Frankfurter Tim Pütz nach verlorenem Finale Erst Frust, dann Bierchen, dann China
Der Frankfurter Tim Pütz stand kurz vor dem großen Sieg bei den US Open. Nach dem verlorenen Finale findet er selbstkritische Worte und auch wieder Ablenkung. Für Frust bleibt auch keine Zeit.
Kevin Krawietz und Tim Pütz huschte schon wieder ein kurzes Lächeln über das Gesicht, als sie mit dem Silber-Teller der US-Open-Finalisten posierten. Für den ganz großen, historischen Coup hatte es im Doppel-Finale von New York nicht gereicht. Dennoch mischte sich in die Enttäuschung schnell auch etwas Stolz.
Die beiden Kinder (zwei und vier Jahre) von Pütz tollten herum und sorgten für die Stimmungsaufhellung. "Es relativiert alles und zeigt, dass man jetzt nicht die nächsten vier Tage weinen muss", sagte Pütz am ARD-Mikro. "Ich glaube, wir können unglaublich stolz auf uns sein. Natürlich nervt es im Hinterkopf, weil wir wissen, dass wir das Ding holen können."
Pütz zeigt sich selbstkritisch
Den mächtigen Siegerpokal hoben aber die Australier Max Purcell und Jordan Thompson in die Höhe, denen das fränkisch-hessische Duo 4:6, 6:7 (4:7) unterlag. Der Service war im Vergleich zu den "Aussies" wohl der Schwachpunkt. "Das ist für mich auch die größte Enttäuschung, dass ich nicht so gut gespielt habe, wie ich es kann", gab Pütz zu.
Zum Frust schieben blieb allerdings keine Zeit. Denn schon am Sonntag ging der Flieger nach China, wo Krawietz/Pütz für das deutsche Davis-Cup-Team ab Dienstag um den Einzug in die Finalrunde von Malaga kämpfen. Ziel in Zhuhai sei es, so Krawietz, "die Gruppenphase zu überstehen".
375.000 Dollar Prämie
Im Zuge der Absagen von Top-Spielern wie Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff sind die Doppel-Spezialisten für die Mannschaft von Michael Kohlmann nochmal wichtiger geworden. Bei allem Rückenwind, den "KraPütz" nach ihren Auftritten in New York verspüren dürften: Für den ganz großen Wurf reichte es beim ersten gemeinsamen Grand-Slam-Finale nicht. Damit hat weiter kein deutsches Team in der Open Era seit 1968 im Big Apple triumphiert. Einzig der Bayreuther Philipp Petzschner konnte 2011 an der Seite des Österreichers Jürgen Melzer jubeln.
Für Krawietz bleibt es bei seinen zwei French-Open-Siegen 2019 und 2020 an der Seite des Kölners Andreas Mies. Pütz, der einen Mixed-Titel aus Paris vorzuweisen hat, wartet weiter auf einen Doppel-Coup bei einem Major. Beiden bleibt zusammen eine Prämie von 375.000 US-Dollar. Krawietz kannte das Endspiel-Gefühl schon aus seiner erfolgreichen Zeit mit dem Kölner Mies, von dem er sich Ende 2022 zugunsten von Pütz trennte.
Es geht direkt weiter
Durchaus hemdsärmelig fasste Pütz die Frustbewältigung und nahe Zukunft zusammen: "Wir werden heute erst einmal anstoßen, ein, zwei Bierchen trinken. Dann versuchen wir den Schalter umzulegen und sitzen morgen im Flieger." Dann geht es im irren Tennis-Kalender von New York nach China.