"Aufstieg überragend für alle" Kauczinski sorgt für den Quantensprung des SVWW
Trainer Markus Kauczinski hat den SV Wehen Wiesbaden zurück in die 2. Liga geführt. Er darf sich nun völlig zurecht mit seinen Aufstiegshelden dafür feiern lassen.
2007 gelang es Christian Hock, 2019 Rüdiger Rehm - und diesmal Markus Kauczinski. Er ist der dritte Trainer, der den SV Wehen Wiesbaden in die zweite Liga geführt hat. Die obligatorische Bierdusche ließ nach dem Erfolg auf der Bielefelder Alm am Dienstagabend vor etwa 1.000 mitgereisten SVWW-Fans daher nicht lange auf sich warten.
SVWW setzt sich imposant durch
"Nass und feucht" sei es gewesen, es fühle sich "aber gut an", berichtete der Aufstiegs-Coach hinterher. Der Stolz über den klaren Sieg in der Relegation hat das klebrige Gefühl aber vergessen lassen. Der SVWW ließ der Arminia über 180 Minuten kaum eine Chance und setzte sich in Hin- und Rückspiel in der Gesamtrechnung imposant mit 6:1 durch - so hoch wie keine andere Mannschaft in der 2009 wiedereingeführten Relegation.
Auch ein frühes Gegentor durch Fabian Klos brachte das stabile Gebilde nicht mehr ins Wanken. "Wir wussten, dass so ein früher Treffer passieren kann. Das haben wir beim Hamburger SV gegen den VfB Stuttgart gesehen", sagte Kauczinski.
SVWW darf gegen Schalke oder Hertha ran
Die Spielfilme waren in den Relegationsspielen in den höchsten Spielklassen ähnlich. Stuttgart und der SVWW gewannen die Hinspiele souverän, kassierten im Rückspiel ein frühes Gegentor und schalteten anschließend einen Gang nach oben.
Es ist ein Quantensprung für den SVWW. Statt Freiburg II, SC Verl oder Viktoria Köln lauten die Gegner in einer hochattraktiven Liga ab Sommer Schalke 04, Hamburger SV, 1. FC Kaiserslautern oder Hertha BSC. Geschäftsführer Nico Schäfer jubelte: "Geiler geht es für uns ja gar nicht. Wir sind aber nicht in der 2. Liga, um uns abschlachten zu lassen, sondern wir wollen Punkte holen."
SVWW-Geschäftsführer: "Aufstieg eine Sensation"
Schäfer weiß die Rückkehr in Liga zwei nach drei Jahren Abstinenz einzuordnen: "Für einen Verein in unserer Größenordnung ist dieser Aufstieg eine Sensation. Keiner hat damit gerechnet." In der 2. Liga werden die Landeshauptstädter wie auch die SV Elversberg mit verhältnismäßig kleinem Etat und als Außenseiter starten.
Kauczinski war sich bewusst, was hinter dem SVWW lag: "Es ist schwierig aufzusteigen. Der Weg ist lang und am Ende entscheidet ein Punkt oder ein Treffer." Dies mussten die Fans des Klubs am letzten Spieltag der abgelaufenen Drittliga-Saison miterleben.
SVWW schüttelt Last-Minute-Drama ab
Die Wiesbadener Profis und Anhänger feierten ihren Sieg gegen Halle bereits auf dem Rasen des Stadions, als urplötzlich noch der VfL Osnabrück zwei Tore erzielte und den direkten Aufstieg damit fixierte. Der SVWW musste nach diesem Schock, diesem Last-Minute-Drama, in der Relegation doch noch nachsitzen. "Wir waren vier Minuten schon aufgestiegen. Die Jungs haben das alles verpackt und haben das weggesteckt", berichtete Kauczinski.
Der Coach schwörte das Team ein auf die Aufgabe und packte so die Krönung. Darauf hätte zu Beginn im November 2021 nicht jeder gewettet. Das Erbe war schwer, Ex-Trainer Rehm äußerst erfolgreich und beliebt. Der Start ging mit einer Blamage im hessischen Landespokal gegen Friedberg los, auch beim 1. FC Kaiserslautern gab es eine Niederlage.
"Freue mich auf ein paar neue Stadien"
Vergessen ist der Stotterstart, Kauczinski wird zum Anpfiff der neuen Spielzeit zum 180. Mal bei einem Zweitligaspiel am Seitenrand stehen. "Ich freue mich auf ein paar neue Stadien", verriet er. Bis dahin vergehen aber noch einige Wochen, jetzt steht Party auf dem Programm. "Will Griggs on fire" tönte es aus der Kabine, am Mittwochnachmittag starten die Feierlichkeiten in Wiesbaden und Taunusstein.
Einer wird dabei ganz besonders in den Blickpunkt rücken: Sascha Mockenhaupt. Der 31-Jährige ließ sich nach dem Abstieg 2020 die Haare wachsen und kündigte an, dass sie im Falle eines Aufstiegs abrasiert werden. "Jetzt ist es endlich so weit!"
Haareschneiden sei für ihn "irgendwie auch ein Abschluss der ganzen Reise". Seine Frau sei darüber "ein bisschen traurig". Aber Wettschulden sind eben Ehrenschulden. Mockenhaupt wird es verkraften können, bevor sich der Blick auf die am 28. Juli beginnende zweite Liga richtet.