Allendorf erklärt Erfolg MT Melsungen profitiert von stärkster Liga der Welt

Die MT Melsungen gehört als Tabellendritter weiter zu den Senkrechtstartern der Handball-Bundesliga. Ein Grund für den Erfolg ist laut Manager Michael Allendorf, dass die Nordhessen in der stärksten Liga der Welt spielen. Klingt verrückt, ergibt aber Sinn.

Jubel bei Elvar Oern Jonsson von der MT Melsungen
Jubel bei Elvar Oern Jonsson von der MT Melsungen. Bild © Imago Images
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Als die MT Melsungen Anfang Januar die Ruhe der WM-Pause nutzte und mit der Verpflichtung des Handball-Riesen Danis Kristopans für einige Stunden zum Mittelpunkt der Handball-Welt avancierte, schüttelten nicht wenige Experten ungläubig mit den Köpfen. Wieso wechselt ein 2,15-Meter-Hüne, der schon die Champions League gewonnen hat und bei Paris St. Germain unter Vertrag steht, in die Bundesliga zur MT Melsungen? Hier die Weltstadt und die Champs-Élysées, dort die nordhessische Provinz und die Kasseler Rothenbach-Halle.

"Er wollte den Fans in Deutschland beweisen, dass er es auch hier schaffen kann", fasste MT-Sportdirektor Michael Allendorf den Hauptgrund für den Transfer im Gespräch mit dem Deutschlandfunk zusammen. Kristopans, der während der Corona-Pandemie einige Monate bei den Füchsen Berlin unter Vertrag stand, dort aber nie in Fahrt kam, hatte noch eine Rechnung mit der Bundesliga offen und wollte zurück. "Er hat mehrfach betont, dass es in Berlin einfach nicht gut gelaufen ist." Und für die stärkste Liga der Welt lässt man dann eben auch die Stadt der Liebe hinter sich.

Bundesliga die stärkste Liga der Welt

Aber ist die deutsche Handball-Bundesliga wirklich die stärkste Liga der Welt? "Ja, das kann man so formulieren, das trifft so zu", unterstrich Allendorf. Zwar gebe es auch in Ungarn, Polen, Spanien oder eben Frankreich Topteams. "Die Ausgeglichenheit, die wir hier haben, findet man aber nirgendwo anders auf der Welt."

Zum Beweis: In Ungarn hieß der Meister in den vergangenen 25 Jahren 21 Mal Veszprèm, vier Titel gingen an Szeged. In Polen gewann Kielce zwölf Meisterschaften am Stück, in Spanien Barcelona sogar 13, in Frankreich Paris neun. Zum Vergleich: In der Bundesliga gab es – trotz der langjährigen Überlegenheit des THW Kiel – in den vergangenen zehn Jahren immerhin vier unterschiedliche Meister. "Jeder kann jeden schlagen", so Allendorf.

Melsungen nutzt die Schwäche der Topteams

Wie sehr das zutrifft, merken alle Beteiligten vor allem in der aktuellen Saison. Rekordmeister THW Kiel, der in der Bundesliga mit 30:35 gegen die MT Melsungen verlor und im DHB-Pokal an der HSG Wetzlar scheiterte, liegt nur auf Platz sieben. Auch die SG Flensburg-Handewitt oder die Rhein-Neckar Löwen, die beide in der Tabelle noch hinter der MT stehen, sind mit großen Problemen in die Spielzeit gestartet. "Die Liga ist so spannend wie nie zuvor", so Allendorf. "Die großen Vereine finden sich noch."

Und genau davon profitiert aktuell die MT Melsungen. Das Team von Trainer Roberto Garcia Parrondo, das jahrelang den eigenen Ambitionen hinterherhinkte, ist qualitativ zwar nicht ganz auf einer Stufe mit den absoluten Topteams. Da es im Gegensatz zu anderen Ligen aber keine Selbstläufer gibt und auch die Großen aktuell regelmäßig stolpern, konnte die MT die Gunst der Stunde nutzen und sich erst einmal in der Bundesliga-Spitzengruppe festbeißen. Platz drei mit 16:4 Punkten ist ein Statement.

MT ist eine Einheit

Nachdem die Nordhessen in den vergangenen Jahren trotz namhafter Spieler im Kader immer wieder unerklärliche Leistungseinbrüche hatten, ist in dieser Spielzeit gleichzeitig Harmonie und Erfolg eingekehrt. "Wir waren kein komplett geschlossenes Team, daran mussten wir arbeiten", so Allendorf. "Jetzt sind wir eine Einheit auf der Platte. Das ist der Hauptgrund, warum wie erfolgreich sind." Selbst in der stärksten Liga der Welt kann es also manchmal ganz einfach sein.

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Sendung: Deutschlandfunk, Sport am Sonntag, 22.10.2023, 19.10 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller