Mit Bensheim/Auerbach im Final Four Lucie Kretzschmar eifert ihrer prominenten Familie nach

Ihr Vater ist der berühmteste Handballer Deutschlands, ihre Großeltern waren Handball-Helden in der DDR. Lucie Kretzschmar folgt der Tradition und könnte dem Familien-Trophäenschrank nun Zuwachs bescheren.

Lucie Kretzschmar von der HSG Bensheim/Auerbach
Lucie Kretzschmar kämpft mit Auerbach/Bensheim um den Pokaltitel. Bild © Imago Images
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Lucie Kretzschmar: Handball ist Familiensache

Lucie Kretzschmar
Lucie Kretzschmar Bild © hr
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Die Wohnung von Lucie Kretzschmar gleicht an vielen Stellen einem kleinen Handball-Museum. An einer Wand im Schlafzimmer hängt ein DDR-Nationalmannschaftstrikot von Oma und Weltmeisterin Waltraud, auf einem Foto in der Küche bejubelt Opa Peter in seiner Funktion als Nationaltrainer den Gewinn der Frauen-WM. Papa Stefan, der wohl berühmteste Handballer Deutschlands, ist sowieso überall präsent.

Wer Lucie, die in Heidelberg Grundschullehramt studiert, in ihrer Studenten-Bude besucht, merkt schnell: Der Name Kretzschmar verpflichtet. "Handball bedeutet mir alles", betonte Lucie im Gespräch mit dem hr-sport. "Es ist der Grundstein meines Lebens."

Lucie Kretzschmar wollte eigentlich Basketball spielen

Zu Beginn ihres Lebens wollte Lucie, die inzwischen 22 Jahre alt ist und für den südhessischen Club HSG Bensheim/Auerbach in der Handball-Bundesliga spielt, zwar Basketballerin werden. Da es in Magdeburg, wo Lucie mit ihrem Vater Stefan, Mama Maria und Bruder Elvis aufwuchs, jedoch irgendwann keine Mannschaft mehr gab und Fußball in einer Handballer-Familie Tabu ist, schlüpfte auch sie in die familiären Fußstapfen. "Handball ist auch einfach der geilste Sport der Welt." Eine sehr gute Entscheidung, wie sich inzwischen herausgestellt hat.

Mit 19 in die Bundesliga

Mit gerade einmal 19 Jahren schaffte Lucie den Sprung vom HC Leipzig zur Sport-Union Neckarsulm und damit von der 3. Liga in die Bundesliga. Seit der laufenden Saison steht sie bei Bensheim/Auerbach unter Vertrag und ist Leistungsträgerin. "Das ist ein sehr familiärer Verein. Wir sind ein chaotischer, aber herzlicher Haufen." Nebenbei ist die Rückraumspielerin zudem auch noch Kapitänin des Beachhandball-Nationalteams. Was das bedeutet?

Wenn ihre Mitspielerinnen in der Sommerpause ihre Füße hochlegen und an die Küsten dieser Welt reisen, kämpft Lucie auf dem Sand und barfuß um Titel. "Wenn ich einen Strand sehe, brauche einen Ball. Ich kann mich maximal eine halbe Stunde zum Sonnen hinlegen, dann muss Action her." Besondere Vorliebe, besondere Sportart, unglaublicher Erfolg: Lucie ist in dieser Disziplin aktuelle Europa- und Weltmeisterin.

Mit Auerbach/Bensheim im Final Four

Doch auch auf herkömmlichen Untergrund in der Halle könnte Lucie zu der beeindruckenden Kretzschmarschen Titelsammlung bald ein weiteres Exponat hinzufügen. Die Flames, so der Spitzname der Südhessinnen, haben sich nach 2011 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte wieder für das Final Four im DHB-Pokal qualifiziert und kämpfen nun um den größten Erfolg des Clubs.

"Man merkt, dass jeder Feuer und Flamme ist. Wir sind die Flames, wir brennen", umschrieb Lucies Teamkollegin Amelie Berger, ganz offensichtlich eine Verfechterin bildhafter Sprache, die aktuelle Stimmungslage in Bensheim.

Kretzschmar glaubt ans Pokalwunder

Im Halbfinale geht es am Samstag in der Stuttgarter Porsche-Arena vor großer Kulisse zunächst gegen Oldenburg, im Finale wartet der Gewinner des Duells zwischen der TuS Metzingen und der SG BBM Bietigheim. In der Tabelle stehen alle drei Konkurrenten vor Auerbach/Bensheim. Im Pokal, das gilt auch im Handball und bewies nicht zuletzt der Viertelfinalerfolg gegen Spitzenteam Dortmund, ist aber natürlich alles möglich.

"Oldenburg ist ein guter Halbfinal-Gegner. Wir können die schlagen", unterstrich deshalb auch Lucie. "Wenn man ein Spiel gemacht hat, kann alles passieren. Das ist eine Wundertüte." Eindeutige Aussage: Auerbach/Bensheim träumt vom Pokalgewinn. Warum denn auch nicht?

Streit um das Trikot der Oma

Ob Lucie im Fall der Fälle noch Platz in der eigenen Wohnung für ein weiteres geschichtsträchtiges Trikot oder Foto finden wird, ist aktuell offen. Zur Not könnte aber ihr Bruder für Abhilfe schaffen. "Er wollte das Trikot von Oma auch haben, da gab es einen Streit. Ich hab’s mir dann aber genommen", so Lucie. Sollte Bruder Elvis noch einmal anklopfen und das Exponat für sich beanspruchen, wäre eine Lücke für ein Pokalsieger-Trikot frei. Es hätte in der Galerie der Kretzschmar-Titel definitiv einen Ehrenplatz verdient.

Weitere Informationen

Sendung: hessenschau Sport, 22.03.23, 17.55 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller, Florian Naß