Bundesliga beendet WM-Pause MT Melsungen erwartet Großes und den Größten
Die Bundesliga-Handballer der MT Melsungen starten mit ambitionierten Ziele und einigen Rückkehrern in die zweite Saisonhälfte. Dass Star-Spieler Dainis Kristopans im Sommer nach Nordhessen wechselt, ist schon jetzt spürbar.
Die MT Melsungen hat in der WM-Pause für reichlich Aufsehen gesorgt. Anfang Januar, einer Zeit, in der es in der nordhessischen Stadt im Landkreis Kassel für gewöhnlich eher beschaulich zugeht, blickte plötzlich die gesamte Handball-Welt auf die MT. Der Grund: Der lettische 2,15-Meter-Hüne Dainis Kristopans, der als größter Handballer der Welt gilt und ein Weltklasse-Rückraumspieler ist, wechselt im kommenden Sommer von Paris St. Germain zur MT Melsungen. Kasseler Rothenbach-Halle statt Champs-Élysées: Das ist mal ein Statement.
"Dainis ist ein absoluter Weltklassespieler und damit die wohl markenteste Verpflichtung in der Melsunger Vereinsgeschichte", kommentierte Melsungens Sportdirektor Michael Allendorf den Transfer-Kracher im Gespräch mit dem hr-sport . Bis der 32 Jahre alte Weltstar erstmals in Melsungen aufschlägt, wird es nun zwar noch ein paar Monate dauern. Die MT arbeitet aber schon jetzt daran, die spürbare Euphorie zu nutzen und ihrem neuen Riesen einen möglichst schönen Empfang zu bereiten.
Es soll nach Europa gehen
Sprich: Die MT, die das Bundesliga-Jahr 2022 auf Tabellen-Platz sechs abschloss, peilt die Teilnahme am internationalen Wettbewerb an. Eine Kampfansage gibt es von den Verantwortlichen kurz vor dem Bundesliga-Restart zwar nicht. Im Hinterkopf sind Reisen durch Europa aber sehr wohl.
"Wir setzen uns intern immer ambitionierte Ziele. Wir sind dabei, eine Mannschaft zu formen, mit der wir konkurrenzfähig im Kampf um das Erreichen internationaler Startplätze sind", so Allendorf. "Wir wollen einige Dinge verbessern und werden sehen, wozu es am Ende reicht. Sollte es Platz fünf werden, umso besser." Genau dieser Rang würde garantiert für Europa reichen.
Doch was muss passieren, damit die MT, die nach durchwachsenem Saisonstart immer besser ins Rollen kam, in der Tabelle noch weiter nach oben klettert und sich ein Ticket für Europa sichert?
Das Melsunger Lazarett lichtet sich
Zuerst einmal sollte die MT vom mittlerweile fast schon traditionellen Verletzungspech verschont bleiben. Nachdem bereits in der vergangenen Saison gleich reihenweise Stammspieler ausgefallen waren und ihre Verletzungen – wie etwa die Nationalspieler Timo Kastening oder Finn Lemke – mit in die aktuelle Spielzeit schleppten, brach sich Rückraum-Shooter Julius Kühn gleich am ersten Spieltag den Knöchel. Es folgten mehrere kleinere und größere Wehwehchen, von 20 Spielern im Kader waren zwischenzeitlich nur noch 14 einsatzbereit. Die MT ging teilweise am Stock.
Nach der WM-Unterbrechung sind nun zumindest die beiden nominellen Stamm-Außen David Mandic und Kastening zurück. Letzterer wird nach mehr als 300 Tagen ohne Pflichtspiel am Sonntag beim Bergischen HC sein Comeback feiern. Auch Kühn ist wieder fit. Ivan Martinovic laboriert aktuell noch an Knöchelproblemen. Wann die Langzeitverletzten Lemke und Domogoj Pavlovic zurückkehren, ist noch ungewiss.
MT Melsungen muss torgefährlicher werden
Klar ist hingegen, dass sich die Bartenwetzer vor allem im Angriffsspiel verbessern und weiterentwickeln müssen. 489 erzielte Treffer sind die mit Abstand wenigsten aller Teams aus der oberen Tabellenhälfte (Hannover hat vier Tore, aber auch noch ein Spiel weniger). Zum Vergleich: Der direkte Konkurrent um Platz fünf, die SG Flensburg-Handewitt, hat schon 552 Tore auf dem Konto. Die MT hat zwar Potential, hier und da fehlte in der bisherigen Saison aber der Offensiv-Esprit und die Konstanz über 60 Minuten.
"Unsere Abwehr einschließlich der Torhüter funktioniert schon recht gut, steigern müssen wir uns vor allem im Angriff. Hier passieren einfach noch zu viele technische Fehler", legte Allendorf den Finger in die Wunde. " Wir haben leider noch Phasen, in denen der Faden reißt und es dann nicht unbedingt mehr gelingt, in die Spur zurückzukommen." An dieser Stelle ist Trainer Roberto Garcia Parrondo gefordert.
Es bleiben noch 16 Spiele
Für die Melsunger, die sich nach dem Aus im DHB-Pokal komplett auf die Liga konzentrieren können, geht es in den verbleibenden 16 Saisonspielen um viel. Wenn die Nordhessen die vorhandenen Qualitäten aufs Parkett bringen und von weiteren Verletzungen verschont bleiben, haben sie durchaus gute Chancen auf das internationale Geschäft. Großes erreichen, um dem Größten die größtmögliche Bühne zu bieten. Ob das klappt, wird sich zeigen. Kristopans wird aus Paris aber sicher genau zuschauen.