Übergangslösung ab 1. Juni Verkehrsminister kündigt Deutschlandticket-Upgrade für Studierende an

Zehn Tage nach dem Start des Deutschlandtickets hat das Verkehrsministerium eine Lösung für Studierende angekündigt: Sie sollen es ab 1. Juni gegen einen Aufpreis kaufen können - zusätzlich zu ihrem Semesterticket. Studierendenvertreter kritisieren das Modell.

Foto eines Bahnsteigs: links eine Anzeigetafel, auf der "49 Euro" steht, rechts eine rote Regionalbahn, in der Mitte auf dem Bahnsteig eine Person mit einem Rad.
Seit 1. Mai gilt bundesweit das 49 Euro teure Deutschlandticket im öffentlichen Personennahverkehr. Bild © picture-alliance/dpa
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Für 49 Euro bundesweit Busse und Bahnen im Regional- und Nahverkehr nutzen - das Deutschlandticket macht es seit 1. Mai möglich. Studierende profitierten davon bislang aber nicht: Sie müssen das Ticket zunächst zusätzlich zu ihrem Semesterbeitrag zahlen. Eine von den Verkehrsministern der Bundesländer beschlossene Übergangslösung, nach der Studentinnen und Studenten nur den Differenzbetrag zu ihrem Semesterticket bezahlen, konnte in Hessen zum Start des 49-Euro-Tickets noch nicht angeboten werden.

Ab 1. Juni soll sich das ändern: Wie Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) am Mittwoch ankündigte, läuft die Umsetzung derzeit "auf Hochtouren".

Al-Wazir: "Außerordentlich komplexe" Aufgabe

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) war bislang davon ausgegangen, das Upgrade erst zum Wintersemester anbieten zu können; der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) wollte vorerst kein Startdatum in Aussicht stellen.

Die technischen Details und Vertriebsprozesse seien "außerordentlich komplex", begründete das Verkehrsministerium die Verzögerung. Al-Wazir hatte bereits nach dem Treffen der Verkehrsminister darauf hingewiesen, dass die technischen Details der Upgrade-Lösung an den jeweiligen Hochschulstandorten einzeln zwischen den Verkehrsverbünden und den Studierenden geklärt werden müssten.

Studierendenvertreter: Lösung nicht optimal

Die Umsetzung komme schneller als erwartet voran, sagte Al-Wazir am Mittwoch. Derzeit würden die notwendigen Verträge und die technische Umsetzung erarbeitet. Auch für Menschen mit geringem oder keinem Einkommen soll es noch im Sommer eine Lösung geben. Wer Bürgergeld, Sozialgeld oder Wohngeld bezieht, soll das Ticket ab 1. August für 31 Euro kaufen können, teilte das Verkehrsministerium mit.

David Bücker, Sprecher des AStA Marburg, zeigte sich am Mittwoch zunächst skeptisch. Noch sei nicht klar, ob das Upgrade wie von Al-Wazir angekündigt zum 1. Juni oder erst zum 1. Juli komme. Das hänge vom Verkehrsverbund RMV ab. Die vom Verkehrsministerium erzielte Lösung bezeichnete er als "nicht optimal" - schließlich müsse man weiterhin doppelt zahlen.

10 Euro Aufpreis für Studierende in Frankfurt

An der Goethe-Uni in Frankfurt scheint es mehr Vertrauen in den Zeitplan des Verkehrsministeriums zu geben: Auf seiner Website kündigt der AStA - noch unter Vorbehalt - an, Studierende mit einem RMV-Semesterticket könnten das Upgrade für einen Aufpreis von 10,09 Euro erwerben. Es sei monatlich kündbar.

Man erkenne an, dass der RMV "mit nur einem Monat Verspätung die notwendige Infrastruktur aufgebaut hat", heißt es auf der Website weiter. Mit insgesamt rund 39 Euro sei der monatliche Preis für Studierende aber weiterhin zu teuer. Derart hohe Kosten seien angesichts der hohen Mieten in Frankfurt und stetig steigender Preise eine Zumutung.

Die Landesregierung forderte der AStA auf, ein vergünstigtes Deutschlandticket von 29 Euro für Studierende und weitere ausgewählte Gruppen bereitzustellen oder das Modell für Geringverdienende auf Studierende, Azubis und Schülerinnen und Schüler auszuweiten - und sich langfristig für die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets einzusetzen.

Bislang mehr als 250.000 Tickets verkauft

Das Deutschlandticket gilt seit dem 1. Mai bundesweit im Nah- und Regionalverkehr für beliebig viele Fahrten. Kundinnen und Kunden können die neue Fahrkarte zum Preis von 49 Euro im Monat als mobiles Ticket erwerben.

Seit dem Vorverkaufsstart des Deutschlandtickets sind laut Verkehrsministerium landesweit mehr als 250.000 Tickets verkauft worden, rund 220.000 davon über den RMV. Mehr als die Hälfte davon seien Kunden und Kundinnen gewesen, die vorher noch kein Abonnement beim RMV abgeschlossen hatten, sagte Geschäftsführer Knut Ringat. Damit habe er in dieser Größenordnung nicht gerechnet.

Zudem sei etwa ein Drittel der rund 540 Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das RMV-Jobticket anbieten, zum "Jobticket Deutschland" gewechselt. Bei einem Drittel stehe die Entscheidung noch aus, ein weiteres Drittel bleibe im klassischen RMV-Jobticket mit verbundweiter Gültigkeit.

Auch der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) sieht ein hohes Interesse an dem neuen Ticket. Bisher habe die VGF rund 65.000 Deutschlandtickets verkauft. Die Nachfrage in den Ticketcentern sowie per E-Mail sei sehr hoch, teils komme es zu Wartezeiten. Der NVV sprach von bislang etwa 21.000 verkauften Deutschlandticket-Abos.

Pro Bahn kritisiert Abo-Modell

Der Fahrgastverband Pro Bahn bezeichnete das hohe Interesse am Deutschlandticket als einen Schritt in Richtung Verkehrswende. Vor allem der einheitliche Tarif über die Verkehrsverbünde hinweg mache das Ticket attraktiv.

Es schließe aber mehrere Gruppen aus, da mit dem Abonnement eine Bonitätsprüfung verbunden sei, kritisierte Pro Bahn. Zudem schrecke der Zwang zum Abo viele Menschen ab. Der Verband forderte ein kostenfreies Ticket für Schüler und Schülerinnen, Auszubildende, Menschen mit Einschränkungen und ehrenamtlich Tätige.

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Sendung: hr-iNFO, 10.05.2023, 16 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe