Trainerrauswurf bei den Löwen: Spät, aber nicht zu spät

Die Löwen Frankfurt haben sich lange geweigert, ihren Trainer Matti Tiilikainen zu entlassen – und es dann doch getan. Beides war richtig. Ein Kommentar.

Matti Taiilikainen schaut bedröppelt nach der Niederlage in Augsburg.
Die Löwen Frankfurt haben so lange wie möglich an Matti Tiilikainen festgehalten. Bild © Imago Images
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Der von den Löwen Frankfurt entlassene Coach Matti Tiilikainen mit gesenktem Kopf
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Nun muss es also mal wieder der Chef persönlich richten. Franz-David Fritzmeier stand am Dienstagmittag in Schlittschuhen auf dem Eis, und es war klar, dass der Sportdirektor der Löwen Frankfurt das ganz gerne vermieden hätte. Dass er lieber weiter Sportdirektor geblieben wäre und nicht auch noch Trainer in Personalunion. Dass er lieber weiter an der Entwicklung des Kaders gebastelt hätte, statt nun den Feuerwehrmann zu spielen. Doch das ist der Sport. Dinge ändern sich.

Und wer wüsste das besser als Fritzmeier selbst? Schon zum dritten Mal übernimmt er nun kommissarisch den Trainer-Posten. Die beiden Male zuvor hat das alles in allem ganz gut geklappt, warum also nicht auch diesmal?

Keine einfache Entscheidung

Der Weg dorthin war diesmal allerdings sehr weit, es war ein zähes Ringen, ein stetiges Hoffen auf Besserung, das viele Fans zur Verzweiflung trieb. Die Löwen warteten lange, ehe sie ihren Trainer Matti Tiilikainen am Montag entließen. Zehn Niederlagen in Serie, ein Absturz von Platz fünf auf Rang zwölf, zum ersten Mal nach dem Wiederaufstieg in die DEL echte Abstiegsangst. Doch so einfach wie es die Zahlen ausdrücken, war die Entscheidung nicht.

Die Löwen haben gut daran getan, nicht beim ersten Gegenwind ihren Headcoach vor die Tür zu setzen. Fritzmeier hatte Tiilikainen im Sommer verpflichtet, weil er ihn als Menschen und Fachmann schätzt, weil der Finne zweifelsfrei als großes Trainertalent gilt, weil er in Frankfurt schon erfolgreich gearbeitet hatte. Der 35-Jährige sollte ein junges Team aufbauen und entwickeln, eine Strategie, die im Vergleich mit den finanzstärkeren Klubs in der Liga alternativlos erscheint.

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Sportdirektor Franz-David Fritzmeier im Interview mit dem hr
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Hoffen auf einen neuen Impuls

Wer einen solchen Prozess anstoßen möchte, muss ihm Zeit geben. Das haben die Löwen getan. Die Zeit endet allerdings dann, wenn größere Dinge in Gefahr sind – der Ligaverbleib nämlich.  

Tiilikainen mag ein guter Trainer sein, ein feiner Kerl sowieso. Aber irgendwann kommt in jeder Karriere der Moment, in dem man als Coach eine Krise meistern muss. Das hat Tiilikainen nicht geschafft, auch wenn die Ergebnisse oft knapp waren.

Die Hoffnung, dass der Trainerwechsel nun zu einem neuen Impuls führt, dass eine andere Ansprache durch Fritzmeier die Sinne schärft, ist berechtigt. Zumal mit der Verpflichtung von Julius Hudacek auch auf die Schwachstelle im Tor reagiert wurde. Der Einschnitt der Löwen kam spät – aber nicht zu spät. Für beides sollte man Verständnis haben.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 08.01.2024, 17.55 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Gerald Schäfer