Neues Quartier am Baudenkmal Altes Polizeipräsidium in Frankfurt erwacht aus Dornröschenschlaf
Seit 20 Jahren steht das alte Polizeipräsidium in Frankfurt leer - dabei liegt es zentral nahe dem Hauptbahnhof. Doch bald sollen die Arbeiten an einem neuen Quartier dort beginnen. Der denkmalgeschützte Altbau erweist sich als erstaunlich fit für die Zukunft.
Marode und verfallen, so sieht das alte Polizeipräsidium in Frankfurt von außen aus. Auch innen ist der Lack längst ab, im wahrsten Wortsinn. Überall Staub, Scherben und Geröll. Kein Wunder: Das Gebäude ist 108 Jahre alt und stand in den vergangenen Jahren leer. Vor 20 Jahren zog die Polizei dort aus und eine Diskothek ein. Zuletzt war das Haus sich selbst und den Graffiti-Sprayern überlassen. Aber die Bausubstanz entpuppt sich jetzt als erstaunlich stabil.
Schon seit drei Wochen testet eine Firma aus Leipzig, was die Decken des Präsidiums noch aushalten. Ein Hydraulik-Apparat bringt so viel Druck auf das Bauwerk, als würde man 30 Kleinwagen in der ersten Etage parken. Und die Betondecke biegt sich gerade mal um rund zwei Millimeter nach unten durch. Fazit der Prüfer: Test bestanden, mit Bravour.
Auch wenn die Tests noch weitergehen: Es zeichnet sich ab, dass der denkmalgeschützte Bau von 1914 noch viele Jahre und Jahrzehnte lang genutzt werden kann. Ein Investor aus Düsseldorf, die Gerch Group, will den vorderen Teil des alten Präsidiums sanieren und als Gewerbeimmobilie vermarkten, mit Gastronomie im Erdgeschoss und Büros in den oberen Etagen. Die Fassade könnte ein Blickfang werden am bislang eher tristen Platz der Republik, rund 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt.
Hochhaus mit Wohnungen und Büros
Der hintere Teil des Präsidiums wird dagegen abgebrochen und weicht einem 175 Meter hohen Wolkenkratzer - so sehen es die Pläne des Architekturbüros Meixner Schlüter Wendt vor. Das Büro plant rund um den Altbau ein neues Stadtquartier. Architektin Claudia Meixner verspricht, die neuen Gebäude würden mit dem alten Polizeipräsidium harmonieren: "Das wird alles zusammen strahlen."
Im Hochhaus sind oben Büros und unten Wohnungen geplant, außerdem zwei weitere Wohngebäude. Insgesamt sollen rund 450 Wohnungen entstehen, davon sind 30 Prozent als geförderter Wohnraum vorgesehen. Das Gros der Wohnungen kommt aber wohl eher für zahlungskräftige Mieter in Frage, wie der Investor schon klargestellt hat.
Die Gerch Group hat das alte Polizeipräsidium und das umgebende Areal vor vier Jahren vom Land Hessen gekauft und dafür 212 Millionen Euro bezahlt. Insgesamt will das Unternehmen mindestens 800 Millionen Euro in das Projekt investieren. Das Geld soll in der Vermarktung möglichst wieder hereingeholt werden. 2026 sollen der Altbau saniert und ein Großteil der neuen Gebäude fertig sein.
Stadt will Bebauungsplan ändern
Allerdings könnte sich der Baustart verzögern. Denn noch besteht kein Baurecht. Der bestehende Bebauungsplan sieht an der Stelle kein Hochhaus mit 175 Metern Höhe vor und muss deshalb geändert werden.
Auf hr-Anfrage berichtet die Stadt Frankfurt: Voraussichtlich bis Mitte 2023 werde der geänderte Bebauungsplan öffentlich vorgestellt, bis dahin werde auch der städtebauliche Vertrag mit der Gerch Group unterzeichnet.
Aber selbst wenn sich das Projekt verzögert: Das Alte Polizeipräsidium kann so lange warten, es ist stabil.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 22.11.2022, 16.45 Uhr
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