SVWW nach Remis gegen Saarbrücken Babyschritte statt Befreiungsschlag
Der SV Wehen Wiesbaden zeigt gegen Saarbrücken eine ordentliche Leistung, das Siegesgefühl ist dem Team allerdings abhanden gekommen. Weil es in der Drittliga-Tabelle kurios zugeht, muss sich der Verein weiterhin Sorgen machen.
Emanuel Taffertshofer hatte der Welt etwas mitzuteilen. Nach seinem Tor im Spiel des SV Wehen Wiesbaden gegen Saarbrücken in der 38. Minute schnappte sich der defensive Mittelfeldmann, der wahrlich nicht oft netzt, den Ball und grüßte per "Baby-Jubel" nach Hause. "Es hat mir viel bedeutet", sagte er nach der Partie am Freitagabend und bestätigte, dass in der Familie Taffertshofer Nachwuchs unterwegs ist. "Es sind noch drei Wochen bis zum Geburtstermin."
Sein Kollege aus dem Sturm wollte es ihm gleichtun: Fatih Kaya traf in der 51. Minute und hatte sich schon den Ball unter das Trikot gestopft. Ehe er seine Nachwuchs-Ankündigung vollenden und ganz nebenbei auch seine Torflaute beenden konnte, ertönte allerdings der Abseitspfiff. Weil wenige Minuten später Saarbrücken zum Ausgleich traf und beide Teams sich schließlich mit 1:1 trennten, galt für den SVWW im Drittliga-Abstiegskampf: Babyschritte statt Befreiungsschlag.
Döring bemängelt schlecht ausgespielte Konter
Die Wiesbadener sind nun seit sechs Spielen sieglos, zeigten gegen den Aufstiegsaspiranten aus dem Saarland aber eine ansprechende Leistung. "Beide Mannschaften hatten ihre Chancen", analysierte Angreifer Moritz Flotho, der die beste Gelegenheit für den SVWW nach 70 Minuten liegen ließ. "Es war echt ein knappes Ding, der Torwart liegt gerade noch so auf dem Ball", ärgerte er sich. Auf der anderen Seite konnte sich das Team bei Keeper Florian Stritzel bedanken, der mehrere Großchancen der Saarbrücker entschärfte und nur beim Gegentreffer durch Florian Krüger wirklich machtlos war.
Weil beide Teams mehr als nur einen Punkt wollten und Saarbrücken den Druck gegen Ende noch mal erhöhte, ergaben sich für den SVWW im Umschaltspiel viele Räume. Nutzen konnten die Landeshauptstädter diese allerdings nicht. "Wir waren im letzten Drittel nicht präzise genug. Die Kontermöglichkeiten waren definitiv da", bemängelte Trainer Nils Döring, der ansonsten wenig auszusetzen hatte. "Ich bin kein Freund von Unentschieden, aber wir können mit dem Punkt zufrieden sein."
SVWW-Systemumstellung fruchtet
Dabei half auch eine Systemumstellung - der SVWW agierte mit einer Viererkette, um den Gegner zu überraschen. "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Sie hat es hervorragend umgesetzt", so Döring. Das nötigte auch Saarbrücken, das durch den Punktgewinn vorübergend auf Relegationsrang drei kletterte, Respekt ab. "Wir haben gegen eine gute Mannschaft aus Wiesbaden gespielt. Da war es vielleicht nicht verdient, mehr Punkte mitzunehmen", sagte Trainer Rüdiger Ziehl.
Einen Befreiungsschlag haben die Wiesbadener allerdings verpasst - und müssen nun warten, wie sich die Konkurrenz im Abstiegskampf am Wochenende anstellt. Kurios: Die 43 Punkte, die man aktuell auf dem Konto hat, hätten in den vergangenen fünf Jahren am Saisonende immer zum Klassenerhalt in der 3. Liga gereicht. Das könnte dieses Mal anders sein, der SVWW schwebt gemeinsam mit vielen anderen Mannschaften weiterhin in Gefahr.
Gegen Unterhaching sollen Big Points her
"Die Liga ist hinten drin verrückt. Die unteren Teams punkten stark", sagte Taffertshofer. Momentan hat seine Mannschaft sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, die Konkurrenz kann ihn aber am Samstag und Sonntag noch schmilzen lassen. Eine interne Kalkulation, welche Punktzahl am Ende genügen könnte, gebe es nicht, so Trainer Döring. "Wir schauen nicht, wie viele Punkte man zum Klassenerhalt braucht, sondern wir wollen sie erstmal holen."
Am kommenden Samstag (14 Uhr) kommt Schlusslicht Unterhaching nach Wiesbaden. Mögliche Big Points für den SVWW - oder eben Absturzgefahr. Das Team muss endlich wieder das Siegen lernen, um im Abstiegskampf mehr als nur Babyschritte zu machen.