1.450 Stellen bundesweit betroffen Autozulieferer Continental streicht 650 Stellen in Hessen

Nach einer Reihe von Stellenstreichungen will der Autozulieferer Continental weltweit rund zehn Prozent seiner Entwicklerstellen abbauen. Auch die hessischen Standorte Frankfurt, Babenhausen, Wetzlar und Schwalbach sind betroffen.

Bürogebäude mit verspiegelter Glasfassade, in welcher sich gelbliches Licht reflektiert, in der Außenansicht. Im Bildvordergrund ein orangfarbenes Schild mit der Aufschrift "Continental-Standort Wetzlar-Eingang"
Continental-Standort in Wetzlar Bild © Alexander Gottschalk (hr)
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Der Zulieferer Continental will angesichts der Krise in der Autoindustrie weitere Stellen streichen. In der schwächelnden Autozuliefersparte sollen bis Ende 2026 weltweit noch einmal 3.000 Jobs in Forschung und Entwicklung wegfallen, davon 1.450 in Deutschland, teilte das Unternehmen mit.

Rund 650 Stellen in Hessen betroffen

Betroffen sind vor allem Hessen und Bayern, der Standort Nürnberg soll ganz schließen. Laut dem Konzern entfallen rund 650 der Stellen, die nun abgebaut werden sollen, auf hessische Standorte:

  • 220 Entwickler-Jobs sollen noch einmal an dem mit 4.000 Mitarbeitern größten Automotive-Standort in Frankfurt wegfallen. Dort hatte Conti bereits im vergangenen Jahr Hunderte Stellen gestrichen.
  • Weitere rund 220 Stellen seien in Babenhausen (Darmstadt-Dieburg) betroffen, wo derzeit noch rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind.
  • In Wetzlar und Schwalbach (Main-Taunus), wo Conti bereits 2024 die Schließung angekündigt hatte, sollen weniger Beschäftigte als zunächst geplant an andere Standorte wechseln. 200 Stellen fallen dadurch in Wetzlar (Lahn-Dill) zusätzlich weg, 10 in Schwalbach.

Vorherige Stellenstreichungen schon fast abgeschlossen

Continental hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, in der Automotiv-Sparte 7.150 Stellen zu streichen, davon 5.400 in der Verwaltung und 1.750 in der Entwicklung. Das sei inzwischen zu 80 bis 90 Prozent umgesetzt, hieß es.

Mit den nun verkündeten weiteren 3.000 Stellen erhöht sich die Zahl auf mehr als 10.000. Weltweit sollen damit rund zehn Prozent der bisher 31.000 Entwicklerstellen wegfallen.

Abbau soll sozialverträglich ablaufen

Den Abbau will Conti möglichst sozialverträglich gestalten: Ein Großteil der Stellenanpassungen solle über natürliche Fluktuation, beispielsweise durch Renteneintritte, erfolgen. Über Details soll nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden.

Aufgrund der herausfordernden Marktsituation in der Autobranche habe sich gezeigt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten, um die eigenen Ziele zu erreichen, sagte ein Conti-Sprecher. Daher müssten nun weitere Stellen wegfallen. Ziel bleibe es, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2027 auf weniger als 10 Prozent des Umsatzes zu senken.

Betriebsratschef: "Keine tragfähige Zukunftsstrategie"

Scharfe Kritik kam von der Arbeitnehmerseite. "Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte bei der Automotive Forschung und Entwicklung zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten", sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Iglhaut laut einer Mitteilung.

"Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis" seien keine tragfähige Zukunftsstrategie. Das "gewollte Ausbluten der deutschen Standorte" schwäche die Sparte, die Continental noch in diesem Jahr in die Eigenständigkeit entlassen will.

Continental hatte im Dezember angekündigt, die seit Jahren schwächelnde Autozuliefersparte abzuspalten und als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen. Die Hauptversammlung muss dem noch zustimmen, der Börsengang der Sparte unter neuem Namen soll dann bis Ende des Jahres erfolgen. Die Sparte gilt seit Langem als Sorgenkind des Konzerns und schrieb in den vergangenen Jahren immer wieder rote Zahlen.

Sendung: hr1,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe