Rohstoff für E-Autos Frankfurter Firma eröffnet erste Lithium-Raffinerie in Europa

Ohne Lithium laufen weder E-Autos noch Computer oder Smartphones. Doch die Lieferkette führt in der Regel über China - angesichts der politischen Entwicklungen durchaus ein Risiko. AMG Lithium aus Frankfurt baut nun eine eigene Produktion in Deutschland auf und gefällt sich in der Rolle des Pioniers.

Ein Lastwagen mit offener Ladefläche, beladen mit Lithium, fährt über eine Lithium-Mine, der Boden schimmert ganz weiß vom Rohstoff
Lithium-Abbau in Südamerika. Bild © picture-alliance/dpa
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Lithium ist begehrt. Aber: Das Leichtmetall wird bisher hierzulande weder gefördert noch zu Lithiumhydroxid verarbeitet, das man für Batterien etwa in E-Autos und Geräten mit Lithium-Ionen-Akkus benötigt. Die Verarbeitung geschieht meistens in China. Doch die Abhängigkeit vom Import aus dem zunehmend nationalistischen Ein-Parteien-Staat macht vielen Sorgen. Genau darauf setzt AMG Lithium, ein Unternehmen aus dem Industriepark Frankfurt-Höchst.

AMG besitzt eine Lithium-Mine in Brasilien. Und seit dieser Woche auch eine laufende Raffinerie für die Weiterverarbeitung zu batteriefähigem Lithiumhydroxid im Chemiepark Bitterfeld (Sachsen-Anhalt). Damit ist die Frankfurter Firma die erste, die in Deutschland und der Europäischen Union Lithiumhydroxid herstellt.

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"Wir wollten unbedingt die Ersten sein", begründet Geschäftsführer Stefan Scherer die Investition von etwa 140 Millionen Euro. Pro Jahr will AMG in der Raffinerie in Bitterfeld 20.000 Tonnen an Lithiumhydroxid herstellen. Auf dem europäischen Markt für Elektroauto-Batterien werden allerdings 2030 schätzungsweise 500.000 Tonnen davon gebraucht.

In einigen Jahren abgekoppelt von China

AMG Lithium macht es so: Der Rohstoff kommt aus der firmeneigenen Mine in Brasilien. Von dort wird er nach China geschickt, wo das Leichtmetall in einem ersten Schritt weiterverarbeitet wird. Dann kommt es nach Bitterfeld. "Dort wird es im qualitätsentscheidenden Schritt in Batterie-taugliches Lithiumhydroxid umgewandelt", sagt Stefan Scherer.

Der Zwischenschritt in China soll künftig wegfallen. AMG will in den kommenden Jahren in Brasilien eine Converter-Anlage bauen, die das übernehmen kann. Zu riskant erscheint der Geschäftsführung in Frankfurt, dass die Lieferkette wegen eines Krieges um Taiwan oder anderer politischer Verwerfungen mit China reißen könnte.

AMG Lithium hat in Bitterfeld viel Geld investiert. Als die Entscheidung für die Raffinerie fiel, lag der Weltmarktpreis für Lithiumhydroxid weit oben. Seit vielen Monaten ist er im Keller. Stefan Scherer sagt, die Raffinerie lohne sich trotzdem: "Natürlich verdient man hier keine Traum-Margen mehr wie in den letzten beiden Jahren." Aber die Wirtschaftlichkeit sei da.

Weitere Unternehmen mit hessischer Beteiligung

Die Raffinerie in Bitterfeld soll auch nicht das einzige Investment in die Lithiumproduktion in Deutschland bleiben. Mehrere Firmen haben Pläne, das Leichtmetall in Europa zu fördern und weiter zu verarbeiten. Zwei größere Vorhaben stehen hierzulande an.

Im Oberrheingraben zwischen Basel und Frankfurt will die Firma Vulcan Energy Ressources Lithium aus heißem Thermalwasser herauslösen. Und dann im Industriepark Frankfurt-Höchst weiterarbeiten Die entsprechende Anlage ist bereits im Bau.

Im sächsischen Zinnwald im Erzgebirge soll Lithium im Untertagebau gefördert werden. AMG Lithium ist dort mit einem 25-Prozent-Anteil beteiligt.

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Lithiumproduktion

Die meisten Lithiumvorkommen gibt es nach Angaben des US Geological Survey in Südamerika, zu nennen sind hier zuvorderst Argentinien, Bolivien und Chile. In Europa verfügt Deutschland demnach mit geschätzten 3,8 Millionen Tonnen über die größten Ressourcen des begehrten Rohstoffs.
Die Industrie für diesen wichtigen Markt entsteht hierzulande erst. So baut das kanadische Unternehmen Rock Tech derzeit eine Converter-Anlage in Brandenburg. Die EU einigte sich zudem mit dem Nicht-EU-Land Serbien auf die Förderung der dortigen Lithiumvorkommen.

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Bundesregierung will Standort stärken

Gegen beide Projekte gibt es Bedenken von Umweltschützern. Beide werden allerdings von der Bundesregierung ausdrücklich befürwortet. Auch hier lautet das zentrale Argument: Die Abhängigkeit von Rohstoffimporten für strategisch wichtige Industriebereiche müsse verringert werden. Die Autoindustrie zählt definitiv zu diesen relevanten Bereichen.

Darauf setzen die Unternehmen im Lithiummarkt. Auch AMG-Geschäftsführer Scherer betont, "dass wir natürlich Pläne haben, da weiterzumachen". Er sagt aber auch: "Nur ist dann irgendwann mal gut mit Eigenkapital." AMG hat die Anlage in Bitterfeld nach eigenen Angaben fast komplett aus Eigenkapital finanziert. Scherer lässt erkennen, dass das bei künftigen Lithium-Projekten nicht mehr passieren wird.

Hoffen auf staatliche Fördermittel

Übersetzt heißt das wohl: Schön, wenn sich die Bundesregierung politisch für Rohstoffproduktion in Deutschland stark macht. Noch schöner wäre es, wenn dann auch entsprechende staatliche Fördermittel fließen würden.

Immerhin hat AMG Lithium ein Ziel schon erreicht: Sie sind die Ersten, die in Deutschland das begehrte Leichtmetall zum batterietauglichen Stoff verarbeiten. Stefan Scherer sagt: "Jeder, der danach kommt, hat es dann schon wieder ein bisschen schwerer."

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Quelle: hessenschau.de