Pilotprojekt E-Highway auf A5 Teststrecke für Hybrid-Lkw wächst um sieben Kilometer

Runter mit dem CO2-Ausstoß, mehr Elektro-Antrieb im Schwerverkehr: Vor drei Jahren ist Deutschlands erste Oberleitung für Lkw auf der A5 bei Frankfurt in Betrieb gegangen. Jetzt wird die Strecke erweitert. Was hat der Test bislang gebracht - und warum wird der E-Highway ausgebaut?

Ein Hybrid-Lkw hat an die Oberleitung auf der A5 angedockt
Ein Hybrid-Lkw hat an die Oberleitung auf der A5 angedockt Bild © picture-alliance/dpa

"Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen - eLISA" – diese Wortschöpfung steht für ein Pilotprojekt, das den Güterverkehr via Lastkraftwagen in Deutschland auf umweltfreundlichere Beine - respektive Räder - stellen soll. Seit 2019 fahren auf einer fünf Kilometer langen Teststrecke beidseitig zwischen Frankfurter Flughafen und Darmstadt Lkws mithilfe einer Oberleitung und Stromabnehmern auf dem Dach.

Die Tests sind noch gar nicht abgeschlossen, da wird die Strecke noch einmal deutlich erweitert. Wie die zuständige Autobahn GmbH auf Anfrage mitteilte, werden derzeit in Richtung Darmstadt etwa sieben Kilometer Oberleitung installiert. Bis Ende März 2023 sollen die Arbeiten abgeschlosen sein. Für die Installation wurde Anfang der Woche auch der Parkplatz Steingrund zwischen Zeppelinheim und Mörfelden gesperrt.

Jetzt mit Anschlussstelle und Lärmschutzwand

Die Erweiterung der Teststrecke soll weiterführende Erkenntnisse zum Praxiseinsatz der Technologie bringen, erklärt Gerhard Lerch vom Geschäftsbereich Verkehrsmanagement der Autobahn GmbH. Zum Start des Projekts sei eigentlich kein Ausbau geplant gewesen. Doch die zusätzlichen Kilometer weisen laut Lerch noch einmal ein paar Besonderheiten auf.

Die erweiterte Strecke schließt eine Anschlussstelle und eine Lärmschutzwand mit ein, was Aufschluss über künftige Einsatzmöglichkeiten geben soll. Zudem erwarte man durch die entstehenden unterschiedlich langen Streckenabschnitte genauere Erkenntnisse über das Ladeverhalten bei unterschiedlichen Ladezeiten, erklärt Lerch.

Wie eine Straßenbahn, nur ohne Schienen

Das Prinzip der Oberleitungs-Lkws funktioniert so: Sensoren auf dem Dach des Lasters erkennen, dass sich oberhalb eine entsprechende Leitung befindet. Automatisch fährt ein Abnehmer aus, ähnlich dem einer Straßenbahn, und dockt an die Leitung an. Das Hybrid-Fahrzeug fährt dann mit Strom aus der Oberleitung, gleichzeitig wird die Batterie geladen.

Endet die Leitung oder setzt der Laster zum Überholen an, fährt der Abnehmer wieder ein. Das Fahrzeug fährt wieder mit dem Strom aus der Batterie oder herkömmlich mit Diesel. Mit der neuen Technik will die Bundesregierung den CO2-Ausstoß des Schwerlastverkehrs verringern und einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.

Keine Standzeiten mehr beim Laden

Matthias Strehl ist Geschäftsführer von Meyer Logistik in Friedrichsdorf (Hochtaunus). Die Spedition nimmt derzeit mit zwei Fahrzeugen an dem Feldversuch teil. "Der Riesenvorteil einer Oberleitung ist, dass die Laster unter ihr nicht nur komplett elektrisch fahren, sondern gleichzeitig die Batterien aufgeladen werden", sagt er.

Denn ein Lkw verdient nur Geld, wenn er rollt. Lange Standzeiten an Ladestationen dagegen sind teuer. "Ich kann diese Fahrzeuge in meinem betrieblichen Ablauf ganz normal einsetzen", lobt Strehl. Und auch das fahrende Personal merke beim Betrieb kaum einen Unterschied zu einem herkömmlichen Lkw.

Steigende Akzeptanz?

Dem Logistiker zufolge hat das Projekt in der öffentlichen Wahrnehmung an Akzeptanz gewonnen. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hatte 2019 in seinem jährlichen Schwarzbuch die Teststrecke noch als Steuerverschwendung angeprangert. Inzwischen sehe man das ganze viel positiver, findet Strehl.

Immerhin kostet der Ausbau noch einmal zwölf Millionen Euro, nachdem laut Autobahn GmbH schon für den ersten Teil die reinen Baukosten mit 13 Millionen Euro zu Buche geschlagen hatten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, auf das die Zuständigkeit für das Projekt inzwischen vom Bundesumweltministerium übergegangen ist, hält das für gut investiertes Geld.

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Ministerium: "Es wird immer Lkw-Verkehr geben"

Der Güterverkehr könne nicht komplett auf die Schiene übertragen werden, teilt das Ministerium mit. "Es wird immer auch Lkw-Verkehr geben, weshalb die Entwicklung emissionsfreier Antriebsformen für Lkw essentiell ist, um die Klimaziele zu erreichen." Die Oberleitung sei eine klimafreundliche und effiziente Lösung, und deshalb werde sie erprobt.

Laut Ministerium ist auf lange Sicht ein europaweiter Einsatz nicht ausgeschlossen. War Hessen 2019 noch Vorreiter, gibt es in Deutschland inzwischen mehrere Teststrecken, unter anderem in Schleswig-Holstein. Dort solle etwa eine Ausweitung des Oberleitungseinsatzes nach Skandinavien getestet werden, so das Ministerium.

Auch Logistiker Strehl geht davon aus, dass sich das System europaweit durchsetzen muss und wird. "Eine Insellösung für Deutschland macht keinen Sinn, dann funktioniert das mit dem grenzüberschreitenen Verkehr nicht."

Wissenschaftliche Ergebnisse erst 2023

Der Pharmariese Merck nimmt ebenfalls an dem Test teil und ist zufrieden. Dreimal täglich fahre ein Hybrid-LKW vom Werk in Darmstadt nach Frankfurt, etwa um Luftfracht zum Flughafen zu bringen, heißt es aus der Unternehmenszentrale. "Dabei nutzen wir die Infrastruktur des eHighway, die technisch einwandfrei funktioniert, auf dem Hin- und Rückweg."

Bislang fahren erst gut eine Handvoll Hybrid-Laster unter der südhessischen Oberleitung. Mit dem jetzigen Ausbau sollen laut Autobahn GmbH noch einmal sieben weitere Fahrzeuge hinzu kommen. Konkrete wissenschaftliche Testergebnisse, etwa zu energietechnischen Fragen, stehen noch aus.

Sie sollen nach der ersten Phase des Feldversuchs 2023 zur Verfügung stehen, berichtet Lerch. Die Tests hätten aber schon jetzt gezeigt, dass der fließende Verkehr durch die Oberleitungen nicht beeinträchtigt wird.

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Sendung: hr4, 24.10.2022, 6.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Uwe Gerritz