82.000 unbesetzte Stellen Fachkräftemangel in Hessen auf Rekordhoch
Der Fachkräftebedarf in Hessen steigt auf ein neues Rekordhoch. Laut einem Report der Bundesagentur für Arbeit konnten rund 82.000 Stellen nicht besetzt werden. Und der Bedarf der Betriebe steigt weiter.
Hessische Betriebe haben im ersten Halbjahr 2022 rund 37 Prozent ihrer Fachkraftstellen nicht besetzen können, wie aus dem am Donnerstag in Wiesbaden veröffentlichten Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) hervorgeht.
Hochgerechnet blieben damit rund 82.000 Positionen unausgefüllt. Damit sei ein neuer Höchstwert erreicht worden.
Bis 2028 fehlen 178.000 Fachkräfte
Der Bedarf der Betriebe sei sogar noch größer und werde in den kommenden Jahren steigen. "Die Entwicklung spricht für einen sich noch weiter zuspitzenden Fachkräftemangel", heißt es in dem Report. Der Report zitiert Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen, nach denen bis zum Jahr 2028 knapp 178.000 Fachkräfte in Hessen fehlen.
Laut Report steigt der Anteil der Unternehmen, die nach Arbeitskräften suchen, seit 2016 stetig. Im Jahr 2016 suchten 20 Prozent der Betriebe kurzfristig nach Arbeitnehmern, 2022 waren es schon 36 Prozent. Lediglich im Corona-Jahr 2020 sei der Bedarf gesunken. Unternehmen gelingt es demnach immer schlechter, ihren Arbeitskräftebedarf zu decken.
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Den größten Fachkräftemangel gibt es demnach im Baugewerbe. Zum Stichtag der Befragung bestand in knapp der Hälfte der Betriebe im Baugewerbe ein Sofortbedarf an Arbeitskräften. Besser sehe es zum Beispiel in der Öffentlichen Verwaltung aus. Dort lag der Anteil der akut suchenden Betriebe bei gut einem Viertel.
Kleinstbetriebe sind besonders betroffen
Besonders Kleinstbetriebe, die weniger als zehn Arbeitnehmer beschäftigen, sind laut Report von Fachkräftemangel betroffen. Über 60 Prozent der Stellen für qualifizierte Tätigkeiten konnten in hessischen Kleinstbetrieben im ersten Halbjahr 2022 nicht besetzt werden. In Großbetrieben blieb hingegen nur jede zehnte Stelle offen. "Großbetriebe konnten ihre Stellen für qualifizierte Tätigkeiten aufgrund ihres Wettbewerbsvorteils in den zurückliegenden Jahren stets am besten besetzen", heißt es dazu.
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Entsprechend ist für die Unternehmen laut IAB-Panel die Gewinnung von Fachkräften die größte personalpolitische Herausforderung der nächsten Zeit. Mehr als die Hälfte der hessischen Betriebe rechnet in den kommenden zwei Jahren mit Schwierigkeiten bei der Einstellung von benötigten Fachkräften. 28 Prozent prognostizieren ähnliche Probleme bei der Gewinnung von Beschäftigten für einfache Tätigkeiten.
Demografischer Wandel sorgt für Probleme
Grund für den Fachkräftemangel ist unter anderem die demografische Entwicklung: Die Zahl der Menschen, die in Rente gehen, übersteigt die derer, die neu auf dem Arbeitsmarkt eintreten.
"Dieser Prozess wird sich in den kommenden 30 Jahren immer weiter verstärken", heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig führten die Auswirkungen von Digitalisierung und Dekarbonisierung zu nachhaltigen Veränderungen von Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften in vielen Berufsfeldern.
Das IAB lässt seit 1993 jährlich Betriebe durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen, für den vorliegenden Report waren es den Angaben zufolge 950 hessische Unternehmen.