Zweiter in der Handball-Bundesliga Melsunger Erfolgsmodell: "Wir haben keinen Druck"

Jahrelang war die MT Melsungen einer der Geheimfavoriten in der Handball-Bundesliga, doch immer wieder enttäuschte das Team aus Nordhessen. Aktuell ist das anders.

Melsungens Elvar Oern Jonsson behauptet den Ball
Melsungens Elvar Oern Jonsson behauptet den Ball Bild © picture-alliance/dpa
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Beim Blick auf die Tabelle wird Michael Allendorf derzeit warm ums Herz. "Zwicken muss ich mich zwar nicht, denn ich war immer davon überzeugt, dass wir besser spielen und auftreten können. Aber natürlich ist die momentane Situation ein wenig Balsam für die Seele", sagte der neue Sport-Vorstand der MT Melsungen über den sportlichen Höhenflug des Tabellenzweiten der Handball-Bundesliga

Der 32:25-Sieg am Montagabend gegen den HC Erlangen war ein neuerliches Statement, nachdem die Nordhessen im Spiel davor gegen den Bergischen HC ihre bislang einzige Saison-Niederlage hatten einstrecken müssen. "Wir haben gesamte Spiel über geführt, sind auch in kritischen Phasen konstant geblieben. Es war wichtig, das Spiel in der Hand behalten zu haben", sagte MT-Nationalspieler Timo Kastening dem hr-sport.

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Vom gefallenen Geheimfavoriten zum Topteam

In den vergangenen Jahren wurden die Nordhessen vor der Saison oft als Geheimfavorit gehandelt - und den hohen Erwartungen nie gerecht. Nun sind sie nach dem besten Saisonstart der Vereinsgeschichte mit 16:2 Punkten erster Verfolger des noch ungeschlagenen Spitzenreiters Füchse Berlin (18:0).  Am Donnerstag (19 Uhr) kommt es in der Hauptstadt zum direkten Duell. Kastening: "Es ist alles drin. Wir können auch klar in Berlin verlieren, wenn die ihren besten Tag haben. Aber wir wollen dahin fahren und alles auf der Platte lassen und gucken wofür es reicht."

Der große Vorteil: Die MT Melsungen muss nicht das ganz große Rad schwingen, aber vielleicht kann sie es in dieser Saison. "Wir haben keinen Druck. Wir wissen, wo wir herkommen. Wir müssen nicht Meister werden oder in die Champions League kommen", so Kastening. Vielleicht ist ja wirklich etwas drin in dieser Saisson. Während Meister THW Kiel (8:8) schwächelt und auch dessen als heißer Titelanwärter gehandelter Erzrivale SG Flensburg-Handewitt (12:6) schon einige Kratzer abbekommen hat, schnuppert Melsungen plötzlich Höhenluft.

Die Gründe des Erfolges

Für den momentanenm Erfolg gibt es laut Allendorf, der von 2010 bis 2022 als Spieler das MT-Trikot trug, mehrere Gründe. "Unser größtes Saisonziel war es, wieder ein Team auf das Parkett zu schicken, in dem jeder für jeden kämpft. Das sollte unser Weg sein und den gehen wir gerade. Und natürlich haben wir mit den drei Sommer-Neuzugängen unheimlich viel sportliche und menschliche Qualität in die Mannschaft gebracht."

Der spanische Regisseur Erik Balenciaga, der abwehrstarke Kreisläufer Adrian Sipos und der lettische Rückraumriese Dainis Kristopans haben das Team auf ein neues Level gehoben. Entscheidend für den Aufschwung ist aber das Wir-Gefühl. "Es gibt ein neues Miteinander auf und neben dem Feld. Wir leben das 'Einer für alle, alle für einen' - auch wenn immer mal Einzelne herausragen", beschrieb Nationalspieler Julius Kühn unlängst die Stimmung.

MT-Trainer trägt großen Anteil

Einen großen Anteil an der positiven Entwicklung hat auch Trainer Roberto Garcia Parrondo. Die Handschrift des 53 Jahre alten Spaniers wird im dritten Jahr seiner Amtszeit immer deutlicher. "Er ist ein Trainer, der ein Spielsystem entwickeln und eine Mannschaft aufbauen kann. Wir wussten, dass das Zeit braucht. Die haben wir ihm auch gegeben", sagte Allendorf der dpa. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Die vielen Trainerwechsel hätten "zum Misserfolg beigetragen".

Der momentane Erfolg scheint den Vereinsverantwortlichen recht zu geben. "Die Ergebnisse, die wir bisher erzielt haben, sind schön. Damit sind wir sehr glücklich", so Allendorf.  Noch viel mehr beeindrucke ihn aber die Art und Weise, wie das Team auftrete. Das hat auch im Umfeld für eine Aufbruchstimmung gesorgt. "Man spürt die Euphorie und eine deutlich größere Nähe der Fans zur Mannschaft."

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe