Sparkurs Autozulieferer Continental streicht 630 Jobs in Frankfurt
Der Autozulieferer Continental hatte in der vergangenen Woche massive weltweite Stellenstreichungen angekündigt. Jetzt wurde bekannt: Am Standort Frankfurt sollen 630 Jobs wegfallen. Die IG Metall fragt sich, wie das gehen soll.
Der Autozulieferer Continental wird am Standort Frankfurt bis Ende kommenden Jahres 630 Stellen abbauen. Das bestätigte eine Sprecherin dem hr am Dienstag. Die Maßnahme werde schrittweise und so sozialverträglich wie möglich umgesetzt, etwa durch Nicht-Besetzung offener Stellen.
Kündigungen sollen vermieden werden
Man versuche, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Ausschließen könne man diese zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht, sagte die Sprecherin. In Frankfurt-Rödelheim beschäftigt Continental nach eigenen Angaben rund 4.700 Mitarbeiterinnen und Mitabeiter.
"Wir werden alles dafür tun, gemeinsam mit unseren Sozialpartnern und dem Betriebsrat gute und individuelle Lösungen zu finden", teilte das Unternehmen mit. Zu weiteren hessischen Standorten des Unternehmens wurden keine Zahlen genannt.
Rund 7.150 Stellen weltweit
Mitte vergangener Woche hatte Continental mitgeteilt, im Zuge von Sparmaßnahmen weltweit rund 7.150 Stellen bis Ende 2025 abbauen zu wollen. Demnach ist vor allem die Verwaltung mit 5.400 Arbeitsplätzen betroffen, der Rest betrifft Forschung und Entwicklung.
Laut einem Sprecher sind 40 Prozent der wegfallenden Jobs in Deutschland. In Hessen hat Continental außer in Frankfurt noch weitere Standorte, etwa in Wetzlar, Babenhausen (Darmstadt-Dieburg), Karben (Wetterau), Schwalbach (Main-Taunus) und Korbach.
Zusammenlegung von Standorten wird geprüft
Auch eine Zusammenlegung von Standorten im Rhein-Main-Gebiet ist laut Continental angedacht. Details wollte das Unternehmen am Dienstag nicht nennen. Diese würden bei einer Konkretisierung der Pläne mitgeteilt.
Hintergrund der Sparbemühungen ist das seit längerem kriselnde Geschäft in der Autozulieferung. Mit den Kürzungen will Continental allein in der Verwaltung rund 400 Millionen Euro jährlich einsparen.
Der Anteil der Kosten von Forschung und Entwicklung an den Gesamtausgaben soll von derzeit etwa zwölf Prozent auf unter zehn Prozent gesenkt werden. "Mit der Straffung unseres Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks heben wir Synergien und entlasten unsere Kostenseite", sagte Spartenchef Philipp von Hirschheydt.
IG Metall zweifelt an Plausibilität
Nach Worten des ersten Bevollmächtigten der IG Metall Frankfurt, Michael Erhardt, wurden die Beschäftigten am Standort bereits letzte Woche über die Pläne informiert. Die Gewerkschaft sieht die Maßnahme kritisch.
"Wie die anfallende Arbeit in Frankfurt-Rödelheim mit 630 Leuten weniger gemacht werden soll, ist mir ein Rätsel", sagte Erhardt. Man werde gemeinsam mit Wirtschaftssachverständigen und den Beschäftigten die Plausibilität der Planungen hinterfragen.
Gewerkschaft will Belege
Laut Erhardt basieren die Kürzungen auf Informationen einer Unternehmensberatung, wonach Wettbewerber mit weniger Mitarbeitenden in Verwaltung, Forschung und Entwicklung auskommen. Für diese Behauptung wolle man Belege: "Wir sagen: Hosen runterlassen!"
Derzeit seien Forschung und Entwicklung hochgradig ausgelastet, sagte Erhardt. Es sei nicht ersichtlich, was da wegfallen könne. "Dann müsste man bestimmte Forschungsaktivitäten einstellen." Damit werde aber auch die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens infrage gestellt.
Redaktion: Uwe Gerritz
Sendung: hr-iNFO, 20.02.2024, 19 Uhr