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Der "zähe Dege" startet zum 10 Mal bei der Tour

John Degenkolb

John Degenkolb nimmt bald seine zehnte Frankreich-Rundfahrt in Angriff. Siegchancen hat der Radprofi aus Oberursel kaum noch, vom Träumen aber hält ihn das nicht ab.

Träumen ist erlaubt. Denn Träume werden wahr. John Degenkolb weiß das nur zu gut. Den vom Jubiläum und zehnten Start bei der Tour de France erfüllt sich der deutsche Radprofi mit der am Montag verkündeten Nominierung durch sein Team dsm-firmenich PostNL. Der vom zweiten Tour-Etappensieg begleitet den 35 Jahre alten Routinier, wenn er am Samstag in Florenz in die 111. Frankreich-Rundfahrt startet. "Ich bin froh, glücklich und stolz, dass ich die zehnte Große Runde in Angriff nehme", sagte Degenkolb: "Ich bin bereit für die Tour."

Vor allem die neunte Etappe mit Start und Ziel im mittelalterlichen Troyes ist dabei ganz nach seinem Geschmack. Auf den weißen, ungeteerten Schotterwegen der Champagne ist ein spezieller Fahrertypus gefragt, einer für Klassiker wie Strade Bianche oder Paris-Tours, einer wie Degenkolb. 14 solcher Abschnitte wird es geben, sechs davon im letzten Teil mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometer.

Hilfskraft bei den Sprints

"Wer weiß? In der Vergangenheit waren so spezielle Etappen immer genau mein Ding", sagte der Mann aus Oberursel, der 2018 in Roubaix seinen bislang einzigen Tour-Etappensieg feierte: "Vielleicht ist das eine Etappe, bei der ich mit meiner Erfahrung und meinen Skills am Ende auch weit vorne landen kann."

An einem guten Tag mit guten Beinen werde er Ansprüche erheben, "auch mal auf eigene Kappe zu fahren", sagte Degenkolb. Denn eigentlich ist seine Rolle eine andere. Der Hesse, früher Etappenjäger und Sieganwärter in den Sprints, übernimmt als Roadcaptain viel Verantwortung. Ein Tageserfolg mit seiner Mannschaft ist das erklärte Ziel, Degenkolb wird dafür in erster Linie aber den Niederländer Fabio Jakobsen auf den Flachetappen unterstützen.

Tour-Finale in diesem Jahr in Nizza

"Meine Aufgabe wird sein, dass ich in den Sprints mithelfen werde und muss", sagte Degenkolb, "mit einer Etappe davonzukommen, wäre mega für uns." Die vorletzte Position im Leadout ist seine, im besten Fall bringt Degenkolb seine Teamkollegen bis zum letzten Kilometer in Position. Auf den Champs-Elysees wird dieses Mal nicht gesprintet und gefeiert.

Paris, das Degenkolb bei seinen bislang neun Starts nur einmal nicht erreichte, wird er durch das diesjährige Tour-Finale in Nizza erst mit Verspätung wiedersehen.  Degenkolb peilt einen Start bei den Olympischen Spielen an. Träumen ist erlaubt. Denn Träume werden wahr. John Degenkolb weiß das nur zu gut.