu Drittliga-Zeiten kein Stammspieler war, seine Aufgaben aber sehr solide löst.
Auch die Rahmenbedingungen scheinen nun besser zu passen. "Wir sind damals aufgestiegen, als wir eigentlich noch nicht bereit waren, das hatte auch ein bisschen was mit der Infrastruktur zu tun", sagte Schäfer vor der Saison. "Deswegen sage ich: Damals war es ein Jahr zu früh." Im Jahr 2019 spielte man permanent auf einer Baustelle, jetzt sind fünfstellige Zuschauerzahlen wie gegen Schalke keine Utopie mehr.
Offensiv noch Luft nach oben
Im Verein lässt man sich übrigens nicht von der Punkteausbeute blenden und weiß, dass beispielsweise der Sieg in Berlin oder der Punkt gegen Schalke, jeweils durch Treffer kurz vor Schluss, auch glücklich zustande kamen. Zumal es das Team ab und an mit der Leidenschaft übertreibt: Schon drei Spieler mussten mit Gelb-Rot vorzeitig duschen gehen, bereits mehrmals wechselte Kauczinski auch Spieler aus, um sie vor einem Platzverweis zu bewahren.
Und vor allem im Spiel nach vorne hat der SVWW noch Luft nach oben, Top-Stürmer Ivan Prtajin kommt durch die defensive Spielweise und das oft zu ungenaue Umschaltspiel bislang selten in gefährliche Abschlusspositionen. "Wir werden mal ein Spiel hoch verlieren. Und wir werden wahrscheinlich keins hoch gewinnen. Aber wir werden wahrscheinlich mehr Punkte sammeln als wenn du darauf ausgelegt bist, geilen Fußball zu spielen", fasste Mockenhaupt zusammen und gab die Richtung für die Länderspielpause vor: "Wir wissen auch, dass wir noch was zu tun haben und noch was optimieren müssen."