Alles Wichtige zum MMA-Mega-Event in Frankfurt
58.000 Fans kommen am Samstag in Frankfurt zum größten MMA-Event der deutschen Geschichte. Doch um was geht es bei der Veranstaltung? Was hat das alles mit Rotlichtviertel und Hooligans zu tun? Hier gibt es die wichtigsten Antworten.
Die Kampfsportszene schaut an diesem Samstag nach Frankfurt. Im Waldstadion kommen mehr als 58.000 Fans zusammen, um das MMA-Spektakel Eckerlin gegen Jungwirth zu verfolgen. Ab 17 Uhr geht es los. Hier gibt es die wichtigsten Infos zum Event.
Was ist MMA überhaupt?
Mixed Martial Arts, kurz MMA, ist eine junge Kampfsportart, die sich Anfang der 1990er in den USA entwickelte. Auslöser war eigentlich ein Wettkampf der verschiedenen Sportarten wie Boxen, Karate oder Jiu Jitsu, um – nach dem Vorbild von Action-Filmen wie Bloodsports – den besten Kämpfer zu küren.
Mittlerweile ist MMA eine eigene Kampfsportkunst, die in vielen Gyms auch in Deutschland trainiert werden kann. Dabei geht es vor allem um die Balance verschiedener Techniken. Als Kern werden Fähigkeiten im Kickboxen, Ringen und Jiu Jitsu angesehen. Obwohl fast alle Schlag- und Bodenkampftechniken erlaubt sind, gibt es klare Regeln im MMA. So sind etwa Schläge in die Genitalien, Griffe ins Auge oder Kopfstöße verboten. Gekämpft wird in drei oder fünf Runden à fünf Minuten. Der Sieger wird entweder durch K.o., eine Aufgabe, etwa in einem Würgegriff, oder durch eine Wertung der Punktrichter gekürt.
Was macht das Event in Frankfurt besonders?
Während weltweit die UFC den MMA-Markt dominiert und bekannte Stars wie Conor McGregor hervorgebracht hat, ist die Sportart in Europa noch kleiner. Aber auch das hat sich in den vergangenen Jahren geändert, vor allem der Promoter Oktagon stellte zuletzt immer größere Events auf die Beine.
Mit dem Kampfabend am Samstag erreicht MMA in Deutschland nun aber eine andere Gewichtsklasse. Bisher füllten nur Muhammad Ali (1966 gegen Karl Mildenberger) und Wladmir Klitschko (2010 gegen Samuel Peters) die Frankfurter Arena mit Kampfsportevents. Und beide werden von den mindestens 58.000 erwarteten Zuschauern noch deutlich übertroffen. Oktagon spricht sogar von einem neuen Rekord für eine reine MMA-Veranstaltung.
Was erwartet die Fans am Samstag im Waldstadion?
Insgesamt elf Kämpfe stehen auf der sogenannten Fight-Card. Highlight ist das Duell der beiden prominentesten deutschen Oktagon-Kämpfer, Christian Eckerlin und Christian Jungwirth. Dazu gibt es zwei Titelkämpfe, einmal im Mittelgewicht zwischen Champion Patrick Kincl und Kerim Engizek, sowie im Strohgewicht der Frauen zwischen Titelträgerin Katharina Dalisda und Mallory Martin. Für schwache Nerven ist das natürlich nichts: Beim MMA ist Blut an der Tagesordnung, auch bei Niederschlägen wird – anders als beim Boxen – weitergekämpft.
Neben dem Programm im Ring verspricht der Veranstalter auch ein Event um das Stadion. Wie schon beim NFL-Besuch im vergangenen November soll es in einer Fan-Zone verschiedene Essensangebote, spielerische Mitmachaktionen und Infostände geben. Die Zone ist ab 14 Uhr geöffnet, der Kampfabend beginnt um 17 Uhr. Je nach Dauer der Kämpfe wird der Hauptkampf gegen 23 Uhr stattfinden.
Was hat das alles mit Rotlicht, Hooligans und Hells Angels zu tun?
Kampfsport hat oft Milieu-Bezüge, da ist die Show in Frankfurt keine Ausnahme. Bei Lokalmatador Eckerlin liest sich die Liste folgendermaßen: Mitglied bei den Hells Angels, Betreiber einer Striptease-Bar und ehemaliges Mitglied der "aktiven" Eintracht-Fanszene. Der 37-Jährige geht mit diesem Lebenswandel offen um, verboten ist das auch alles nicht, dem zwielichten Image widerspricht es aber natürlich nicht.
Ähnlich ist es auch bei Gegner Christian Jungwirth, der in der Hooligan-Szene des VfB Stuttgart aktiv war, bevor er zum MMA-Profi wurde. Über Fehler der Vergangenheit spricht Jungwirth offen, so etwa über einen Spruch des Nazis Rudolf Hess, der einst seine Brust zierte. "Diese Tätowierung war auf jeden Fall eine der größten Blödsinns-Ideen in meinem Leben“, sagte Jungwirth dem SWR dazu. Er habe nicht über die Quelle des Spruchs nachgedacht. "Ich bin mit Ausländern groß geworden, meine Mutter ist Serbin - ich habe mit dieser Ideologie nichts zu tun."
"Die persönlichen Geschichten und Hintergründe der Kämpfer sind Teil ihrer individuellen Reisen, aber sie definieren nicht die Werte und die Mission von OKTAGON MMA", sagt der Promoter auf Nachfrage. Man glaube fest an die Möglichkeit einer zweiten Chance und gerade der Sport habe vielen eine entscheidende Wende gegeben. "Der Käfig hat mein Leben gerettet", sagte etwa Jungwirth. Als Organisation habe man zudem strenge Richtlinien, dass die Athleten die Werte Transparenz und Respekt teilen und leben.
Und wer wird denn nun der "König von Deutschland"?
"Der König von Deutschland", diesen fiktiven Titel hat sich der Promoter für das Duell Eckerlin gegen Jungwirth ausgedacht. Aber wer holt sich denn nun den Sieg? Auf dem Papier spricht fast alles für Eckerlin. Der Frankfurter ist der versiertere Kämpfer, hat mehr Siege per K.o. oder Submission (Aufgabegriff) und ist entsprechend der Favorit.
Doch unterschätzen sollte man Jungwirth nicht. Der selbsternannte "Unsterbliche Kelte" hat einen starken Willen und eine herausragende Kondition. Zudem hat er sich in seinen letzten Gefechten auch technisch verbessert, wie die Kollegen vom SWR betonen, die Jungwirth in einer sehenswerten Doku-Serie begleiten. Sollte die Heimspiel-Atmosphäre Eckerlin zu nervös machen oder er konditionell am Ende des Kampfs Probleme bekommen, dann könnte Jungwirths Stunde schlagen.