Ganztägiger Warnstreik Busfahrerstreik behindert Pendler- und Schülerverkehr in Hessen
Viele Fahrgäste haben am Donnerstag in Hessen vergeblich auf ihre Busverbindungen gewartet. Mit einem ganztägigen Warnstreik bei den privaten Busunternehmen legte die Gewerkschaft Verdi vor allem den Linienverkehr in mittleren Städten und auf dem Land lahm.
Nach Informationen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) blieben die Busse beispielsweise in Hanau, Offenbach und Rüsselsheim in den Depots. "Der Warnstreik ist noch besser als erwartet gelaufen", sagte am Nachmittag Verdi-Sekretär Jochen Koppel. 98 Prozent der Beschäftigten seien dem Streikaufruf gefolgt. Am Freitag soll der Betrieb dann wieder ganz normal laufen, kündigte Verdi an.
6.000 Menschen zum Streik aufgerufen
Mit der Frühschicht hatte am Donnerstagmorgen ein ganztägiger Warnstreik im privaten Busgewerbe in Hessen begonnen. Die Gewerkschaft hatte rund 6.000 Beschäftigte privater Busunternehmen, die im Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) organisiert sind, zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, um Druck in die laufenden Tarifverhandlungen zu bringen.
Große Anbieter sind mehrere Töchter der Deutschen Bahn, die Frankfurter "In-der-City Bus", die Transdev und die Main Mobil Offenbach GmbH. In Frankfurt standen am Donnerstag allein im Depot der "In der City-Bus" GmbH rund 200 Busse still. Hier streikten die Fahrerinnen und Fahrer am Eingangstor.
Totalausfälle in Frankfurt und Main-Kinzig
Bestreikt wurden laut Verdi Betriebe in Homberg/Efze, Melsungen, Rotenburg, Fulda, Gießen, Frankfurt, Offenbach, Oberursel, Hanau, Nidderau, Büdingen, Weiterstadt, Rüsselsheim und Wiesbaden.
Weitere Streiks schließt Verdi bis einschließlich Dienstag aus, da Montag und Dienstag noch das Schlichtungsverfahren läuft. Wie es dann weitergeht, will die Tarifkommission der Gewerkschaft anschließend neu bewerten.
Frankfurter weichen auf S-, U- und Straßenbahnen aus
In Frankfurt waren die Auswirkungen am Donnerstag bis zum Mittag einem Sprecher der städtischen Nahverkehrsgesellschaft traffiQ zufolge überschaubar. "Wir sind in Frankfurt insofern in einer relativ glücklichen Situation, als wir verschiedene Verkehrsträger haben", erklärte er.
Zwar sei der Busverkehr zum größten Teil bestreikt worden, nur einige wenige Linien seien gefahren. Allerdings liege die Hauptlast des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt auf den S-, U- und Straßenbahnen, die alle regulär fuhren. "Es gibt ein dicht gestricktes Netz, mit dem man von fast allen Startpunkten irgendwie ans Ziel kommt, teilweise mit etwas längeren Wegen oder Umwegen, aber es funktioniert", so der traffiQ -Sprecher.
Schüler in Fulda besonders betroffen
Enorme Auswirkungen des Warnstreiks meldete die RhönEnergie in Stadt und Landkreis Fulda. Dort fielen der Schüler- und Linienverkehr vollständig aus. Sämtliche Linien der Verkehrsgesellschaft wurden bestreikt, sagte ein Sprecher. Die Fahrgäste hätten sich aber offenbar gut auf die Ausfälle eingestellt.
"An den Busbahnhöfen und Stationen standen nur wenige Menschen, die auf einen Bus gewartet haben", berichtete der Sprecher am Mittag. Auch in den Callcentern habe es am Donnerstag nur wenige Anrufe gegeben. Am Vortag habe es dort noch ein sehr hohes Aufkommen an Anfragen gegeben.
Stark eingeschränkt fuhren laut der RhönEnergie Bus GmbH auch die Linien im Main-Kinzig-Kreis. Sie wurden den Angaben zufolge durch beauftragte Unternehmen mit fünf Bussen bedient.
Im Stadtverkehr Bad Hersfeld fuhren alle Busse. Die Linien im Bündel Hersfeld-Ost (Schenklengsfeld, Friedewald, Heringen und Philippsthal) fielen aus. Die RhönEnergie erwarte, dass ab Freitag wieder Normalbetrieb herrscht, hieß es.
Verdi sieht "dramatischen Personalmangel"
Laut Verdi herrscht im privaten Busgewerbe dramatischer Personalmangel. Die Gewerkschaft beklagt überlange Schichten, geteilte Dienste, kurze Pausen, zahllose Überstunden und hohe Krankenstände.
Sie verlangt daher, dass die Gehälter zweimal um jeweils 8,5 Prozent steigen. Zudem soll es einen Inflationsausgleich von 3.000 Euro für jeden Beschäftigten geben. Der LHO hat Gehaltserhöhungen in drei Stufen bis 2027 um 9,3 Prozent sowie einen Inflationsausgleich von 1.500 Euro angeboten. Die Verdi-Forderungen seien nicht finanzierbar, hob der Verband hervor.
Redaktion: Anikke Fischer, mit Informationen von Saskia Klingelschmitt
Ende der weiteren InformationenSendung: hr-fernsehen, hessenschau, 25.04.2024, 16:45 Uhr
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