Unternehmen zögern bei Neueinstellungen Mehr als 4.000 Ausbildungsplätze unbesetzt
In Hessen waren im Oktober etwas weniger Menschen arbeitslos als im September. Doch obwohl viele junge Menschen im Herbst Jobs und Ausbildungen suchen, kommt der Arbeitsmarkt nicht richtig in Schwung. Tausende Lehrstellen sind noch frei.
Nach dem Start des neuen Ausbildungsjahres waren in Hessen zuletzt noch 4.370 Lehrstellen unbesetzt. Das berichtete die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch. Zum Stichtag 30. September waren gleichzeitig etwa 2.400 Suchende ohne Ausbildungsplatz.
Zwar habe es für das Ausbildungsjahr 2024/25 insgesamt ähnlich viele Ausbildungsstellen wie registrierte junge Bewerberinnen und Bewerber gegeben - jeweils rund 34.700. Doch die Situation auf dem Ausbildungsmarkt habe sich zugunsten der Jugendlichen verschoben, beobachtet Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. Dieser Trend werde sich aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen.
Fachkräftebedarf von morgen mitdecken
"Verstärkt wird diese Entwicklung, da immer mehr junge Menschen einen höherwertigen Schulabschluss anstreben und somit häufig dem Ausbildungsmarkt nicht oder nur zeitverzögert zur Verfügung stehen", sagte Martin. Die Regionaldirektion empfiehlt Arbeitgebern, über den kurzfristigen Bedarf hinaus auszubilden, um den Fachkräftebedarf von morgen im eigenen Betrieb decken zu können.
An die Bewerberinnen und Bewerber gerichtet, die aktuell noch ohne passenden Ausbildungsplatz da stehen, verwies Martin auf sogenannte Nachvermittlungsaktionen: "Wir sind zuversichtlich, dass eine Vielzahl von jungen Menschen und Betrieben noch zueinander finden werden."
Weniger Arbeitslose im Oktober
Die Zahl der Arbeitslosen nahm nach Angaben der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit geringfügig ab. Demnach waren im Oktober 679 Menschen weniger arbeitslos als im September. Insgesamt waren 195.185 Menschen in Hessen ohne Job. Die Arbeitslosenquote blieb bei 5,5 Prozent.
Während der Arbeitsmarkt sonst um diese Jahreszeit meist in Schwung kommt, sei die Herbst-Belebung diesmal deutlich geringer ausgefallen als erwartet, sagte Martin. Er hatte mit einen Rückgang der Arbeitslosenzahl um mehr als 2.500 gerechnet.
Unternehmen schreiben weniger Stellen aus
"Arbeitgeber halten sich stark bei Neueinstellungen zurück", sagte Martin. Den Firmen sei die wirtschaftliche Lage zu unsicher. Martin geht zwar nicht davon aus, dass der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten einbricht, aber die Arbeitslosenzahlen dürften tendenziell eher wieder steigen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen zeigte sich angesichts der Arbeitsmarktzahlen besorgt. "Die weiterhin schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt zeigt deutlich, dass die Konjunkturentwicklung auf die Beschäftigung überzugreifen droht", sagte der Vorsitzende Michael Rudolph. Es gelte jetzt, die Schuldenbremse zu lockern und geplante Kürzungen, etwa bei Integrationskursen und der Arbeitsmarktintegration von Bürgergeld-Empfängern, zurückzunehmen.