Auto-Abschaffprämie 100 Marburger und Frankfurter verzichten fürs Klima auf ihr Auto

Wer in Frankfurt oder Marburg seinen Verbrenner abmeldet, bekommt von der Stadt eine Prämie in Form von Nahverkehrstickets. 50 Marburger und 50 Frankfurter haben seit dem 1. Juli mitgemacht. In Darmstadt erklärte der Oberbürgermeister ein ähnliches Projekt für gescheitert.

Auto in Marburg
Die Stadt Marburg will die Verkehrswende voranbringen Bild © Rebekka Dieckmann
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Marburg will Auto-Abschaff-Prämie einführen

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Nach einem freien Parkplatz in der Innenstadt muss Annette Wolf nicht mehr suchen. Vor ein paar Wochen hat sie ihr Auto verkauft. Mit dem Gedanken gespielt habe sie schon länger, sagt die Marburgerin. Dass sie nun dafür von der Stadt belohnt wird, sei das entscheidende "I-Tüpfelchen" gewesen.

Bis zu 1.250 Euro Prämie zahlt die Stadt Marburg seit dem 1. Juli an Einwohnerinnen und Einwohner, die ihr Auto mit Verbrennungsmotor ein Jahr lang abmelden. Das können auch Zweit- oder Drittwagen sein.

Im Gegenzug bekommen sie von der Stadt ein Jahr lang ein Nahverkehrsticket im Wert von rund 600 Euro oder ein Carsharing-Abo für rund 800 Euro. Hinzu kommen Gutscheine für rund 200 lokale Unternehmen. Auch ins Schwimmbad kann Annette Wolf damit gehen.

Kosten: 50.000 Euro

Gut einen Monat nach Beginn der Auto-Abschaffprämie machen in Marburg insgesamt 50 Bürgerinnen und Bürger mit, wie die Stadt dem hr mitgeteilt hat. Auf diese Zahl wurde der Pilotversuch auch von vornherein begrenzt. Der Stadt stehen insgesamt 50.000 Euro für das Projekt zur Verfügung. Sie geht davon aus, dass nicht alle Beteiligten die 1.250 Euro, die ihnen zustehen, komplett ausgeben.

Die Entscheidung, das Auto abzugeben, stehe jedem Bürger und jeder Bürgerin frei, sagt Bürgermeisterin Nadine Bernshausen (Grüne). "Es soll ein Anreiz sein, ein Denkanstoß für Leute, die sich das vielleicht ohnehin überlegt haben. Niemand soll gezwungen werden", betont sie.

Nach einem Jahr will die Stadt das Projekt auswerten und entscheiden, ob es fortgeführt wird.

Deutschlandticket als Prämie in Frankfurt

Auch in Frankfurt ist am 1. Juli ein einjähriges Pilotprojekt angelaufen, auch hier können Autobesitzer ihren Verbrenner gegen ein Nahverkehrsticket eintauschen. Dabei handelt es sich um das Deutschlandticket, das die Stadt Frankfurt ihnen ein Jahr lang bezahlt. Weitere Gutscheine wie in Marburg gibt es nicht.

Nach Angaben der Stadt war die Resonanz in den ersten Wochen groß, mehr als 50 Personen haben die Prämie demnach bislang bestellt. Voraussetzung ist, dass sie ihren Pkw verschrottet, verkauft oder verschenkt haben und auch ein Jahr lang keinen Wagen neu zugelassen haben.

Projekt in Darmstadt laut OB gescheitert

In Darmstadt gab es seit September 2022 ein abgeschwächtes Modell der Abmelde-Prämie: Dort verteilte die Stadt sogenannte Klimatickets, die drei Monate lang die kostenfreie Nutzung des ÖPNV in Darmstadt ermöglichten. Rund 200 Darmstädterinnen und Darmstädter verzichteten seitdem auf ihr Auto, außerdem erhielten allein bis November 2022 mehr als 300 Neubürgerinnen und Neubürger das kostenlose ÖPNV-Ticket.

Zukünftig soll es allerdings nur noch für Neugezogene einen Monat lang das Deutschlandticket geben - und nicht mehr für Menschen, die ihr Auto abmelden. Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD), der die Klimaprämie lieber ganz abgeschafft hätte, begründete dies mit der schlechten Haushaltslage der Stadt und einer zu geringen Nachfrage.

Ob das Experiment in den anderen beiden Städten besser klappt, hängt wohl vor allem davon ab, wie gut der Nahverkehr in den nächsten Monaten funktioniert. Sollte es Probleme geben, würde auch Annette Wolf darüber nachdenken, sich wieder ein Auto zu kaufen, sagt sie.

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Redaktion: Arne Bartram und Anja Engelke

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de