Acht Tore in zwölf Spielen Das macht SVWW-Stürmer Prtajin so stark
Ivan Prtajin hat in der Vorrunde beim SV Wehen Wiesbaden sofort eingeschlagen. Dabei übertrumpfte der Kroate sogar seinen erfolgreichen Vorgänger Gustaf Nilsson.
Die Fußstapfen waren groß: Gustaf Nilsson verließ den SV Wehen Wiesbaden wie erwartet im Sommer, ein neuer Stürmer musste her. Verpflichtet wurde schließlich Ivan Prtajin, der sich sofort als Glücksgriff erwies.
"Er hat eine unheimliche Qualität im Abschluss, gerade im Kopfball. Er ist ein richtiger Mittelstürmer und Goalgetter", schwärmte SVWW-Trainer Markus Kauczinski kürzlich im Interview mit dem hr-sport. Acht Mal knipste Prtajin in zwölf Spielen in der Hinrunde und legte weitere drei Treffer auf. In der Torjägerliste der laufenden Drittliga-Saison ist nur Luca Schnellbacher von Tabellenführer SV Elversberg vor ihm, der allerdings auch knapp 100 Spielminuten mehr auf dem Tacho hat.
Aus der Conference-League-Quali in die 3. Liga
Damit überflügelt Prtajin auch seinen Vorgänger beim SVWW: Nilsson hatte nach seiner Ankunft in Wiesbaden im Januar 2021 zunächst Verletzungsprobleme und brachte es in seinen ersten 14 Drittliga-Einsätzen seinerzeit auf drei Tore und zwei Vorlagen, bevor er in der Folgesaison durchstartete. Dass Prtajin diesen Anlauf nicht brauchte, hat mehrere Gründe. Als der 26-Jährige im August von Olimpija Ljubljana nach Wiesbaden kam, hatte er mit dem slowenischen Erstligisten bereits zwei Qualifikationsrunden zur Conference League bestritten und entsprechende Spielpraxis.
Außerdem integrierte sich der Kroate schnell. "Er kommt in eine neue Mannschaft und in ein neues Land und hat von Anfang an gesagt: Das wird, ich mache mir da keinen Kopf. Er ist unheimlich locker damit umgegangen und hat das richtig gut gemacht", beschrieb Kauczinski seine ersten Eindrücke des Neuen. Der Trainer baute ihn langsam ins System ein: Sein Debüt feierte Prtajin mit einem Kurzeinsatz in Ingolstadt, am Tag darauf traf er in einem Testspiel gegen Bundesligist Mainz 05 per Elfmeter zum Sieg. Wiederum als Einwechselspieler gelang in der nächsten Partie in Saarbrücken sein erstes Drittliga-Tor - per Hacke zum späten Ausgleich.
"Jetzt bin ich bereit, zu spielen und meine Qualität zu zeigen", gab Prtajin eine Woche später nach dem 3:1 gegen Freiburg zu Protokoll - bei seinem Startelf-Debüt hatte er mit einem Tor und einer Vorlage maßgeblich zum Sieg beigetragen. Einige Wochen später ergänzte er nach seinem Siegtor in Zwickau: "Wir haben große Ambitionen."
Torjubel inzwischen regelkonform
Dass der SVWW auf Relegationsrang drei überwintert und vom Aufstieg träumen darf, hat er auch seinem neuen Stürmer zu verdanken, dessen Integration übrigens auch neben dem Platz bestens läuft: "In einigen Monaten können wir vielleicht Deutsch sprechen", hatte Prtajin, der einst eineinhalb Jahre in Schaffhausen in der Schweiz aktiv war, den Journalisten im September in Aussicht gestellt. "Er kommt immer mal mit einem deutschen Wort", berichtete Trainer Kauczinski nun, wobei in der "internationalen Truppe" der Wiesbadener ohnehin häufiger zu Englisch gewechselt würde.
Eine Sache musste der Coach seinem neuen Topstürmer übrigens austreiben: Sowohl nach seinem Premierentor in Saarbrücken als auch beim 3:1 gegen Essen zog Prtajin beim Jubeln sein Trikot aus und kassierte Gelb. "Beim ersten Mal habe ich noch gedacht: Okay, der Überschwang der Gefühle und ein neues Umfeld, da kann man ein Tor ruhig mal feiern", sagte Kauczinski damals. "Aber jetzt ist es gut, jetzt werden die Strafen höher." Auch wenn es die Mannschaftskasse gefreut haben dürfte, bejubelt der Kroate seine Treffer seitdem regelkonform.