Von der Achterbahn in die Erfolgsspur Plötzlich wieder Geheimfavorit – SVWW punktet mit Standortvorteil

Nach der herben Klatsche gegen Hannover II zeigte der SV Wehen Wiesbaden gegen Dynamo Dresden nur vier Tage später die erwünschte Reaktion. In dieser Form scheint in der 3. Liga plötzlich wieder alles möglich für den Absteiger.

Mannschaftskreis des SVWW beim Spiel gegen Dresden
Spieler des SV Wehen Wiesbaden bilden einen Mannschaftskreis beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden. Bild © Imago Images
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SV Wehen Wiesbaden schlägt Dresden - die Highlights

Wehen still
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Es war ein Perspektivwechsel für Sascha Mockenhaupt. Von der Bank aus sah der Routinier, wie sein SV Wehen Wiesbaden gegen Dynamo Dresden am Mittwochabend umsetzte, was Trainer Nils Döring seinem Team aufgetragen hatte. Eine Reaktion sollte bitteschön erkennbar werden, vier Tage nach einer bemerkenswerten 1:5-Heimniederlage gegen Hannover 96 II.

"Absolute Leidenschaft, 100-prozentige Überzeugung, absolute Zweikampfführung", hatte Döring bestellt und angekündigt: "Wir wollen unsere wahre Identität zeigen." Die sah gegen die ambitionierten Sachsen deutlich besser aus. Dass Fatih Kayas Kopfballtreffer (21.) am Ende zum Sieg reichte und die Hessen sogar noch zwei Größtchancen ungestraft liegen lassen konnten, war zwar folgerichtig, aber nur ein Bonus. "Auch wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre es einfach von der Einstellung, von dem, wie wir es angegangen sind, gut gewesen. Dass es dann noch für einen Sieg reicht: umso besser", sagte Mockenhaupt bei Magenta Sport.

Zwar konnte er über seine späte Einwechslung am Ende scherzen. Dass Döring ihn zuvor 65 Minuten lang auf der Bank sitzen ließ, wurmte den Defensivspezialisten aber doch. "Grundsätzlich find ich's immer scheiße. Ich glaube, das wird auch nie aufhören. Ich will immer spielen. Ich will immer auf dem Platz stehen", sagte Mockenhaupt. Nach dem Hannover-Spiel habe es jedoch Argumente für jeden möglichen Wechsel gegeben.

Gleichauf mit Rekordspieler Mintzel

Döring versprach sich gegen Dresden vor allem mehr Durchschlagskraft bei Standards und warb um Verständnis bei Mockenhaupt, der dennoch zu seinem Einsatz kam. Schließlich kein ganz unbedeutender in der Karriere des 33-Jährigen. Mit nun 291 für den Klub liegt er gleichauf mit dem bisherigen Wehener Rekordspieler Alf Mintzel.

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Konkurrenz besteht zwischen den beiden deshalb aber keineswegs. "Ich sehe mich gerne mit Alf an einem Tisch und trinke mit ihm ein Bierchen. Da fühlen wir uns beide wohl. Aber ich würde das nicht einstufen wollen", sagte Mockenhaupt. Beide Spieler hätten zu unterschiedlichen Phasen Wichtiges für den Klub geleistet. "Alf hat viele entscheidende Situationen gehabt, als es dem Verein schlechter ging." Er selbst habe dann geholfen, den Verein dauerhaft in einem Schwebestatus zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga zu etablieren.

Mit dem Dreier gegen Dresden nähert sich der SVWW nun wieder ein klein wenig der zweiten Liga. Die Hessen sind aktuell Fünfter, punktgleich mit Energie Cottbus auf dem Relegationsplatz, nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Sandhausen. Dass die Ausschläge in beide Richtungen abflachen und sich Konstanz einstellt, sei nur eine Frage der Zeit, betonen Trainer und Spieler unisono. Der Umbruch nach dem Abstieg war eben so zwangsläufig wie umfänglich.

Aufstiegskandidat mit Standortvorteil

Sollte das Team weiter am Feintuning arbeiten, ist der Absteiger fast zwangsläufig auch ein Aufstiegskandidat. Mockenhaupt hat genug Erfahrung, um zu wissen, worauf es dabei ankommt: "Bei den anderen beiden Aufstiegen haben wir auch nicht schwer drüber geredet. Da kam der Gedanke irgendwann im März. Man muss oben dranbleiben. Wenn man dann im März noch dran ist, dann braucht man eine Serie, um es hinten raus wirklich zu schaffen."

Ein großer Faustpfand: Müssen muss niemand. Auch nach der 1:5-Niederlage gab es keine Pfiffe gegen die Mannschaft. Ein Umfeld, in dem es sich gut arbeiten lässt, nennt Mockenhaupt das. "Der Druck bei anderen Vereinen ist definitiv größer, das ist einfach ein Vorteil. Den wollen wir uns auch behalten", sagte der Innenverteidiger. Dass sich mit diesem Standortvorteil auch große Traditionsklubs ausstechen lassen, hatte sein Klub da gerade erst wieder vorgeführt.

Redaktion: Aaron Knopp

Quelle: hessenschau.de