Wichtig für E-Autos und Handy-Akkus Aus Frankfurt kommt jetzt nachhaltiges Lithium

CO2-neutral gewonnenes Lithium für E-Autobatterien - das verspricht das Frankfurter Start-up Vulcan Energy. Und kann es nun im Industriepark Höchst herstellen. Schon bevor das im großen Stil geschieht, sind die Auftragsbücher auf viele Jahre hinaus voll.

Lithium in Pulverform
Extrem gefragter Stoff: Lithium in Pulverform. Bild © Reuters
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Das Start-up Vulcan Energy kommt mit dem Plan einer Produktion von Lithium für E-Auto-Batterien in Deutschland einen wichtigen Schritt weiter. Am Freitag nahm das Unternehmen im Industriepark Frankfurt-Höchst eine Pilotanlage in Betrieb, die Lithiumhydroxid fertigt.

"Das erste vollständig in Europa hergestellte nachhaltige Lithium ist ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen und von entscheidender Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit der Batteriewertschöpfungskette in Deutschland und Europa", sagte Vulcan-Chef Cris Moreno. Das weiße Pulver wird von Batteriezellproduzenten benötigt.

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Neue Aufarbeitungsanlage für Lithium in Frankfurt

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Bild © hessenschau.de
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Es wird aus Thermalwasser vom Oberrheingraben in Rheinland-Pfalz gewonnen. Das Besondere an dem Batterierohstoff von Vulcan ist nicht nur, dass er aus Europa stammt, während die führenden Hersteller und Weiterverarbeiter bisher in Südamerika und China sitzen und beim Abbau dort auch für große Schäden in der Umwelt sorgen.

Benötigte Energie aus Heizkraftwerken

Das heimische Lithium ist nach Angaben von Vulcan auch klimafreundlicher, weil die benötigte Energie mit der Soleförderung gleichzeitig CO2-frei mit Geothermie-Heizkraftwerken gewonnen wird. Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Bisher wird das Leichtmetall mit viel fossilem Energieeinsatz im Bergbau aus Gestein gewonnen.

Mit der industriellen Produktion in großer Menge will Vulcan Energy dann 2027 beginnen - zwei Jahre später als ursprünglich geplant und ein Jahr später als noch im Frühjahr angekündigt.

"Der Finanzierungsprozess hat länger gedauert als erwartet", sagte Christian Freitag, in der Vulcan-Geschäftsführung für das Lieferkettenmanagement verantwortlich, der Nachrichtenagentur Reuters. Der Finanzbedarf des 2018 gegründeten deutsch-australischen Unternehmens beläuft sich nach dessen Angaben auf 1,9 Milliarden Euro.

Von einer Handvoll Investoren werde Vulcan mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln, sagte Freitag. Die übrigen 1,3 Milliarden Euro fließen demnach über Darlehen von Banken. Unter anderem habe die europäische Förderbank EIB eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt. In Australien stiegen die Aktien von Vulcan Energy um knapp fünf Prozent auf 4,93 australische Dollar.

Für die ersten zehn Produktionsjahre ausverkauft

Vulcan sei über die Abnahmevereinbarungen mit den Autobauern Volkswagen, Stellantis und Renault, dem Batterieproduzenten LH Energy und dem Kathodenhersteller Umicore für die ersten zehn Produktionsjahre schon ausverkauft, berichtete Firmenchef Moreno. In zwei Jahren möchte das Unternehmen eine Menge von 24.000 Tonnen im Jahr liefern können - genug für 500.000 Elektroautobatterien.

Dafür müssten im pfälzischen Landau, wo Vulcan in einer ersten Pilotanlage das Thermalwasser tief in der Erde gewinnt, eine Extraktionsanlage und in Frankfurt-Höchst eine größere Produktionsanlage gebaut werden. Alle zwei bis drei Jahre soll die Kapazität noch zweimal um jeweils 24.000 Tonnen wachsen.

"Gewappnet gegen Preisschwankungen"

Der aktuell schleppende Umstieg auf Elektroautos stellt nach Angaben des Vulcan-Managers Freitag die Pläne nicht infrage. "Der Bedarf an unserem CO2-neutral hergestellten Lithium zu wettbewerbsfähigen Preisen ist nach wie vor hoch", sagte er: "Die Automobilindustrie weiß sehr wohl, dass das, was wir aktuell an E-Auto-Nachfrage 2024 sehen, nicht das ist, was wir 2027, 2028, 2029 sehen."

Auch Preisschwankungen wirkten sich kaum aus, sagte Freitag. Seit dem Höchststand von mehr als 70 Dollar pro Kilogramm sank der Preis um 80 Prozent. Vulcan habe für mehr als die Hälfte der verabredeten Liefermenge eine Bandbreite zwischen einem Minimum- und einem Maximumpreis mit den Abnehmern vereinbart. "Das heißt, selbst bei extrem niedrigen Lithiumpreisen, die noch niedriger sein könnten als aktuell, ist unser Projekt nach wie vor profitabel", sagte Freitag.

Europa will sich unabhängiger machen

Die Europäische Union verfolgt das Ziel, ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu auf die Straße zu bringen. Außerdem will sich der Kontinent über die gesamte Lieferkette hinweg unabhängiger von asiatischen Ländern wie China als Lieferanten der Rohstoffe machen.

Deshalb gibt es mittlerweile viele Projekte in Europa - die meisten davon in Form von Bergbau, wie das von der EU geförderte Vorhaben des Unternehmens Rio Tinto in Serbien. Die Frankfurter Firma AMG Lithium zum Beispiel baut derzeit eine Lithiumproduktion auf, die keinen Zwischenschritt mehr in China benötigen soll.

Sorgen wegen Erdbebengefahr

Manche der Projekte stoßen wegen möglicher Schäden für die Umwelt auf Widerstand der Bevölkerung. Bei der Tiefengeothermie, wie sie Vulcan Energy betreibt, gibt es das Risiko, dass sie Erdbeben auslöst. Ein ähnliches Projekt in Frankreich verursachte vor einigen Jahren Risse in Häusern im Elsass und Baden-Württemberg.

Es gebe dazu gründliche Risikoabschätzungen, versicherte Manager Freitag. Vulcan sieht sich als Pionier, dem Nachahmer in Europa nur recht wären: "Es braucht immer einen, der die Tür aufmacht, und dann gibt es einige andere, die auch davon profitieren."

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de, Reuters