Zum schlechtesten Rastplatz Deutschlands gekürt A5-Parkplatz bei Weiterstadt: Ein Ort, an dem man nicht sein will
Sie suchen nach etwas Erholung während einer langen Autofahrt? Steuern Sie besser nicht den Parkplatz "Brühlgraben" bei Weiterstadt an - laut ADAC der schlechteste Rastplatz Deutschlands. Unser Reporter sagt: Das Beste ist die Auffahrt zurück auf die A5.
Der Lärm ist ohrenbetäubend, wenn man auf dem Rastplatz "Brühlgraben" bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) aus dem Auto steigt. Auf acht Spuren donnert der Verkehr auf der nur wenige Meter entfernten A5 vorbei, nur eine kleine Leitplanke aus Beton und ein schmaler Grünstreifen trennen das vermeintliche Erholungsareal von der Autobahn. Ein bisschen fühlt man sich, als stünde man direkt an der Fahrbahn. An Entspannung während einer anstrengenden Autofahrt ist bei dieser Geräuschkulisse nicht zu denken.
ADAC fällt vernichtendes Urteil
Der fehlende Lärmschutz ist aber nur einer der Gründe, warum der ADAC die Anlage in Südhessen zum schlechtesten unbewirtschafteten Rastplatz in ganz Deutschland gewählt hat. "Sehr mangelhaft" fällt das vernichtende Gesamturteil des Automobilclubs aus.
Wer dort rastet, findet tatsächlich kaum Argumente, dem zu widersprechen. Der Gesamteindruck ist wenig einladend. Die spärlichen Grünflächen sind nicht gepflegt, an manchen Stellen stapelt sich Bauschutt. Die von Betonplatten umgebenen und unbequemen Metallbänke laden nicht zum Rasten und Picknicken ein.
Dabei gehört der Außenbereich noch zu den "Stärken" des Rastplatzes, er bekam die Note "Mangelhaft". In puncto Verkehr und Parken, Sanitäre Anlagen und Persönliche Sicherheit steht beim ADAC ein doppeltes Minus - also: "Sehr mangelhaft".
Selbst Menschen ohne Anspruch, die nur schnell eine Zigarette rauchen oder ihren menschlichen Bedürfnissen nachgehen wollen, verbringen auf dem Rastplatz "Brühlgraben" keine schöne Zeit. Die Toilettenanlage ist heruntergekommen, im Inneren ist es dreckig, der Gestank ist beißend. "Eklig und kaum auszuhalten", fällt das Fazit eines mutigen und nach eigenen Angaben rastplatz-erprobten Toilettengängers an diesem Dienstag aus. Nicht wenige dürften nach Verlassen der Toilettenanlage ähnliche Gedanken haben.
Vor allem männlichen Gäste wählen bei diesen Zuständen zur Erleichterung eher den Busch - was dazu führt, dass es auch rund um das Toilettenhäuschen zum Himmel stinkt.
Frauen ist von einem Toilettenbesuch am "Brühlgraben" dringend abzuraten. Gar keine Wahl haben Menschen mit Behinderungen: Wer in der Hoffnung auf Erleichterung den Rastplatz ansteuert, muss unverrichteter Dinge weiterfahren: Es gibt keine Behinderten-Toilette.
Parkplätze für Menschen mit Behinderung gibt es auch nicht, eigentlich gibt es gar keine richtigen Parkplätze. Lkw und Pkw stehen auf schmalen Streifen wild durcheinander. Noch dazu ist der Rastplatz sehr unübersichtlich, wer zu Fuß unterwegs ist, sollte sich immer gut umschauen, um nicht unter ein Auto zu geraten. Sollte es auf dem Gelände einen Notfall geben, sucht nicht nur der ADAC vergebens einen Notrufknopf. Wenn dann das Handy schlapp macht, ist man auf verlorenem Posten.
Missstände wie dreckige Toiletten oder abstoßende Sitzgelegenheiten gibt es auf vielen Rastplätzen an Deutschlands Autobahnen. Nirgendwo aber sei die Summe der eklatanten Mängel so hoch wie am "Brühlgraben", sagt der ADAC. Das Schönste an diesem Rastplatz ist tatsächlich die Auffahrt zurück auf die Autobahn. Denn wer sich hierher verirrt hat, will nur eines: schnell wieder weg.
Besserung? Erst einmal nicht!
Die Chancen auf baldige Besserung stehen trotz der miesen Bewertung eher schlecht. Es gebe nichts zu beschönigen, der Zustand der Rastanlage "Brühlgraben" sei schlecht, gibt die seit etwa einem Jahr zuständige Autobahn GmbH unumwunden zu. Ein "grundlegend zufriedenstellendes Bild" lasse sich nur durch Um- oder Neubaumaßnahmen erreichen - und das dauere wegen der notwendigen Ausschreibungen sehr lang. Immerhin wolle man kurzfristig die schlimmsten Missstände abstellen.
Wenn die Not nicht allzu groß ist, sollten sich Autofahrerinnen und Autofahrer zweimal überlegen, ob sie am "Brühlgraben" rasten wollen - und im Zweifel lieber weiterfahren.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 11.10.2022, 19.30 Uhr
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