Domhöfe ersetzen Stadthaus In Wetzlar startet gigantisches Bauprojekt
Ein so großes Bauvorhaben hat Wetzlar noch nicht gesehen: Am Dom in der Altstadt entsteht ein neuer, großer Gebäudekomplex - die sogenannten Domhöfe. "Wir erwarten uns Lebendigkeit", sagt Oberbürgermeister Wagner.
Mit dem Stadthaus in Wetzlar war es ein wenig so wie mit dem Technischen Rathaus in Frankfurt: Es hat einfach nicht hineingepasst in die Altstadt. Es war zu klobig, die gläserne Fassade vorne und der Beton auf der Rückseite störten das Stadtbild. Immer wieder wurde es als Bausünde bezeichnet, als eine der größten Bausünden Deutschlands sogar.
Wie in Frankfurt wurde viel diskutiert über den 1979 eröffneten Bau. Als drei Jahrzehnte später erste gravierende Mängel auftraten, begann eine ernsthafte Debatte über die Zukunft des Bauwerks. Zunächst stand eine Sanierung im Raum, die 2013 mit 13 Millionen Euro kalkuliert wurde.
Abriss städtebaulich und wirtschaftlich sinnvoll
Bald entschied die Stadtpolitik: Es ist städtebaulich und auch wirtschaftlich sinnvoller, das Stadthaus abzureißen und das Areal neu zu gestalten. Nach einigem Hin und Her übernahm ein Bauunternehmen aus dem benachbarten Lahnau das Projekt, für das die Stadtverordneten 2015 unter anderem mit einem Eckpunktepapier grünes Licht gaben.
Obwohl es danach regelmäßige Infoveranstaltungen für die Anwohner gab, war auch Kritik zu hören: Etwa, dass Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen würden. Letztendlich war der Bebauungplan 2019 rechtskräftig.
2020 starteten die konkreten Planungen, die wiederum auch nicht ohne Rückschläge waren: So sollte eigentlich ein Multiplex-Kino in den Neubau ziehen - die Pläne zerschlugen sich aber während der Corona-Pandemie.
Domhöfe sollen sich in Altstadt einfügen
Mitte Januar 2023 begannen schließlich die Abbrucharbeiten für den maroden Betonbau - in kleinen Schritten, denn das Stadthaus stand zum Teil nur wenige Meter neben denkmalgeschützten Fachwerkhäusern.
Diese Woche war nun Grundsteinlegung für die so genannten Domhöfe, einen mehrgliedrigen Bau, dessen Fassaden sich besser als das Stadthaus in das historische Bild der Altstadt einfügen sollen. Eine nachträgliche Rekonstruktion früherer Häuserzeilen soll es aber nicht sein.
Kosten liegen bei 50 Millionen Euro
Geplant sind außerdem Wohnungen und Geschäftsräume, ein Science-Center mit Ausstellungen und Werkstatt und ein neuer Standort für die Tourist-Info. Außerdem sollen Restaurants und multifunktionale Veranstaltungsräume einziehen, explizit auch für ein jüngeres Publikum.
"Wir erwarten uns Lebendigkeit", sagte Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) bei der Grundsteinlegung. "Wir wollen Menschen anziehen, die gerne ein zweites Mal wiederkommen." Das gesamte Bauprojekt kostet nach Angaben des Investors 50 Millionen Euro.
Sendung: hr3, 26.03.2024, 17.30 Uhr
Redaktion: Sonja Fouraté