Vor 20 Jahren Als Frankfurt Deutscher Eishockey-Meister wurde
Auf dem Frankfurter Römerberg jubelten vor genau 20 Jahren 10.000 Menschen. Gefeiert wurde die erste und bis heute einzige Frankfurter Eishockey-Meisterschaft. Ein ehemaliger Lions-Star und der Kult-Hallensprecher schwelgen in Erinnerungen.
Der Frankfurter Römerberg war voll am 19. April 2004. Dort, wo früher die deutsche Fußball-Nationalmannschaft oder zuletzt Eintracht Frankfurt ihre großen Erfolge zelebrierten, wurde vor genau 20 Jahren ein überraschender Titelgewinn in einer anderer Sportart bejubelt. 10.000 Fans waren mit Lions-Schals und Trikots zum Römer gekommen, um ihre Lieblinge auf dem Balkon hochleben zu lassen. Diese waren gerade Deutsche Eishockey-Meister geworden, hatten im Playoff-Finale der DEL die Eisbären Berlin besiegt.
Einer der Stars von damals, Verteidiger Michael Bresagk, erinnerte sich - 20 Jahre danach - im Interview mit dem hr-sport: "Einmal da oben auf dem Balkon zu stehen, sich dann in das Goldene Buch der Stadt Frankfurt eintragen zu dürfen, das kann einem keiner nehmen." Ähnlich euphorisch stand damals Kult-Hallensprecher Rüdiger Storch mit auf dem Römerbalkon: "Eine unglaubliche Erinnerung, der Römerberg war wirklich voll, für einen Eishockey-Verein ist das eine großartige Geschichte."
Der Meistertitel von 2004 war eine Riesen-Überraschung
Dass die Frankfurt Lions im April 2004 DEL-Meister wurden, ist sportlich kaum zu erklären. In der Saison davor war das Team vom Frankfurter Ratsweg sportlich abgestiegen. Nur durch die Insolvenz von Konkurrent Schwenningen blieben die Lions doch noch in der Liga. Was zum einen toll war, zum anderen aber unglaublich schwierig. Denn als klar war, dass es für Frankfurt eine Zukunft in der DEL geben würde, hatten die anderen Klubs ihre Kaderplanungen schon weitgehend abgeschlossen.
Die Lions mussten sich mit den Spielern begnügen, die auf dem Transfermarkt übrig geblieben waren. Doch aus dem vermeintlichen Nachteil machte der Frankfurter Eishockey-Club, der heute Löwen Frankfurt heißt, einfach einen Vorteil.
Meister-Spieler Bresagk erinnert sich: "Wir hatten viele Spieler, die woanders aussortiert worden waren. Das war dann auch der Charakter der Mannschaft, da waren auch schwierigere Charaktere dabei. Dann haben wir uns irgendwie in so einen Lauf reingespielt, bis wir im Endeffekt den Pokal in der Hand hatten." Die Lions wurden mit einer Mannschaft, auf die außerhalb von Frankfurt niemand etwas gegeben hatte, völlig überraschend Deutscher Meister.
Bresagk: "Noch heute Gänsehaut"
Der Titel von 2004 war - aufgrund der Umstände - fast schon unwirklich. Klar war da die unmittelbare Freude nach dem entscheidenden Sieg gegen die Eisbären Berlin in der Frankfurter Eissporthalle. Die Fans sangen minutenlang "Oh wie ist das schön". Und die Spieler? Bresagk: "Das war eine sensationelle Geschichte. Ich habe - jetzt wo ich daran denke - schon wieder eine Gänsehaut. Das erlebt man wirklich nur einmal im Leben."
Hallen-Sprecher Storch erinnert sich an die unwirkliche Atmosphäre in den Minuten nach dem Triumph: "Das war wie so eine Leere. Dass Du endlich dieses Ziel erreicht hast, was eigentlich völlig unwirklich war. Du warst einfach nur froh, dass es vorbei war und dass das Undenkbare geschafft war."
Die Berg- und Talfahrt mit Insolvenz und DEL-Rückkehr
Ein Jahr vor ihrer DEL-Meisterschaft hatten die Lions von der Insolvenz von Schwenningen profitiert. 2010 gingen die Lions dann selbst insolvent. Das hieß: DEL-Abstieg und Absturz in die 4. Liga. Doch der Club, der fortan Löwen Frankfurt hieß, rappelte sich wieder auf und begab sich auf den langen und beschwerlichen Weg zurück in die DEL.
"Vor allem sind wir richtig stolz darauf, dass wir im Eishockey der einzige Verein in Deutschland sind, der sich von ganz unten auf sportlichem Weg wieder hochgearbeitet hat in die DEL. Hat 13 Jahre, also etwas länger gedauert, als wir uns das alle erhofft hatten", sag Storch und lacht.
Seit 2022 spielen die Löwen wieder in der DEL. Der Pokal von 2004 steht im Treppenaufgang des VIP-Raumes. Ex-Spieler Bresagk und Hallensprecher Storch legten nach 20 Jahren - am Tag des Interviews in der Eishalle - gleich Hand an und entstaubten das gute Stück. Nun glänzt sie wieder, die Meister-Trophäe, der erste und bis heute einzige DEL-Titel des Eishockey-Clubs aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim.