Michail Savitskiy im Porträt Hessens größtes Eiskunstlauf-Talent seit Jahrzehnten
Über 50 Jahre ist her, dass es in Hessen mit Marika Kilius, Franz Ningel oder Peter Krick Eiskunstläufer mit Weltklasse-Niveau gab. Der Offenbacher Michail Savitskiy könnte nun in ihre Fußstapfen treten – und das, obwohl ihm der Eissport erst überhaupt nicht gefiel.
Als Michail Savitskiy seine ersten Schritte auf dem Eis der Frankfurter Eissporthalle machte, sah es zunächst nicht nach der großen Liebe aus. Der Fünfjährige konnte sich überhaupt nicht mit dem kalten, glatten Parkett anfreunden – und wechselte schnell zum Kunstturnen. Erst im für diese Sportart späten Alter von zehn Jahren kam er als Einzelläufer zurück auf das Eis und entdeckte dann seine Leidenschaft. Und, dass die Bedingungen dafür in Hessen nicht ideal sind.
Denn in Frankfurt, Kassel, Lauterbach und Bad Nauheim setzt man in dieser Disziplin maximal auf Breitensport. Priorisiert werden Eishockeyvereine und der öffentliche Lauf, der Geld in die klammen Kassen bringt. Für den am 1. Juli 2003 in Offenbach geborenen Savitskiy, dessen Mutter aus der Nähe von Moskau und dessen Vater aus Belarus stammt, gab es hier keine sportliche Zukunft. Savitskiys älterer Bruder Daniil lief als Eiskunstläufer bereits in Oberstdorf unter optimalen Trainingsbedingungen, und so zog auch Michail ins Allgäu.
Vom Einzellauf zum Eistanz
Doch die Entwicklung als Einzelläufer geriet ins Stocken. Mama Marina machte den entscheidenden Vorstoß: "Meine Mutter hat mir geraten, Eistanzen zu probieren und sie hatte erfahren, dass Darya Grimm sich gerne einmal ausprobieren wollte", erzählt Savitskiys. Seine erste Reaktion auf den Vorschlag war ablehnend: "Wenn ich mit Einzel aufhöre, versuche ich höchstens Paarlaufen, aber nie Eistanzen."
Der Hintergrund dieser Ablehnung: Paarläufer springen nebeneinander Dreifachsprünge und zeigen spektakuläre Dreifach-Würfe und akrobatische Hebungen, die über die Schulter des Mannes gehen. Eistanzen ist ähnlich wie Tanzen auf dem Parkett. Sprünge sind verboten, es geht um die perfekte Beherrschung der Kanten und Drehungen auf dem Eis. Hebungen sind erlaubt, allerdings darf die Partnerin nicht über die Schulter des Mannes gehoben werden. Für den jungen Savitskiys klang das langweilig, doch schon beim ersten Probetraining mit der Einzelläuferin Grimm war klar: Es passt.
Karriere kommt schnell in Gang
Ende 2019 begannen Grimm und Savitskiy mit dem intensiven Training und den ersten Wettkämpfen und dann ging es rasant. Den internationalen Durchbruch schaffte das junge Eistanzpaar Anfang 2021 in Estland bei den Junioren-Weltmeisterschaften. "Da haben wir die Eislaufwelt geschockt und wurden Fünfte", erzählt Savitskiy. Danach kamen die ersten wichtigen Medaillen. Sie gewannen 2022 Gold und Silber bei den Junioren-Grand-Prixs in Lettland und Polen und wurden Fünfte im Junioren-Grand-Prix-Finale in Turin.
Diese Saison gewannen die mittlerweile 17-jährige Grimm und Savitskiy sogar beide Junioren-Grand-Prixs in Österreich sowie Polen und gelten als Favoriten auf eine Medaille beim Junioren-Grand-Prix-Finale am Wochenende in China. "Das Ziel im Finale ist auf jeden Fall das Podium, aber als allererstes wollen wir natürlich unsere beiden Programme gut laufen", so Savitskiy kurz vor dem Abflug nach China.
Seine Partnerin Darya schätzt ihren drei Jahre älteren Tanzpartner sehr: "Michail ist ein cooler Typ, und bei Wettkämpfen sehr entspannt. Wenn ich gestresst bin, dann rede ich immer zu viel, aber Mischa hört mir immer aufmerksam zu und beruhigt mich." Als langfristiges Ziel haben sich "Dascha und Mischa" die Olympischen Spiele 2030 vorgenommen. Aus Savitskiys kindlicher Abneigung ist inzwischen eine große Liebe zum Tanz auf Eis geworden.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 08.12.2023, 17.55 Uhr
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