HSG Wetzlar im Tabellenkeller Nicht schon wieder Abstiegskampf
Die HSG Wetzlar hat einen klassischen Fehlstart in die neue Bundesligasaison hingelegt. Die Gründe für den schwachen Auftakt liegen auch in der vergangenen Saison begraben. Doch bei der HSG ist man zuversichtlich.
Vier Spiele, null Punkte, 36 Tore mehr kassiert als geworfen – die Saison in der Handball-Bundesliga ist erst wenige Wochen alt, schon befürchtet der eine oder andere im Umfeld der HSG Wetzlar eine erneute Seuchensaison. Zur Erinnerung: In 2022/23 musste die HSG lange um den Klassenerhalt zittern und konnte erst kurz vor Rundenende aufatmen.
Noch einmal Abstiegskampf also? Zumindest hat die Erfahrung aus der vergangenen Saison direkten Einfluss auf den Start in die neue, sagt HSG-Geschäftsführer Björn Seipp. "Die vielen Negativerlebnisse der Vorsaison sind offenbar noch nicht vollumfänglich verarbeitet. Dafür bedarf es allen voran Erfolge, um das Selbstvertrauen wachsen zu lassen", erklärt Seipp im Gespräch mit dem hr-Sport den Stotterstart der Hessen.
"Es war schon ernüchternd"
Hinzu kämen laut Seipp zwei weitere Faktoren. "Wir haben mit Frank Carstens einen neuen Trainer, der einiges verändert hat und bislang einen hervorragenden Eindruck hinterlässt, die Mannschaft aber erst vollumfänglich kennenlernen muss – vor allem in Drucksituationen."
Außerdem habe der Spielplan mit dem harten Auftaktprogramm gegen Magdeburg und Kiel sein Übriges getan. "Der Spielplan hat uns einen unfassbar schwierigen Auftakt beschert. Es war schon ernüchternd zu wissen, dass wir gleich gegen Magdeburg und Kiel ranmüssen und da wahrscheinlich mit null Punkten rausgehen."
"Wetzlars Angriffsspiel wirkt antiquiert"
Doch auch spielerisch tut sich die HSG bislang schwer, die Offensive kommt nicht ins Rollen. "Die HSG agiert zu langsam nach vorne, es fehlen Tempo, Dynamik und Ideen", sagt ARD-Handballexperte Florian Naß. "Besonders deutlich wird dies auf der Spielmacherposition Rückraum Mitte. So gut wie keine Torgefahr bedeutet für die Nebenleute auch wenig Platz, um diesen selbst zu nutzen. Wetzlars Angriffsspiel wirkt antiquiert."
Immerhin: Die Defensive macht Mut. "Bei allem Negativen: Wetzlar hätte eigentlich eine gute Basis, denn die Abwehr war in den meisten Spielen überhaupt nicht das Problem", sagt Naß. Das sieht auch Seipp so. "Das Fundament ist da. Unsere Defensive steht, die Torwartleistungen sind stabil. Jetzt müssen wir uns dafür belohnen, durch ein konsequenteres Tempospiel und eine bessere Effektivität im Abschluss", sagt er. Ein Schlüssel dafür sei mehr Klarheit im Angriff. "Ein einfacheres Spiel auf den Punkt, um in Drucksituationen die richtigen Lösungen parat zu haben. Hier scheitern wir oft, wenn einzelne Spieler versuchen, ihre Ideen umzusetzen."
"Selbstbewusst, aggressiv, konzentriert"
Bange ist Seipp aber trotz des holprigen Saisonstarts nicht, vor allem die Leistung im Heimspiel gegen Lemgo stimmt Seipp zuversichtlich. "Ich habe 45 Minuten hervorragenden Handball unserer Mannschaft gegen Lemgo gesehen. Da sind wir selbstbewusst, aggressiv, konzentriert und als Gemeinschaft aufgetreten. Da hat jeder jedem geholfen und man hat gesehen, zu was wir als Team in der Lage sind. Das brauchen wir über 60 Minuten." Die guten, alten Wetzlarer Tugenden also. Die nächste Chance, diese zu zeigen, hat die HSG am kommenden Sonntag (16.30 Uhr) gegen Göppingen. Damit aus dem Fehlstart kein Katastrophenstart wird.