TV Hüttenberg klettert auf Aufstiegsplatz Ein Dorfverein aus Mittelhessen mischt die 2. Handball-Bundesliga auf
Der TV Hüttenberg ist das Team der Stunde in der 2. Handball-Bundesliga. Die Mittelhessen haben nur eines der letzten neun Spiele verloren und stehen auf einem Aufstiegsplatz. Zu Hause sind sie ungeschlagen - das soll auch am Weihnachtsspieltag so bleiben.
Heimlich, still und leise: So haben sich die Handballer des TV Hüttenberg in der zweiten Liga zu einem Topteam entwickelt. Zwei Spiele vor Jahresende stehen die Mittelhessen auf einem Aufstiegsplatz. "Es greift momentan ein Rädchen ins andere", stellt Trainer Stefan Kneer zufrieden fest.
Hüttenberg ist aktuell die formstärkste Mannschaft der Liga. Von den vergangenen neun Spielen haben die Mittelhessen nur eines verloren. Dieser Erfolg ist auch im Training deutlich zu spüren. Die Spieler kämpfen um jeden Ball und gehen auch häufiger ins Risiko. "Die Jungs sind aktuell einfach bereit, jeden Tag besser werden zu wollen", sagt Kneer.
Hüttenberg will auf einem Aufstiegsplatz überwintern
Zwei Spiele hat Hüttenberg noch in diesem Jahr: Am Sonntag auswärts bei der HC Elbflorenz Dresden (17 Uhr) – und am 26. Dezember im Weihnachts-Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen (16 Uhr). Hüttenberg will sich mit zwei Siegen selbst beschenken, sagt auch Rückraumspieler Johannes Klein: "So ein zweiter Platz, der fühlt sich ganz gut an, da würde ich gerne stehen bleiben."
Zum Weihnachtsspiel kommen laut Klein jedes Jahr alte Bekannte in die Heimat und bleiben auch länger nach dem Spiel. Deswegen ist die Vorfreude auf das Spiel gegen Ludwigshafen beim 27-Jährigen besonders groß: "Es ist ein bisschen wie Weihnachten selbst, in der Halle kommt die Familie zusammen."
Das ursprünglich gesetzte Ziel, ein einstelliger Tabellenplatz, haben die Mittelhessen nach knapp der Hälfte der Spiele bereits übertroffen. Laut Klein ist es vor allem der Zusammenhalt in der Mannschaft, der aktuell den Unterschied macht. Die Stimmung sei besser denn je. "Wenn wir uns weiter auf unsere Stärken konzentrieren, dann können wir die Saison noch sehr positiv gestalten."
Zu Hause ist Hüttenberg ungeschlagen
Bisher kann sich die Mannschaft aus der Handkäs-Gemeinde vor allem auf ihre Heimstärke verlassen. In der eigenen Sporthalle spielt der vermeintlich kleine Dorfverein groß auf. Gegen den Spitzenreiter, den Bergischen HC, haben sich die Mittelhessen im Oktober ein Unentschieden erkämpft – und alle anderen Heimspiele gewonnen.
"Die Halle ist etwas für Handball-Romantiker", sagt Geschäftsführer Timm Schneider. Bisher kommen im Schnitt mehr Zuschauer zu den Spielen als in der Vorsaison, berichtet Schneider. Ausverkauft war die Halle in Hüttenberg aber noch nicht. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen Ludwigshafen soll sich das ändern.
Für die Gegner unberechenbar
Dann werden bis zu 1.450 Zuschauer erwartet. Im Vergleich zu anderen Hallen sind das wenig – aber dafür sitzen die Fans direkt am Spielfeldrand. "Wenn die Halle voll ist, kann das eine sehr große Wucht verursachen", weiß auch Kneer.
In der Vorsaison habe sich die Mannschaft teilweise selbst unter Druck gesetzt und dadurch enge Spiele noch aus der Hand gegeben. Jetzt aber sei jeder bereit, seine Aufgabe zu erfüllen. "Das macht uns dieses Jahr so unberechenbar."
Aus der Krise herausgekämpft
Egal, wo die Mannschaft am Saisonende landet: Für Hüttenberg ist es schon jetzt eine Kehrtwende der Gefühlswelt. Im vergangenen Jahr hatte der Verein finanzielle Probleme, es drohte die Insolvenz. Auch sportlich lief es eher durchwachsen. Am Ende ist es der 12. Platz geworden.
"Der Verein und das gesamte Umfeld sind durch diese Zeit enger zusammengewachsen", erklärt Geschäftsführer Schneider. Das schlage sich nun eben im sportlichen Erfolg nieder. Der Verein hat die erste Weiche für die Zukunft bereits gestellt und den Vertrag mit Trainer Kneer bis 2027 verlängert.
Laut Schneider gehört der TV Hüttenberg, was den Etat angeht, zu den letzten drei Mannschaften der Liga. Der Verein möchte sich deshalb generell professioneller aufstellen und wachsen. "Aktuell machen wir sehr viel richtig, aber wir wissen um unsere Aufgaben."