European League gegen VfL Gummersbach Das Gefühls-Spiel der MT Melsungen
Verletzte, Klatsche, Verlust der Tabellenführung: Die Handballer der MT Melsungen müssen zurzeit einige Rückschläge verdauen. In der European League wollen die Nordhessen wieder ihr fröhliches Gesicht zeigen.

Am liebsten wollen sie bei der MT Melsungen diesen rabenschwarzen Abend von Hamburg vergessen. Einfach hinter sich lassen die 32:42-Packung beim HSV und die höchste Niederlage seit 16 Jahren. Doch der Blick voraus ist in diesen Wochen beim Handball-Erstligisten eben stets verknüpft mit einem zurück. Denn die Probleme bleiben: die vielen Verletzten.
Sieben mehr oder weniger das Team prägende Spieler fielen zuletzt in der Hansestadt aus, sieben werden es wohl auch am Dienstagabend (18.45 Uhr) in der European League sein. Dann tritt die MT im Hinspiel des K.o.-Duells um den Einzug ins Viertelfinale beim VfL Gummersbach an.
Unter normalen Voraussetzungen wären die Nordhessen in der Favoritenrolle, gerade im Rückspiel am 1. April in Kassels Rothenbach-Halle (20.45 Uhr). Doch was ist zurzeit schon normal bei der MT? Melsungen hat nicht nur den Verlust der Tabellenführung in der Bundesliga zu verdauen, das Team rutschte auf Rang drei hinter die Füchse Berlin und Hannover-Burgdorf ab, sondern ist wie Trainer Roberto Garcia Parrondo es ausdrückte, "eine ganz andere Mannschaft".
Die Abläufe leiden
Die individuelle Klasse von Leuten wie Elvar Örn Jonsson, David Mandic oder Arnar Freyr Arnarsson fehlt. Gerade aus dem Rückraum heraus mangelte es der Mannschaft zuletzt an Durchsetzungskraft, was einerseits wenig hilfreich und andererseits nur logisch ist. Quasi alle Abläufe mussten neu einstudiert und gefestigt werden. Das kostet Zeit und ist im laufenden Betrieb eine immens schwierige Aufgabe.
Die rührende Story, den MT-Helden Felix Danner aus der Handball-Rente zu holen, ist da nur bezeichnend. Immerhin: Jonsson, Mandic sowie Alexandre Cavalcanti arbeiten an einer baldigen Rückkehr, sind fürs Gummersbach-Spiel aber wohl noch kein Thema.

"Wichtig, dass wir das aufgearbeitet haben"
"Wir haben das Hamburg-Spiel klar und deutlich angesprochen", sagte Timo Kastening im Gespräch mit dem hr-sport: "Es war wichtig, dass wir es aufgearbeitet haben." Solch eine Leistung, so der MT-Kapitän, könne unabhängig vom Personal "nicht unser Anspruch sein". Dann aber habe die Mannschaft und das Trainerteam alsbald den Fokus aufs Kommende gerichtet: "Damit wir uns schnell berappeln."
Zumal auf Melsungen nicht nur der Europa-Doppelpack wartet, sondern sich inmitten des Gummersbach-Sandwichs auch noch das Bundesliga-Highlight am Samstag gegen den THW Kiel versteckt (16.05 Uhr - live im hr-fernsehen).
Gegner Gummersbach in guter Form
Noch im Dezember waren die damals fluffig-leicht durch die Bundesliga schwebenden Melsunger dem Altmeister aus Gummersbach überlegen, gewannen sie in fremder Halle mit 29:24. Damals fehlten "nur" drei Spieler. Aktuell dagegen spricht nicht nur die MT-Verletztenmisere, sondern auch die Formkurve womöglich sogar für den Ligasiebten aus dem Oberbergischen. "Das wird ein super schweres Spiel. Sie können aus dem Vollen schöpfen", betont Kastening. "Wir hoffen, darauf, dass wir unser Spiel einbringen können, um gegen sie bestehen zu können."
Fünf der letzten sechs Bundesligaspiele konnte Gummersbach gewinnen, die Gastgeber vereinen gerade im Rückraum mit Topleuten wie Julian Köster und Kentin Mahé große Klasse. Auch Miro Schluroff feierte unlängst sein Nationalmannschafts-Debüt für Deutschland.

Kastening: "Werden ein anderes Gesicht zeigen"
Die MT also weiß, was auf sie zukommt. "Das Hinspiel ist sehr wichtig. Jedes Tor zählt", so Melsungens Spielmacher Erik Balenciaga. Letztlich gehe es aber nicht nur um ein gutes Ergebnis, sondern auch darum, "sich ein gutes Gefühl für das zweite Duell zu verschaffen".
Trotz der nicht gerade wenigen Sorgen bleibt das Viertelfinale gegen den spanischen Vertreter Bidasoa Irun das Ziel der Nordhessen. Mit den Fans im Rücken könne sich Gummersbach zwar in einen Rausch spielen, so der zuletzt in Hamburg ebenfalls ausetzende Kastening. Für den Nationalspieler, der diesmal ziemlich sicher spielen wird, aber stehen zwei Sachen fest. Erstens: "Wir blicken nach vorne und werden gegen Gummersbach ein anderes Gesicht zeigen." Zweitens: "Wir sind Leistungssportler, wir wollen in jedem Wettbewerb so weit wie möglich kommen." Die MT will ins Finale.