Debüt in der Handball-Bundesliga Was Wetzlar unter Neu-Coach Horvat trotz Pleite Mut macht
Bei seinem ersten Spiel verlor Trainer Hrvoje Horvat mit der HSG Wetzlar klar. Hinterher ärgerte er sich über die Fehler im Angriff, bekam aber von seinen neuen Schützlingen schon viel Lob.
Hrvoje Horvat zeigte sein ganzes Temperament. Während seines Debüts als neuer Trainer der HSG Wetzlar in der Handball-Bundesliga am Sonntag gegen die Rhein-Neckar Löwen ruderte er an der Seitenlinie mit den Armen und deutete Passfolgen mit den Fingern an. Immer wieder musste er seine heruntergerutschte Brille von der Nasenspitze hochschieben.
Doch das Engagement von Trainer wie Spielern nutzte nichts: Am Ende stand eine verdiente 23:29-Heimniederlage vor ausverkaufter Halle gegen eines der formstärksten Teams der Liga. Es war somit eine neuerliche Pleite für die abstiegsgefährdeten Wetzlarer, aber auch in den Augen von Horvat eine Partie mit positiven Elementen: "Eine Niederlage ist nie schön, am Anfang haben wir gut eröffnet. Im Angriff haben wir uns allerdings einige technische Fehler geleistet. Ich kann meiner Mannschaft insgesamt keinen Vorwurf machen, sie hat gekämpft bis zum Ende."
Eklatante Schwächephase ab zwölfter Minute
Tatsächlich zeigten seine Spieler bei der Premiere des neuen Chefs einen guten Start. Nach zwölf Minuten lag die HSG mit 7:5 in Führung, dann aber schlug die individuelle Klasse des Gegners zu. Gäste-Spielmacher Juri Knorr traf drei Mal nacheinander und legte zwei weitere Treffer vor. Der 9:0-Lauf der Gäste in dieser Phase war dann mit spielentscheidend. Wetzlars Nationaltorwart Till Klimpke fasste gegenüber hr-sport später selbstkritisch zusammen: "Ab der zwölften Minute haben wir gefühlt kein Tor mehr geworfen und unglückliche Tore kassiert. Die Abwehr war gut, aber wir hatten da keine Torhüterleistung."
Es mochte kurios klingen nach der Niederlage, aber gerade die Defensive machte den Wetzlarern Hoffnung. "Wir lernen gerade unter dem neuen Trainer eine neue Abwehrtaktik, man hat gesehen, dass wir damit sehr viel Potenzial haben", so Klimpke weiter. "In den nächsten Wochen werden wir eine starke Abwehr aufbieten." Und sein Teamkollege Lenny Rubin, mit acht Toren bester Werfer der Gastgeber, sekundierte auf Nachfrage: "Wir haben in der kurzen Zeit mit dem neuen Trainer viel in die Abwehrarbeit investiert und heute sehr gut gestanden."
Lob für Abwehrarbeit
Gerade Rubin hatte offen Kritik an der Entlassung von Vorgänger-Trainer Ben Matschke geäußert ("Es gab viel Stress"), nun lobte er den neuen Coach. "Ich möchte zur Entlassung nichts mehr sagen. Fakt ist: Der neue Trainer hat schon viel bewegt und uns aufgebaut." Horvat genießt einen guten Ruf als Talenteentwickler, in Kroatien hatte er bei RK Nasice viel bewegt. Derzeit ist er außerdem noch Trainer der kroatischen Nationalmannschaft.
Am Sonntag hatte er im zweiten Durchgang unter anderem auf 5:1-Abwehr und sieben Feldspieler umgestellt. "Ich hatte das Gefühl, dass wir das Letzte versuchen mussten. So sind wir fast ins Spiel zurückgekommen", sagte Horvat. Die HSG verkürzte sechs Minuten vor Schluss auf vier Tore Rückstand, leistete sich dann aber unter anderem von Jonas Schelker leichte, individuelle Fehler. Die Löwen nutzten sie allesamt eiskalt aus.
Rubin: Weiterkommen ist ein Muss
Der Tabellendritte war gerade im Angriff an diesem Tag für die Mittelhessen eine Nummer zu groß. Sie wollen aber in den kommenden beiden Partien vor der WM-Pause Ergebnisse liefern. Wetzlar spielt im Pokal bei Zweitligist Großwallstadt (22.12.) und am 27. Dezember in der Liga in Flensburg.
"Im Pokal ist ein Weiterkommen ein Muss und in Flensburg wollen wir auch etwas mitnehmen", zeigte sich Lenny Rubin optimistisch. Die jüngste Verstimmung bei ihm war Optimismus gewichen – immerhin auch das ein Verdienst von Horvat.