Simic-Show bei Sieg gegen Flensburg MT Melsungen feiert den "verrückten Montenegriner"
Die MT Melsungen fegt weiter durch die Handball-Bundesliga und ist beim furiosen Sieg gegen Flensburg nah an der Perfektion. Torhüter Nebojsa Simic liefert die nächste Show, Titelträumereien verbietet er dann aber.
Dass Handball-Torhüter etwas verrückt sein müssen, ist wohl keine Neuigkeit. Wie sehr Nebojsa Simic diese Jobbeschreibung in dieser Saison mit Leben füllt, ist aber dann doch außergewöhnlich. Der Schlussmann der MT Melsungen zündet aktuell nicht nur Woche für Woche ein sportliches Feuerwerk, seine Jubelgesten sind inzwischen mindestens genauso sehenswert. "Es macht Spaß, eine Show zu machen. Das ist die Kirsche auf der Torte, die Leute lieben das", sagte Simic am Freitagabend bei Dyn.
Simics aktuell beliebtestes Kunststück: Der 31-Jährige verschließt nach einer gelungenen Parade imaginäre Türen vor seinem Kasten und wirft anschließend den ebenfalls imaginären Schlüssel unter frenetischem Jubel ins Publikum. Die Botschaft an den Gegner: Du kommst hier nicht rein! Zuletzt aufgeführt: Beim erneut furiosen 33:24-Sieg der Nordhessen im Bundesliga-Spitzenspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt. "Es war wieder unglaublich heute." In der Tat.
Melsungen nah an der Perfektion
Die MT Melsungen, die sich vor einer Woche einen Ausrutscher geleistet und in Eisenach verloren hatte, zeigte sich gegen das Topteam aus dem Norden Deutschlands wieder in absoluter Topform und sendete ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz an der Tabellenspitze. Die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo ist in dieser Spielzeit zu Außergewöhnlichem fähig. "Die Leute haben vielleicht schon gedacht, dass wir jetzt nachlassen", so Simic. "Aber wir haben wieder gezeigt, dass wir gegen alle siegen können."
Und wie. Die MT, die nur zu Beginn etwas brauchte, um auf Betriebstemperatur zu kommen, überzeugte gegen Flensburg erneut in allen Mannschaftsteilen und festige die Tabellenführung in beeindruckender Manier. "Wir wussten, dass wir ein perfektes Spiel machen müssen. Das war es in den ersten Minuten vielleicht nicht, danach dann schon", lobte MT-Coach Parrondo.
Simic macht am Ende den Unterschied
In der Offensive überzeugte vor allem Linksaußen Ian Barrufet (8 Tore), der hervorragend mit Timo Kastening harmonierte und in der ersten Hälfte gleich zwei spektakuläre Kempa-Zuspiele seines Flügelzangen-Pendants verwertete. Aber auch Kastening (6), Erik Balenciaga (6) und Dainis Kristopans (5) erwischten erneut einen Sahnetag.
In der Defensive machte vor allem der Mittelblock dem Gegner das Leben schwer – und damit den Torhütern das Leben etwas leichter. "Die Torhüter-Leistungen waren heute lange ausgeglichen, aber unsere Abwehr hat geackert wie die Schweine. Wir haben sie kaputtgestresst", fasste Kastening auf Kastening-Art zusammen. Vorne effizient und trickreich, hinten knallhart. Reicht das schon?
Nein, so Kastening: "Und dann haben wir hinten halt noch diesen verrückten Montenegriner. Durch ihn wird es dann eine verdiente Sache."
Simic bleibt cool
Dieser verrückte Montenegriner, der beim Stand von 24:22 am Kopf getroffen wurde, drehte in der Schlussphase nämlich noch einmal richtig auf und vernagelte seinen Kasten nicht nur symbolisch. In den letzten 14 Minuten der Partie gelangen den Gästen nur noch zwei Treffer. Dank Simic, der insgesamt 16 Paraden zeigte, zog die MT von 26:24 auf 33:24 davon. Was für ein Statement.
Matchwinner Simic, der beim Anstimmen der obligatorischen Humba gleich zwei Ausrufezeichen verwendete, kehrte aber zumindest am Ende des Abends wieder zu etwas leiseren Tönen zurück. Ist die MT nun wirklich ein Meisterschaftskandidat? "Ich bin stolz auf mich und mein Team, aber in dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Wir haben noch keinen Vorteil und müssen wieder und wieder so spielen." Die MT will und darf noch nicht träumen, die Lust auf weitere spektakuläre Abende ist aber riesig.