Weltcup in Nordhessen Ausnahmezustand für Skispringerinnen in Willingen
Dieses Wochenende macht der Skisprung-Zirkus in Willingen Station. Es ist einer der wenigen Weltcups, bei denen Männer und Frauen am selben Wochenende am selben Ort springen.
Sie unterschreibt jede Autogrammkarte, erfüllt jeden Fotowunsch und freut sich dabei offensichtlich genauso wie die Fans: Katharina Schmid genießt nach ihrem Qualifikationssprung in Willingen am Freitag das Bad in der Menge. Als sie danach zum Interview kommt, glitzern die Augen: "Es ist mega cool, hier zu springen, mit den Männern. Wir haben selten so viele Zuschauer. Man sitzt oben und hört schon die Fans, das pusht einen wahnsinnig."
Im vergangenen Jahr gewann Katharina Schmid – damals noch Althaus – das Einzelspringen am Samstag in Willingen. Vor rund 17.000 Fans, so viele waren es bei einem Frauen-Springen noch nie. "Einer der schönsten Weltcupsiege meiner Karriere", schwärmt die 27-jährige Oberstdorferin noch heute.
Fünf gemeinsame Weltcups
2023/24 gibt es fünf gemeinsame Weltcups, in der vergangenen Saison waren es inklusive der Weltmeisterschaften noch sieben. Auch wenn die Springerinnen von dem Konzept begeistert sind, scheint der internationale Skiverband FIS es noch nicht zu sein. Skisprung-Renndirektor Sandro Pertile sagt in Willingen am ARD-Mikro: "Wir sind ein Outdoor-Sport und abhängig vom Wind. Es ist oft schwierig, einen Zeitplan mit Männer- und Frauenspringen an einem Tag durchzudrücken."
Das zeigte sich auch am Freitagabend in Willingen – die Trainingssprünge der Frauen fielen aus, mussten abends nachgeholt werden, weil zwischendurch die Männer ihre Qualifikation sprangen. Trotz der Schwierigkeiten zeigt sich Pertile offen dafür, in Zukunft auch beim Skispringen häufiger auf gemeinsame Weltcups zu setzen: "Ich glaube, man kann in diese Richtung denken. Wir sind mehr und mehr bereit, gemeinsame Weltcupspringen auszurichten."
"Wir können uns vor mehr Leuten beweisen"
Die deutsche Springerin Selina Freitag würde das begrüßen. Nach ihrem ersten Sprung in Willingen winkte sie den ganzen Auslauf lang ins Publikum: "Wir können uns vor mehr Leuten beweisen und zeigen, dass wir auch Skispringen können."
Schmid schließt sich an: "Ich würde es mir für die Zukunft noch häufiger wünschen. Diese Abgrenzung zwischen Damen und Herren halte ich nicht für sinnvoll."
Bis gemeinsame Weltcups eines Tages möglicherweise die Regel werden, bleiben Stationen wie Willingen ein Höhepunkt im Wettkampf-Kalender der Springerinnen. Schmid genießt das: Wenige Sekunden nach dem Interview schreibt sie weiter Autogramme.