Verlorene Generalprobe gegen Metz Dem SVWW droht die Drittliga-Tristesse
Eine Woche vor Saisonstart kann der SV Wehen Wiesbaden bei seiner Generalprobe keine Begeisterung entfachen. Zudem vermeidet der neue Kapitän Florian Stritzel ein klares Bekenntnis zum Verein.
Der Schock über den Zweitliga-Abstieg, so scheint es, ist in Wiesbaden noch allgegenwärtig. Die Generalprobe gegen den FC Metz am Samstag (0:2) sollte ein Fan-Fest werden, geriet aber eher zu einem Vorgeschmack auf die drohende Drittliga-Tristesse in den nächsten Monaten. Rund 1.000 Fans waren gekommen und sahen ein Spiel, das wahrlich niemanden von den Sitzen riss. Etwa 100 von ihnen standen im Anschluss noch tapfer im Regen für Autogramme ihrer Helden an.
Nur Goppel und Bätzner werden gefährlich
Zuvor hatten sie eine Wiesbadener Mannschaft gesehen, die bemüht und diszipliniert war, aber kaum Highlights setzen konnte. "Klar hat man gesehen, dass der eine oder andere Ablauf noch nicht automatisiert ist, dass man sich noch ein bisschen einspielen muss", sagte Torwart Florian Stritzel im Anschluss. Aber: "Alles in allem war es ein guter Test."
Zweimal ließ sich der SVWW so überspielen, dass Metz den Ball nur noch einschieben musste (Arthur Atta, 33. Minute / Simon Elisor, 55.). Selbst wurde man auch nur zwei Mal ansatzweise gefährlich: Thijmen Goppel prüfte Metz-Keeper Alexandre Oukidja (40.), auch beim wuchtigen, aber zu zentralen Schuss von Nick Bätzner (60.) war der Schlussmann des französischen Erstliga-Absteigers zur Stelle.
Döring lobt die Schärfe
Selbst die Grafik-Abteilung wirkte noch sehr neben der Spur: So wurde laut Anzeigetafel in der zweiten Halbzeit unter anderem Daniel Brosinski ausgewechselt. Problem: Brosinski hat seine Karriere inzwischen beendet, seine 19 Einsätze für den SVWW sind außerdem bereits über 13 Jahre her.
Ansonsten: viel Taktik, viel Leerlauf. Das Publikum in Wiesbaden, das in der vergangenen Rückrunde im Vorfeld des Abstiegs viel hatte ertragen müssen, quittierte das Gesehene nach Abpfiff mit zaghaftem Applaus. Auch Trainer Nils Döring war um Optimismus bemüht: "Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet und waren taktisch sehr diszipliniert. Wir hatten eine sehr gute Schärfe im Spiel", sagte er. "Das eine oder andere Abstimmungsproblem hatten wir dann im letzten Drittel, was auch normal ist."
Zahlreiche Spieler fehlen angeschlagen
Auffällig war, dass zahlreiche Spieler die Generalprobe eine Woche vor dem Drittliga-Start verpassten. Ryan Johansson (Muskelverletzung), Fatih Kaya und Nassim El Ouarti (beide Sprunggelenk) sind aktuell ohnehin raus. Zu ihnen gesellten sich am Samstag Fabian Greilinger, Nico Rieble, Emanuel Taffertshofer und Ole Wohlers, die allesamt mit muskulären Problemen passen mussten. Auch Nikolas Agrafiotis stand nicht auf dem Platz - laut Döring eine Vorsichtsmaßnahme.
Auf eine Startelf für den Drittliga-Auftakt in Verl am kommenden Samstag (14 Uhr) hat sich der Coach noch nicht final festgelegt. "Es sind noch drei, vier Positionen offen", sagte er. Hoffnung machte ein Zugang: Felix Luckeneder, frisch aus Linz gekommen, wirkte in den letzten 30 Minuten mit. "Man hat in der halben Stunde gemerkt, dass er ein sehr feiner Fußballer ist, der eine sehr gute Präsenz hat und auch unter Druck sehr gute Bälle in die nächste Zone spielt", schwärmte Döring von seinem neuen Innenverteidiger.
Stritzel sagt nix
Eine Position dahinter, nämlich im Tor, stand 90 Minuten lang Stammkeeper Stritzel. Den hatte Döring kurz zuvor zum neuen Kapitän bestimmt. "Das am Arm ist eigentlich nur ein Stück Stoff. Ich habe auch letzte Saison versucht, viel Verantwortung zu übernehmen, ob die Binde da ist oder nicht, ist mir tatsächlich nicht so wichtig", so der 30-Jährige.
Ob die neue Rolle auch bedeutet, dass Stritzel dem Verein erhalten bleibt? Auf diese Nachfrage hin schwieg der Keeper nach der Partie am Samstag. Klar ist: Mit seinen starken Vorstellungen in der vergangenen Zweitliga-Saison dürfte er Begehrlichkeiten geweckt haben. Nach schmerzhaften Abgängen wie Ivan Prtajin, Marcus Mathisen, Aleksandar Vukotic, Hyun-Ju Lee und Robin Heußer wäre es für den SV Wehen Wiesbaden wichtig, nicht noch einen Leistungsträger zu verlieren.