Dehoga-Kurse für Asylbewerber und Ungelernte "Kick-Start" zum Job in der Gastronomie

Mit mehrmonatigen Kursen will der Branchenverband Dehoga Personal für die Gastronomie gewinnen und den Mangel an Mitarbeitern in Service und Küche mildern. Das Projekt "Kick-Start" richtet sich an Asylbewerber, Langzeitarbeitslose und Ungelernte.

Ein Mann zeigt Teilnehmern eines Kurses, wie man in einem Lokal Geschirr und Besteck richtig auf die Tische legt.
Kellner Horst Kerber erläutert Teilnehmern eines "Kick-Start"-Kurses des Dehoga das Eindecken eines Restauranttischs. Bild © picture alliance/dpa | Helmut Fricke

Wie klappt man am besten eine große Tischdecke auseinander? Was kommt zuerst auf den Tisch: Geschirr, Besteck oder Gläser? Jeder Handgriff müsse im Berufsalltag sitzen, sagt der Kursleiter. Er zeigt, wie sich das gestärkte weiße Leinen rasch platzieren lässt und wo die Einzelteile des Gedecks hingehören.

Die Frauen und die Männer, die ihm zuschauen und zuhören, nehmen an einem Kurs des Hotel- und Gastronomieverbands Dehoga in Frankfurt teil. Sie eint, dass sie aus dem Ausland stammen und nach einer Stelle in der Branche suchen. "Kick-Start" heißt das Projekt, das sie dabei unterstützen soll. 

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen unter anderem aus Polen, Russland, Thailand, Nigeria, Gambia und dem Senegal. Sie haben zuvor in anderen Berufen gearbeitet, teils auch schon in der Gastronomie. 

Wie eine gebürtige Polin, die seit 15 Jahren in Deutschland lebt. "Ich bin richtig begeistert", sagt sie zu dem Kurs. Sie habe schon in einem Restaurant gearbeitet und nun noch einmal viel dazu gelernt. Sie sucht einen Job, der ihr das Arbeiten trotz Kindererziehung ermöglicht.

Suche nach besserer Arbeit

Auch eine Frau aus Russland, die seit 2006 in Deutschland lebt, hat bereits Branchenerfahrung. "Ich habe 15 Jahre Frühstück in einem Hotel gemacht und will jetzt eine bessere Arbeit finden", sagt sie. Eine junge Frau aus Gambia sagt, sie habe in der Zimmerreinigung in einem Hotel gearbeitet. Auch sie wünscht sich einen anderen Job. 

Ein schwarzer Mann mit Rastazöpfchen-Frisur breitet eine Leinentischdecke über einen Restauranttisch aus. Eine Frau und ein Mann schauen ihm dabei zu.
Auch das Ausbreiten einer Leinentischdecke über einen Restauranttisch will gelernt sein. Bild © picture alliance/dpa | Helmut Fricke

Die Kurse dauern je nach Inhalt zwei oder drei Monate und schließen ein Praktikum ein, das bei der Vernetzung mit künftigen Arbeitgebern helfen soll, wie Kerstin Junghans vom Dehoga sagt. Im November 2024 begannen die ersten Kurse in Frankfurt. Derzeit läuft der zweite Durchgang.

"Der Fachkräftemangel macht den Betrieben das Leben schwer. Es fehlen Mitarbeiter auf allen Ebenen", sagt Junghans. "Kick-Start" sei praxisnah und fördere eine tatsächliche Integration in den Arbeitsmarkt. Dehoga arbeitet mit der Agentur für Arbeit in Frankfurt zusammen, die die Kursteilnahme über Bildungsgutscheine finanziert. Zielgruppe sind Asylbewerberinnen und -bewerber, Langzeitarbeitslose und Ungelernte.

Umgang mit Gästen und Hygienevorschriften

Der Bildungsträger Genussakadamie Professional führt die Kurse durch. Die Kursleiter vermitteln Wissen für Servicekräfte und Küchenhelfer. Ganz konkret geht es ums Tischdecken, Servieren und den Umgang mit Gästen beziehungsweise das Zubereiten von Speisen, Grundlagen der Hygiene und Dokumentationspflichten. 

Von der Agentur für Arbeit und vom Jobcenter wurden bisher rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefördert, wie eine Sprecherin mitteilt. Es sei zu früh, um Angaben zu Ergebnissen zu machen. Es gehe nicht immer um große Mengen, sagt die Sprecherin: "Jeder Teilnehmende, der seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt so verbessert, ist ein Erfolg." 

Ein Mann zeigt Teilnehmern eines Kurses, wie man in einem Lokal Geschirr und Besteck richtig auf die Tische legt.
Kellner Horst Kerber mit Teilnehmern eines "Kick-Start"-Kurses in Frankfurt. Bild © picture alliance/dpa | Helmut Fricke

Neben den beiden bestehenden Kursangeboten - Service und Küche - soll in diesem Jahr ein drittes, auf die Hotellerie ausgerichtetes Angebot hinzukommen: Housekeeping. Mit dabei ist in jedem Fall ein berufsbezogener Sprachunterricht, wie der Dehoga mitteilt.

Einarbeitung für Helferjob

Es gehe vor allem um Einarbeitung, die in einem Betrieb sehr viel Zeit und Personal binden würde, sagt Junghans: "Das übernehmen nun wir mit den Kursen." Mit dem Abschluss seien die Teilnehmer bereit, einen Helferjob zu übernehmen. "Das Interesse, arbeiten zu wollen, ist groß. Aber die Hürden sind zu hoch", findet Junghans. 

Der Dehoga will die Kurse flächendeckend im Land anbieten, möglichst bald auch in Süd- und Nordhessen. Zudem hätten sich andere Dehoga-Landesverbände mit Interesse an dem Angebot gemeldet, berichtet Junghans. Gerade werde ein Netzwerk an interessierten Unternehmen aufgebaut.

Quelle: Isabell Scheuplein (dpa/lhe)