Keine Engpässe, keine Preissprünge Atomkraft-Aus dürfte für Hessen verschmerzbar sein

Viele hessische Verbraucher mag es verunsichern, dass mitten in der Energiekrise nun bald die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. Böse Überraschungen dürfte es zwar nicht geben - aber auch keine Erleichterungen.

Vorsicht Bauarbeiten-Schild an Zaun vor Biblis-Kuppel
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Letzte drei Atomkraftwerke abgestellt

hs
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Der Atomausstieg werde sich nicht besonders auf die Stromversorgung in Hessen auswirken, meint das hessische Wirtschaftsministerium. Man erwarte keine Gefährdung der Versorgungssicherheit, ähnlich wie in ganz Deutschland. Denn bundesweit spielte die Kernenergie zuletzt eine immer kleinere Rolle.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden waren im letzten Jahr gerade einmal 6,4 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms Atomstrom. Hauptsächlich wurde der Strom von Kohle- und Gaskraftwerken, Windrädern und Photovoltaikanlagen erzeugt. Speziell in Hessen wird schon seit Jahren kein Atomstrom mehr produziert.

Europa hilft sich beim Strom gegenseitig aus

Auch die Mainova in Frankfurt, nach eigenen Angaben Hessens größter Energieversorger, zeigt sich entspannt. Die Menschen und Unternehmen in Frankfurt und Hessen würden weiterhin zuverlässig mit Strom versorgt, sagt Mainova-Sprecher Sven Birgmeier. "Denn die Stromnetze in Europa sind miteinander verbunden und bei Bedarf unterstützen sich die Länder gegenseitig."

Birgmeier merkt allerdings an, dass nach dem Atomausstieg bereits der Kohleausstieg geplant sei. Deshalb fordert er, in Hessen den Ausbau der erneuerbaren Energien stärker voranzutreiben. Ähnlich sieht man das beim Wiesbadener Stromanbieter ESWE. Gleichzeitig betonen die Anbieter, dass das Abschalten der letzten Atommeiler keinen Einfluss auf das derzeitige Stromangebot habe, da man diesen Strom langfristig einkaufe.

Plötzlicher Preisschock nicht in Sicht

Alle seriösen Energieunternehmen würden vorausschauend planen und das komme auch deren Kunden zugute, meint Philipp Wendt, geschäftsführender Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen: "Deshalb erwarten wir in Folge des Ausstiegs aus der Atomenergie nicht, dass für Verbraucher die Strompreise plötzlich steigen werden."

Nachdem die Preise in Folge der Energiekrise letztes Jahr nach oben geschossen waren, sind sie zuletzt laut Verbraucherzentrale eher wieder gesunken. Sowieso greift die Strompreisbremse. Das heißt, für 80 Prozent ihres Durchschnittsverbrauchs müssen Verbraucher pro Kilowattstunde maximal 40 Cent zahlen. "Aber wir sehen am Markt die ersten Energieanbieter, die diese Preisbremse sogar noch unterbieten und teilweise sogar nur 28 oder 30 Cent je Kilowattstunde verlangen", meint Wendt.

Atom-Aus beim Strom bereits eingepreist

Nach Berechnungen des Internetvergleichsportals Verivox zahlt ein Haushalt in Hessen bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden Strom derzeit durchschnittlich rund 1.690 Euro im Jahr. Im bundesweiten Vergleich komme man damit etwas günstiger davon, meint Verivox-Sprecherin Verena Blöcher.

"Da der Atom-Ausstieg lange bekannt war, haben ihn alle Akteure am Strommarkt schon in ihre Preise hineingerechnet." Auch mit Blick auf die nächsten Monate geht Blöcher davon aus, dass die Preise stabil bleiben, solange nichts Außergewöhnliches passiert.

Recht viel billiger werde es allerdings auch nicht, heißt es bei der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. "Wir hätten uns gewünscht, dass die drei aktiven Kernkraftwerke weiterlaufen", meint Energie-Experte Clemens Christmann. "Damit hätte es mehr günstigen Strom gegeben, das hätte die Preise langfristig um bis zu zehn Prozent drücken können." Doch in den Genuss solcher Preissenkungen würden Verbraucher und Unternehmen nun auch nicht kommen.

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Sendung: hr4, 14.04.2023, 12.13 Uhr

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Quelle: hessenschau.de