Ironman-WM in Nizza Patrick Lange: Cool zum dritten Titel?
Nizza statt Hawaii: Bei der Ironman-WM rechnet Patrick Lange mit einem offenen Rennen. Tiefstapeln vor dem letzten Duell mit Jan Frodeno? Nicht wenige glauben, dass der spektakuläre Kurs an der Côte d'Azur dem Nordhessen entgegenkommt.
Patrick Lange steht an der Promenade und blickt aufs Meer. Die Sonne bruzzelt, hinter ihm eine ganze Reihe von grünen Palmen. Wer nicht weiß, dass die Ironman-WM in diesem Jahr zum ersten Mal in Nizza ausgetragen wird, der könnte für einen kleinen Moment denken: alles wie immer. Hawaii. Mythos. Legende.
Doch dieses Mal ist es bekanntlich anders, nachdem die Veranstalter beschlossen haben, das Rennen nach Geschlechtern zu trennen und an unterschiedlichen Orten stattfinden zu lassen. Die Frauen im Oktober auf Hawaii, die Männer eben am Sonntag an der Côte d'Azur. Im nächsten Jahr ist es umgekehrt.
Patrick Lange: "Sie haben uns den heiligen Gral genommen"
Lange, der in Bad Wildungen (Waldeck-Frankenberg) geboren wurde, war einer der größten Kritiker dieser Entscheidung, die mit Sicherheit auch aus monetären Gründen so getroffen wurde. Und auch vor Ort in Nizza bleibt der zweimalige Weltmeister dabei: "Sie haben uns den heiligen Gral genommen", sagt Lange im Gespräch mit dem hr-sport. Einerseits. Andererseits ist der gebürtige Bad Wildunger voller Tatendrang, das spürt man.
Und das hat Gründe. Nicht wenige glauben, dass ihm der spektakuläre Kurs von Nizza entgegenkommt. "Auf dem Papier ist das natürlich so", gibt Lange zu, um aber auch gleich einzuschränken: "Das Rennen ist komplett offen." Und in der Tat ist die Liste der Siegfavoriten lang, sie beginnt bei Jan Frodeno, dem deutschen Dreifach-Champion, der sein letztes WM-Rennen bestreitet, geht weiter über die starken Lokalmatadoren aus Frankreich bis hin zum Dänen Magnus Ditlev, einem ausgezeichneten Radfahrer. Wobei wir schon beim Thema wären.
Anstiege mit Tour-de-France-Charakter
Die 3,8 Kilometer Schwimmen im kaum welligen Mittelmeer sieht Lange noch als "einfachste Aufgabe" an, aber danach wird’s wild. Der Radkurs führt in das Umland von Nizza und in die Ausläufer der Seealpen. Es ist mal flach, mal wellig und mal extrem steil. Insgesamt sind 2.400 Höhenmeter zu bewältigen, Anstiege mit Tour-de-France-Charakter, die Lange entgegenkommen.
Eigentlich ist das Radfahren nicht die Lieblingsdisziplin des Athleten vom DSW Darmstadt, da Lange aber im Vergleich zu anderen eher leicht gebaut ist, scheint er wie gemacht für die steilen Kletterpassagen. "Trotzdem gilt es, cool zu bleiben, es nicht zu übertreiben", sagt Lange, der die Berge aus seiner Wahlheimat bei Salzburg kennt und der viel getüftelt hat am Rad.
Letztes Duell mit Jan Frodeno
Man habe überlegt, ob man statt dem beim Triathlon üblichen Zeitfahrrad eventuell auf ein Straßenrad umsteigt, habe lange im Labor getestet und praktisch keinen Unterschied festgestellt. "Beim Praxistest war aber dann alles anders." Das Zeitfahrrad klar im Vorteil, man hat es so leicht wie möglich gemacht.
Bleibt am Ende noch ein Marathon für Lange, seine große Stärke auf einem flachen Kurs, den er selbst "rekordverdächtig" nennt. Es könnte zu einem Battle kommen zwischen ihm und Jan Frodeno, den beiden deutschen Triathlon-Superstars. Dass Frodeno nach dem Rennen aufhört, nutzt Lange, um dem Konkurrenten im eigenen Lager zu danken. "Diese Konkurrenz hat mich immer auch angetrieben."
Vielleicht ja auch diesmal. Sollte alles optimal laufen, wäre es Langes dritter WM-Titel. Diesmal dann eben in Nizza und nicht auf Hawaii. Auch wenn es auf den ersten Blick ein bisschen ähnlich aussehen mag.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau sport, 07.09.2023, 17.55 Uhr
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