SVWW-Stürmer Ivan Prtajin Der Lewandowski aus Wiesbaden
Spätestens seit dem DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig kennt Fußball-Deutschland Ivan Prtajin. Der Kroate ist der Ausnahmespieler beim SV Wehen Wiesbaden – und kommenden Sommer wahrscheinlich weg.
Ivan Prtajin. Fußballfans, die diesen Namen noch nie zuvor in ihrem Leben gehört hatten, haben ihn sich vergangenen Mittwoch gemerkt. Es lief die 41. Spielminute im DFB-Pokalspiel zwischen Zweitligist Wehen Wiesbaden und Bundesligist RB Leipzig. Der Titelverteidiger hatte das Spiel im Griff und lag mit 2:0 in Führung als ein langer Ball in den Strafraum der Sachsen segelte. Prtajin setzte sich geschickt gegen RB-Verteidiger Nicolas Seiwald durch, lupfte den Ball über den herauseilenden Peter Gulacsi und erzielte den Anschlusstreffer für den Außenseiter.
Es war ein Tor zum Zunge schnalzen und Prtajin legte in der 73. Minute noch einen zweiten Treffer hinterher. Nach einer Ecke, im zweiten Anlauf. Nicht besonders schön, aber das, was man sich von einem Stürmer erhofft: Prtajin ist in den wichtigen Momenten am richtigen Ort. Die Überraschung in Wiesbaden blieb zwar aus, der SVWW schied nach einem tollen Kampf mit 2:3 aus, das Spiel dürfte vielen aber im Gedächtnis bleiben.
Schweinsteiger outet sich als Fan
So auch ARD-Experte Bastian Schweinsteiger, der sich direkt als Prtajin-Fan outete und nach dem Spiel auf den Rasen ging, um dem 27-Jährigen Mut zuzusprechen. "Er gratulierte mir zu einem guten Spiel und sagte mir, ich solle weitermachen", verriet der SVWW-Angreifer jüngst in einem Interview mit der kroatischen Sportske Novosti (SN). "Dass eine Legende des Weltfußballs das Spielfeld betritt, um mir zu gratulieren, war schon eine Überraschung. Später hörte ich, dass er mich mit Lewandowski verglichen hat."
Ein Weltmeister vergleicht dich mit dem zweifachen Fifa-Weltfußballer des Jahres Robert Lewandowski? Das Pokalspiel gegen RB: Es dürfte auch für Prtajin ein erinnerungswürdiges gewesen sein.
Ohne Prtajin kein Aufstieg
Beim SV Wehen Wiesbaden wissen sie natürlich schon etwas länger, was sie am Kroaten haben. Im Sommer 2022 aus Slowenien geholt, schlug Prtajin umgehend ein. Nur dank seiner 15 Tore und 7 Vorlagen in 27 Drittligaspielen schaffte es der SVWW überhaupt in die Aufstiegsrelegation.
In den Spielen gegen Bielefeld avanciert zwar dann der inzwischen zu Union Berlin gewechselte Benedikt Hollerbach zum Aufstiegshelden, Prtajin schoss aber im Hinspiel ebenfalls ein Tor und bereitete je ein weiteres in Hin- und Rückspiel vor.
Wechsel 2024 ist "die interne Vereinbarung"
In der zweiten Liga kommt der Angreifer in acht Partien immerhin schon auf zwei Treffer. Die Frage, die man sich in Wiesbaden aber stellt, ist: Wie lange geht der 27-Jährige überhaupt noch für den SVWW auf Torejagd? Wahrscheinlich nur noch diese Saison.
Schon in diesem Sommer hatte er andere Angebote aus der ersten und zweiten Liga, verriet Prtajin im SN-Interview. Aber weder der Verein noch er selbst wollten die Verbindung frühzeitig lösen. Also schloss man einen Deal: "Ich wollte nichts überstürzen und nach einem Jahr die Umgebung wechseln. Ich denke, dass ich hier mein Potenzial zeigen und dann nach einer weiteren Saison einen Transfer vollziehen kann. Das ist auch die interne Vereinbarung", so Prtajin.
Der SVWW ist gut im Ersetzen
Der Kroate, der wegen einer Verletzung wohl zwei bis drei Wochen pausieren muss, spielt also höchstwahrscheinlich seine letzte Saison für den SVWW. Ein Abgang des Kroaten würde den Verein natürlich schwer treffen, auch wenn ein Verkauf sicherlich lukrativ sein dürfte. Und: Die Hessen haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Verluste gut kompensieren können.
Als 14-Tore-Stürmer Gustaf Nilsson 2022 den Verein verließ, lotsten die Verantwortlichen Prtajin in die hessische Landeshauptstadt. Man darf schon jetzt gespannt sein, wer kommendes Jahr der Ersatz für den Wiesbadener Lewandowski wird.