HSG Wetzlar und MT Melsungen Bei den hessischen Handball-Teams schrillen die Alarmglocken
Sechs Spiele, sechs Niederlagen: So fällt die ernüchternde Bilanz der hessischen Handball-Bundesligisten HSG Wetzlar und MT Melsungen im Jahr 2023 aus. Vor ihren Partien am Abend stellen sich schon Grundsatzfragen.
Das Jahr 2023 hätte nach der WM-Pause für die hessischen Handball-Teams nicht schlechter starten können: Die MT Melsungen unterlag dem Bergischen HC, Leipzig und Berlin. Die abstiegsgefährdete HSG Wetzlar musste sich Hannover-Burgdorf, den Füchsen und Erlangen geschlagen geben, schied zudem aus dem Pokal aus. Am Donnerstag geht es für die MT nach Gummersbach, für die Wetzlarer zu den Rhein-Neckar Löwen (19.05 Uhr). Hier geht's zur aktuellen Tabelle. Eine Einschätzung zur Lage der Mannschaften.
MT Melsungen
Das läuft schief: Mit minus 10 gab es für die MT in Berlin eine deftige Abreibung, speziell die Abwehr stand nicht kompakt genug. Mildernde Umstände konnten die Melsunger dadurch geltend machen, dass sechs wichtige Kräfte verletzungsbedingt fehlten; unter anderem ohne Linkshänder im Rückraum wurde es schwierig. Zudem spielen die Berliner als Spitzenreiter eine beeindruckende Saison und haben mit Mathias Gidsel den "MVP" der WM in ihren Reihen. Allerdings wissen sie auch in Melsungen, dass mit dem verbliebenen Personal eine solch hohe Niederlage vermeidbar gewesen wäre – ganz zu schweigen von den Niederlagen zuvor.
So stellen sich bereits Grundsatzfragen: Trainer-Ikone Velimir Petkovic kristisierte bei Sky: "So viel Geld, so viele Spiele, sie haben mittlerweile schon so oft den Trainer gewechselt. Irgendwas stimmt nicht mit der Moral in dem Verein." Die HNA urteilte gar: "keine Konstanz, keine Leidenschaft, keine Weiterentwicklung" – und forderte ein Eingreifen des Aufsichtsrats. Trotz der spektakulären Transfers wirkte es, als hätte die Mannschaft in den jüngsten Spielen zu wenig Leader auf der Platte.
Das macht Hoffnung: Timo Kastening kehrte in diesem Jahr nach mehrmonatiger Verletzungspause zurück. Der Rechtsaußen ist noch nicht bei 100 Prozent, in Berlin lehnte er sich nach einem Angriff ausgepumpt beim Nationalmannschaftskollegen Paul Drux an und war in der Defensive in einer Situation unachtsam. Dennoch geht Kastening voran, warf mit jeweils sechs Toren in Berlin und gegen Leipzig die meisten (wenn auch durch einige Siebenmeter). An besten Bedingungen und der Einbeziehung der Anhänger mangelt es in Melsungen sowieso nicht: In der Fan-Event-Woche gab es am Dienstag ein öffentliches Training, am Donnerstag lädt der Klub zum "Public Viewing". Außerdem kehren Kai Häfner und Dimitri Ignatow zurück ins Team.
HSG Wetzlar
Das läuft schief: Die für ihre Heimstärke gefürchtete HSG gibt nun auf eigener Platte reihenweise Spiele ab, sie rangiert in der Heimtabelle auf dem letzten Platz. Einige Zuschauer verließen am vergangenen Donnerstag bereits vor Spielende ihre Plätze. Der Trainerwechsel zu Hrvoje Horvat hat bisher noch keine entscheidenden Resultate gebracht. Torhüter Till Klimpke kritisierte bei diesem Thema auch seine Mitspieler: "Der Trainer versucht verzweifelt alles zu retten, aber die Mannschaft bringt es manchmal nicht auf die Platte", sagte er dem hr-Sport. Einige Spieler müssten sich an die Vorgaben halten, so Klimpke. "Wir spielen keinen Handball zusammen", ergänzte Lenny Rubin. Die Mannschaft wirkt ratlos und so, als lähme sie derzeit die Angst vor dem Abstieg ausgerechnet in der Jubiläumssaison der 25-jährigen Erstklassigkeit.
Das macht Hoffnung: Am Donnerstag teilte der Klub mit, dass die zuletzt erkrankten Filip Kuzmanovski, Hendrik Wagner und Lukas Becher beim Spiel zurückkehren. Mit den Rhein-Neckar Löwen wartet zwar ein Gegner in bestechender Form, allerdings hat die HSG zuletzt bewiesen, gegen die Top-Teams mehr als mithalten zu können. Im Pokal scheiterte die Mannschaft nur knapp auswärts in Flensburg, in der Liga machte sie dem Tabellenführer Berlin das Leben schwer.
"In Spielen wie zuletzt in Flensburg, Berlin oder jetzt in Mannheim können wir, wenn wir voll da sind, auch Stärken entwickeln. Dazu erwarte ich, dass wir, wenn uns die Löwen eine Chance geben, bereit sind, um diese am Schopfe zu packen", sagt Trainer Horvat. Zumindest auf einen Leistungsträger des Gegners muss der Trainer seine Mannen nicht explizit hinweisen: Olle Forsell Schefvert hatte bis zum Sommer fünf Jahre bei der HSG gespielt. Und auch seinen Anteil daran gehabt, dass die Wetzlarer seinerzeit nichts mit dem Abstieg zu tun hatten. Das eint die hessischen Teams: Ein Führungsspieler wie er würde beiden gut zu Gesicht stehen.
Sendung: hessenschau Sport, 24.02.2023, 17:55 Uhr
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