Kreis muss weitere 2,5 Millionen zuschießen Insolventes DRK-Krankenhaus Biedenkopf braucht weitere Finanzspritze
Das DRK-Krankenhaus in Biedenkopf ist insolvent. Dass der Klinikbetrieb derzeit läuft, liegt nur an der Zuwendung des Kreises. Der muss jetzt überraschend seine Finanzhilfe für das laufende Jahr aufstocken. Und auch 2025 ist längst nicht gesichert.
Das insolvente DRK-Krankenhaus in Biedenkopf kämpft seit Monaten ums Überleben. Während nach Angaben des Biedenkopfer Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Übernahmegespräche mit mehreren möglichen Interessenten laufen, versucht der Kreis Marburg-Biedenkopf die Liquidität zu sichern und dadurch eine zwischenzeitliche Schließung zu verhindern.
Bisher hatte der Kreis 2,7 Millionen Euro zugeschossen, um die Verluste des Krankenhauses für das laufende Jahr auszugleichen. Seither war es vor allem um die Frage gegangen, wie es 2025 weitergehen soll.
Nun ist allerdings bekannt geworden: Sogar für dieses Jahr reicht das Geld nicht aus. Im Raum steht, dass der Kreis noch deutlich mehr Geld in das Krankenhaus stecken muss, um den Betrieb am Laufen zu halten - konkret fast noch einmal so viel wie bisher: 2,5 Millionen Euro. Zuerst hatte die Oberhessische Presse darüber berichtet.
Kreis stimmt am 20. September ab
Der Kreis teilte auf hr-Anfrage mit, die Verwaltung arbeite derzeit noch an einer Beschlussvorlage für den Kreistag. Bei der kommenden Sitzung am 20. September soll dann darüber abgestimmt werden.
Landrat Jens Womelsdorf (SPD) teilte über seinen Sprecher mit: Es habe sich "sehr kurzfristig ergeben, dass die aktuell zugesagten und durch den Kreistag beschlossenen Gelder nicht ausreichen werden". Er sei zuversichtlich, dass der Kreistag die zusätzlichen Gelder freigeben werde.
Landrat ist optimistisch
Das Ziel bleibe, den Standort langfristig zu erhalten und eine zukunftsfähige Lösung zu entwickeln, so Womelsdorf. Er sei optimistisch, dass das gelingen werde. Auch deshalb sei er dazu bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Möglich sei auch, dass der Landkreis in Zukunft eine "organisatorische Funktion wahrnehmen kann und wird, wenn dies notwendig sein sollte".
Bei der Haushaltsdebatte im November soll es dann darum gehen, ob und wie viel Geld der Landkreis im kommenden Jahr zuschießen wird. Denn nur das dürfte angesichts des laufenden Insolvenzverfahrens die Zukunft des Hauses und damit auch die Jobs der Mitarbeitenden retten.
DRK: Defizit ist "multifaktoriell"
Cornelia Bönnighausen, Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbands Biedenkopf, teilte mit: Die Aussicht auf weitere Zuschüsse vom Kreis sei grundsätzlich eine sehr gute Nachricht. "Dennoch ändert das natürlich nichts an dem für uns allgemein frustrierenden Zustand der Insolvenz."
Bönnighausen erklärte: Der kurzfristig gestiegene Finanzbedarf sei "multifaktoriell" bedingt. In erster Linie liege er jedoch an gesetzlichen Änderungen, die zwischenzeitlich eingetreten seien.
Das Krankenhaus müsse dadurch mehr operative Eingriffe ambulant statt stationär durchführen als bisher geplant. Dadurch seien die stationären Fallzahlen und damit auch die Einnahmen rückläufig. "In dieser Höhe war damit nicht zu rechnen", so Bönnighausen.
Insolvenz läuft seit 2023
Das Insolvenzverfahren über den DRK-Kreisverband Biedenkopf war vom Amtsgericht Marburg im Dezember 2023 eröffnet worden. Der Betrieb des Krankenhauses mit heute 113 Betten und rund 300 Beschäftigten läuft seitdem weiter.
Der zuständige Insolvenzverwalter Carsten Koch hatte damals mitgeteilt: Eine Schließung der Einrichtungen sei keine Option. Das aktuell gestiegene Defizit und den Liquiditätsbedarf der Zukunft wollte Koch auf hr-Anfrage nicht kommentieren. Er verwies auf die laufenden Gespräche und das nicht öffentliche Verfahren.
Er verstehe das Interesse, bitte aber um Geduld, so Koch. "Wir werden die Öffentlichkeit unterrichten, sobald es verbindliche Ergebnisse in dieser Sache gibt."