Nach Klatsche gegen Ingolstadt Fehlende "Verteidigungslust" nervt SVWW-Trainer Döring
Gegen Ingolstadt fängt sich der SV Wehen Wiesbaden nicht zum ersten Mal in dieser Saison fünf Gegentore in einem Heimspiel. Trainer und Spieler sind entsprechend angefressen - und mit der Offensivleistung trotzdem zufrieden.
Unter Freunden macht man sich Geschenke - vor allem zur Weihnachtszeit. Die Fans des SV Wehen Wiesbaden feierten ihre Verbundenheit mit den Anhängern von Gegner Ingolstadt am Samstag mit Transparenten, eigens angefertigten Schals und Gesängen. Auch wurde rund um das Stadion das ein oder andere Getränk zusammen getrunken, um die seit Jahren bestehende Fanfreundschaft weiter zu vertiefen. Dass aber auch die Mannschaft auf dem Platz ordentlich Präsente an die Gäste verteilte, konnte ihnen nicht gefallen.
Denn beim 2:5 gegen den FCI am Samstag wurden den Ingolstädtern die Tore quasi auf dem Silbertablett serviert: Beim 0:1 durch Benjamin Kanuric spielte die SVWW-Hintermannschaft Ping-Pong mit sich selbst. Unmittelbar vor dem 0:2 von Deniz Zeitler verlor Orestis Kiomourtzoglou den Ball in gefährlicher Position kurz vor dem eigenen Strafraum. Und beim 1:4 von Sebastian Grönning ließ sich Sascha Mockenhaupt allzu leicht überspielen. "Wir haben den Gegner eingeladen", konstatierte Fatih Kaya am ARD-Mikrofon.
Döring: "Fünf Gegentore - das geht nicht"
Hinzu kamen das fein herausgespielte 1:3 durch Zeitler und der von Ben Nink verschuldete Foulelfmeter, den Ingolstadt zum zwischenzeitlichen 1:5 nutzte. "Fünf Gegentore - das geht nicht", war SVWW-Trainer Nils Döring nach Abpfiff sichtlich angefressen. Zumal das nicht zum ersten Mal passierte: Auch beim 1:5 gegen die zweite Mannschaft von Hannover 96 im Oktober fielen die Wiesbadener in der Defensive regelrecht auseinander. 32 Gegentore in 18 Spielen ist eher die Bilanz eines Drittliga-Kellerkindes. Unter den ersten acht der Tabelle hat der SVWW aktuell als einzige Mannschaft eine negative Tordifferenz.
"Wir haben richtig gute Spiele dabei, in denen wir kompakt stehen und nichts zulassen. Und dann haben wir so Spiele wie heute dabei", analysierte Kaya, dessen zwei Treffer gegen seinen Ex-Verein schließlich nicht reichten, um weitere Punkte zu sammeln. "Das sind zu einfache Gegentore. Da müssen wir einfach ekelhafter werden und auch mal dazwischenhauen." Ähnlich sah es sein Coach: "Entscheidend ist, dass wir eine andere Verteidigungslust an den Tag legen müssen, um weniger Gegentore zu bekommen."
Viele Chancen, aber zu wenige Tore
Denn auf der anderen Seite des Spielfeldes hatte Döring eher wenig auszusetzen. "Es war vielleicht eines unserer besten Offensivspiele. Wir waren offensiv gut in unseren Abläufen drin und hatten viele Torchancen." Die allerdings, auch das war ein Unterschied zu den Gästen an diesem Tag, zu oft ungenutzt blieben. Kaya ließ direkt nach einer Minute die Führung liegen - er hätte den Ball nur ins Tor schieben müssen, traf die Kugel allerdings nicht. Auch sein Sturm-Kollege Moritz Flotho scheiterte mehrfach in aussichtsreicher Position.
Und so hat es der SVWW verpasst, sich kurz vor der Winterpause als ernsthafter Konkurrent um den Aufstieg zu positionieren. Nach der Partie am Samstag war man zunächst Siebter mit drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz drei, die Zahlen könnten sich mit Abschluss des Spieltages am Sonntag aber noch zu Ungunsten des SVWW ändern. Im Mittelfeld der 3. Liga sind die Teams dennoch weiterhin eng beisammen. Umso wichtiger wäre ein Sieg zum Jahresabschluss bei Alemannia Aachen am kommenden Samstag (16.30 Uhr). Geschenke sollte Wiesbaden dort jedenfalls nicht wieder so großzügig verteilen.