Aufruf an 50 Kliniken Ärzte streiken – und demonstrieren in Frankfurt
Für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt haben am Montag Ärzte an hessischen Kliniken gestreikt. Tausende nahmen an einer Kundgebung in Frankfurt teil.
Auf dem Frankfurter Römerberg haben am Montag tausende Medizinerinnen und Mediziner mit Trillerpfeifen und Plakaten auf Personalmangel und Überlastung in ihrer Branche aufmerksam gemacht.
Die Gewerkschaft Marburger Bund hatte zu der zentralen Kundgebung zum bundesweiten Warnstreik aufgerufen und zählte rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus Hessen und weiteren Bundesländern angereist waren. Laut der Polizei waren es rund 2.400 Menschen.
Nach Angaben des Marburger Bunds waren an diesem Montag in Hessen rund 50 kommunale Krankenhäuser zum Streik aufgerufen – bundesweit seien es 60.000 Medizinerinnen und Mediziner. Wie viele Krankenhäuser tatsächlich von Arbeitsniederlegungen in Hessen betroffen waren, konnte die Gewerkschaft zunächst nicht mitteilen.
Frust nach erfolglosen Verhandlungsrunden
Vorausgegangen waren zwei aus Sicht der Gewerkschaft erfolglose Verhandlungsrunden mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden (VKA). "Wir begegnen nur Blockaden und Hindernissen", sagte Christian Schwark, Landesverbandsvorsitzender des Marburger Bundes Hessen.
Die kommunalen Krankenhäuser ließen in den Tarifverhandlungen wertvolle Zeit verstreichen – "absichtlich, ohne dass erkennbare Fortschritte in den Verhandlungen gemacht werden", so die Einschätzung Schwarks. "Wir begegnen einer Hinhaltetaktik, die jede Form von Wertschätzung vermissen lässt."
In den Tarifverhandlungen fordert der Marburger Bund eine lineare Erhöhung der Gehälter um 8,5 Prozent bezogen auf ein Jahr. Außerdem soll es eine Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit geben.
Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und VKA sollen am 17. und 18. September in Berlin fortgesetzt werden.
Oberarzt: "Extrem kräftezehrend"
Der Schichtdienst sei extrem familienunfreundlich und kräftezehrend, sagte Kolja Deicke, Oberarzt aus Kassel, dem hr. "Deshalb fordern wir, dass der Spät- und Nachtdienst besser bezahlt wird und es einen Anspruch auf Zusatzurlaub gibt, damit wir etwas mehr Zeit zum Erholen bekommen."
Besonders der Nachtdienst zehre stark an der Lebensqualität: "Wenn man morgens nach Hause kommt, versucht man in mehreren Etappen so viele Stunden wie möglich zu schlafen", so Deicke. Dabei müssten die Kinder leise sein und man werde oft durch Baustellen gestört. "Wenn man aufsteht, fühlt man sich total zermatscht im Kopf, um nachfolgend direkt wieder in den nächsten Nachtdienst zu gehen".
Arbeitgeber: "Streiks nicht nachvollziebar"
Die Arbeitgeber halten die Forderungen der Gewerkschaft für deutlich überzogen. "Es ist für uns schwer verständlich, dass die Ärztegewerkschaft in dieser für uns Krankenhäuser prekären Situation zu Warnstreiks aufruft", sagte VKA-Verhandlungsführer Dirk Köcher.
Die Ärzte hätten erst im April 2024 eine Anhebung ihrer Bezüge um vier Prozent erhalten. Viele kommunale Krankenhäuser befänden sich in einer finanziell prekären Situation.
Notfallversorgung sichergestellt
Der Marburger Bund Hessen hat nach eigenen Angaben den vom Streik betroffenen Krankenhäusern Notdienstvereinbarungen angeboten, um eine notfallmäßige Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
Die dafür notwendige Mindestausstattung im ärztlichen Dienst entspricht der personellen Besetzung, wie sie üblicherweise an Wochenenden dienstplanmäßig vorgesehen ist.