SVWW vor dem Drittliga-Start Mit Demut zurück in bekannte Gefilde

Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga sucht der SV Wehen Wiesbaden vor dem Saisonstart noch nach seiner Form - und nach seiner Startelf. Große Töne spuckt kurz vor dem Auftakt gegen Verl jedenfalls niemand.

Florian Carstens und Nico Rieble vom SV Wehen Wiesbaden in der Saisonvorbereitung
Florian Carstens und Nico Rieble vom SV Wehen Wiesbaden in der Saisonvorbereitung Bild © Imago Images
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Der SV Wehen Wiesbaden kann in dieser Saison, die am Samstag (14 Uhr) mit der Partie in Verl startet, seine ohnehin schon deutliche Tabellenführung ausbauen. Klingt komisch? Ist aber so! Denn in der ewigen Drittliga-Tabelle thront der SVWW ganz oben und hat sowohl die meisten Spiele (492) als auch die meisten Punkte (726) vorzuweisen.

Über diese Gelegenheit freut sich in Wiesbaden freilich niemand. Zu sehr schmerzt noch der Abstieg - nach einer guten Hinrunde hatte man in der zweiten Liga komplett den Faden verloren und in der Relegation gegen Regensburg schließlich den Kürzeren gezogen. An den Folgen knabbern sie beim SVWW knapp zwei Monate später noch immer.

Saisonstart könnte schwierig werden

So haben mit Ivan Prtajin, Robin Heußer, Hyun-Ju Lee, Marcus Mathisen und Aleksandar Vukotic zahlreiche Leistungsträger den Verein verlassen. "Nach dem Abstieg ist ein Umbruch vorhanden und er ist schwer aus den Klamotten zu kriegen", sagte Nils Döring und kündigte schon mal einen schwierigen Saisonstart an. "Es wird eine Zeit dauern." Der Coach, der von der Interimslösung zum Chef befördert wurde, begrüßte zum Vorbereitungsstart vor allem junge, vielversprechende Spieler ohne große Drittliga-Erfahrung.

Im Anschluss musste man improvisieren, als das geplante Trainingslager in Südafrika platzte: Das Team war schon in der Luft, als das Flugzeug wegen technischer Probleme umkehren musste. Statt Promo-Trip und Schufterei weit weg gab es Einheiten am heimischen Halberg und ein eilig improvisiertes Trainingscamp in Baden-Württemberg. Hinzu kam, dass dem SVWW mit dem NEC Nijmegen und dem 1. FC Nürnberg II gleich mehrere Testspiel-Gegner absprangen. Eine störungsfreie Saisonvorbereitung sieht definitiv anders aus.

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Die Zu- und Abgänge des SVWW (Stand: 1. August 2024)

Zugänge: Tarik Gözüsirin (VfB Lübeck), Ivan Franjic (Würzburger Kickers), Ole Wohlers (Teutonia 05 Ottensen), Marius Wegmann (Würzburger Kickers), Moritz Flotho (SC Paderborn), Fabian Greilinger (TSV 1860 München), Justin Janitzek (Bayern München II), Ryan Johansson (SC Freiburg II), Fatih Kaya (VV St.Truiden/Belgien), Felix Luckeneder (LASK)
Abgänge: Ivan Prtajin (FC Union Berlin), Robin Heußer (Karlsruher SC), Lasse Günther (FC Augsburg/Leihende), Hyun-Ju Lee (Bayern MünchenII/Leihende), Kianz Froese (unbekannt), John Iredale (Aalborg BK), Julius Kade (FC Emmen), Keanan Bennetts (unbekannt), Marcus Mathisen (1. FC Magdeburg), Franko Kovacevic (Gangwon FC/Leihe)

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Im Angriff hakt es noch

Immerhin: Kurz vor Saisonstart kamen mit Felix Luckeneder und Florian Hübner zwei erfahrene Akteure für die Innenverteidigung hinzu. "Er ist ein sehr feiner Fußballer, der eine sehr gute Präsenz hat und auch unter Druck sehr gute Bälle in die nächste Zone spielt", schwärmte Döring von Luckeneder. In der Generalprobe gegen Metz (0:2) durfte der Österreicher, der erst kurz zuvor nach Wiesbaden gekommen war, 30 Minuten spielen. Er dürfte aber generell ein Kandidat für die Startelf sein.

Während die Abwehr nun personell gut aufgestellt ist und gegen Metz auch einen soliden Eindruck machte, hakt es weiterhin vorne. Besonders im Sturm fehlen Döring aktuell die Alternativen, Neuzugang Fatih Kaya kann erst in drei bis vier Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen. Zum Ende der Vorbereitung wurden auch Ole Wohlers und Nikolas Agrafiotis zwischenzeitlich wegen kleinerer Blessuren rausgenommen. Gegen Metz stürmte Moritz Flotho, dem allerdings noch die Bindung zum Spiel fehlte. Das lag auch daran, dass aus dem Mittelfeld wenig Kreatives kam.

Noch einige Positionen offen

Aus der Startaufstellung der Generalprobe lässt sich auch wegen der vielen angeschlagenen Spieler kaum ein Hinweis auf die Elf ableiten, die am Samstag in Verl beginnen wird. "Es sind noch drei, vier Positionen offen", sagte Döring, ohne die Positionen zu nennen.

Im Tor hat man mit Florian Stritzel einen absoluten Klassemann, der gesetzt ist und den Döring sogar zum Kapitän bestimmt hat. Dennoch droht Ungemach, denn Stritzels Auftritt in der Mixed Zone nach dem Metz-Spiel ließ aufhorchen. Dort wollte er die Frage, ob er dem Verein denn nun erhalten bleibe, schlicht nicht beantworten. Ein Abgang des frisch ernannten Kapitäns, der bis zum Transferschluss am 1. September noch möglich wäre, würde den SVWW hart treffen.

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Uwe Stöver sitzt bei der Pressekonferenz.
Vorstellung von Uwe Stöver beim SV Wehen Wiesbaden. Bild © hessenschau.de
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Liga der unangenehmen Gegner

Klar, dass unter diesen Voraussetzungen niemand in Wiesbaden große Töne spuckt und von Wiederaufstieg spricht. "Man muss demütig an die Sache rangehen. Man hat es letztes Jahr an Bielefeld gesehen, die fast durchgereicht wurden", warnte Döring. "Wir wollen zur Gruppe, die oben mitspielen will, dazugehören und die Tuchfühlung immer wieder haben."

Wer die Favoriten sind? "Rostock, Dresden, Saarbrücken, Ingolstadt, Sandhausen, Essen - das wird ein Hauen und Stechen in dieser Liga, da müssen wir drauf vorbereitet sein." Mit Rostock bekommen es die Wiesbadener direkt im ersten Heimspiel zu tun, zuvor geht es zum Saisonauftakt nach Ostwestfalen. "Verl ist ein unangenehmer Gegner. Aber welcher Drittligist ist nicht unangenehm?", so Döring. Und in der 3. Liga kennt sich der SVWW ja bekanntlich aus.

Quelle: hessenschau.de