Fahrplan am Wochenende ausgedünnt 7.100 Ausfälle bei S8 und S9 in einem halben Jahr
S-Bahn-Nutzer im Rhein-Main-Gebiet brauchen seit Monaten starke Nerven. Allein auf den Linien S8 und S9 gab es im ersten Halbjahr mehr als 7.000 Ausfälle. Die Gründe sind vielfältig. Die Bahn will mit neuem Personal gegensteuern.
Immer wieder kommt es bei der S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet zu Ausfällen und ausgedünnten Fahrplänen. Auch für dieses Wochenende kündigte die Deutsche Bahn starke Einschränkungen wegen eines hohen Krankenstandes an: Die Linie S4 fällt komplett aus, die Linien S1 und S5 fahren nur halbstündlich.
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) kündigte für das Wochenende weitere Einschränkungen an. Er entschuldigte sich bei den Kundinnen und Kunden und empfahl, sich rechtzeitig online über Fahrten zu informieren.
S8 und S9 besonders betroffen
Im ersten Halbjahr 2024 sind nach Angaben des RMV rund 7.100 Fahrten der S8 und S9 ganz oder teilweise ausgefallen. Etwa 4.900 Fahrten der S8 und 2.200 der S9 seien betroffen gewesen.
Betrachtet man die Kilometer, die laut Plan von den S-Bahnen innerhalb der sechs Monate zurückgelegt werden sollten, bedeute das: 9,9 Prozent der "Zugkilometer" der S8 fielen in dem Zeitraum aus, bei der S9 8,4 Prozent. Auf den beiden Linien fahren nach RMV-Angaben täglich rund 150.000 Fahrgäste, die entsprechend von den Störungen betroffen sind.
Pro Bahn: "Personalpolitisches Versagen"
Die Gründe für die Ausfälle sind vielfältig. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert vor allem den Mangel an Fahrpersonal sowie Mitarbeitern im Stellwerk und spricht von einem "personalpolitischem Versagen" der Bahn. Demnach gab es zuletzt viele Renteneintritte, während nicht genug Nachwuchs ausgebildet worden sei.
Die Bahn weist den Vorwurf zurück. Sie habe sich frühzeitig auf diese Entwicklung eingestellt: "Jedes Jahr stellen wir bis zu 1.500 neue Mitarbeitende für den Stellwerksdienst ein", teilte eine Sprecherin dem hr auf Anfrage mit. In fünf Jahren seien in dem Unternehmen insgesamt 130.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt worden.
Gleichzeitig würden Aus- und Weiterbildung sowie Recruiting ausgebaut. "In den kommenden Jahren gehen fast doppelt so viele Menschen aus dem Arbeitsmarkt heraus wie hineinkommen." Deshalb sei es schwieriger, Mitarbeitende zu finden.
Stellwerke, Baustellen, GDL-Streiks
Der RMV hat auf hr-Anfrage die Gründe für die Probleme bei der S8 und S9 etwas aufgeschlüsselt. 1.800 Ausfälle habe es im ersten Halbjahr 2024 wegen nicht besetzter Stellwerke gegeben. Baumaßnahmen zwischen Frankfurt und Mainz seien ein weiterer Grund. Für rund 2.000 ausgefallene Fahrten hätten die GDL-Streiks im Januar und März gesorgt. Laut Bahn spielen auch erhöhte Krankenstände eine Rolle.
Zudem belaste der generelle Mangel an Fachkräften die Nahverkehrsbranche. Man arbeite mit Hochdruck an Lösungen, setze auch Zeitarbeitende ein und werbe um Mitarbeitende. "Allein in diesem Jahr wollen wir 70 neue Quereinsteiger:innen für die Umschulung zum/r Lokführer:in gewinnen."
Sendung: hr1, 12.07.2024, 22 Uhr
Redaktion: Martin Pesch