Einigung im Tarifkonflikt Lufthansa-Bodenpersonal bekommt bis zu 18 Prozent mehr
Inflationsausgleichsprämie, bis zu 18 Prozent mehr Gehalt und die Wiedereinführung der Schichtzulage: Lufthansa und Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen Tarifvertrag für die rund 25.000 Beschäftigten geeinigt. Verdi nennt die Einigung "historisch".
Nach der Einigung im Tarifkonflikt sollen die Gehälter des Lufthansa-Bodenpersonals um bis zu 18 Prozent steigen. Die Beschäftigten sollen über eine Laufzeit von 24 Monaten in zwei Stufen mehr Gehalt bekommen, wie die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mitteilten.
Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro
Zusätzlich wurde eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro und weitere Zulagen vereinbart. Die Einigung war mithilfe einer dreitägigen Schlichtung unter Leitung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und dem früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, zustande gekommen.
Nach eigenem Bekunden hörten die Schlichter vor allem gut zu, zeigten Differenzen auf und brachten dann die Sozialpartner dazu, selbst Lösungen zu finden. Man habe keinen Ehrgeiz entwickelt, eigene Vorschläge zu machen, sagte Ramelow. Viele Elemente, die letztlich zur Lösung beigetragen hätten, seien bereits in den Tarifverhandlungen enthalten gewesen.
Lufthansa bleibe "attraktiver Arbeitgeber"
Der Lufthansa zufolge beträgt die durchschnittliche Steigerung der Gehälter bis Ende nächsten Jahres 12,5 Prozent. Sockelbeträge sorgen dafür, dass die unteren Gehaltsgruppen überdurchschnittlich profitieren mit bis zu 18 Prozent. Die Einigung trage dazu bei, dass Lufthansa ein attraktiver Arbeitgeber bleibe, hatte Personalvorstand Michael Niggemann erklärt.
Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky nannte das Ergebnis "historisch". Es werde eine Reihe von Verbesserungen vorgesehen, beispielsweise "die Angleichung der Ost-Tarifverträge an Westniveau oder die Wiedereinführung der Schichtzulage". Diese beträgt 3,6 Prozent und gab es bereits vor 2005.
Mitgliederbefragung bis Mitte April
Verdi hatte ursprünglich bei einer Laufzeit von einem Jahr 12,5 Prozent mehr Geld verlangt, während das Unternehmen vor der Schlichtung innerhalb von 28 Monaten 10 Prozent angeboten hatte. Verdi hatte in dem Tarifkonflikt fünf Warnstreikrunden organisiert und sich mit einer Urabstimmung auf unbefristete Streiks vorbereitet. Nun muss das Ergebnis in einer Mitgliederbefragung bestätigt werden, die bis Mitte April abgeschlossen sein soll.
Reschinsky und Niggemann rechneten fest damit, dass ihre Gremien den Vorschlägen der Schlichter folgen und noch am Donnerstag ein Eckpunktepapier festzurren. Damit sind unbefristete Streiks dieser Beschäftigtengruppe abgewendet.
In den vergangenen Wochen hatten die Bodenbeschäftigten der Lufthansa mehrmals die Arbeit niedergelegt, um das Unternehmen unter Druck zu setzen. Der überwiegende Teil der Lufthansa-Flüge wurde gestrichen, jedes Mal mussten deshalb rund 100.000 Reisende ihre Pläne ändern. Vor diesem Hintergrund standen die Verhandlungspartner angesichts der anstehenden Ostertage unter Zeitdruck.
Weitere Tarifkonflikte
Im Luftverkehr gibt es noch weitere Tarifkonflikte. So wurde jüngst im Tarifstreit für die Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsdienstleister an den deutschen Flughäfen eine Schlichtung vereinbart. Sie soll unter Leitung des früheren Bremer Finanz-Staatsrats Hans-Henning Lühr (SPD) am Freitag, 5. April, beginnen.
Auch die Flugbegleiter der Lufthansa haben bereits für höhere Gehälter gestreikt, ohne dass sich bislang eine Lösung abgezeichnet hat. Zudem verlangen Piloten und Kabinenpersonal der Lufthansa-Tochter Discover eine Erst-Tarifierung der noch jungen Fluggesellschaft.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 28.03.2024, 16.45 Uhr
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