Besseres Angebot im Norden und im Odenwald Das ändert sich seit Sonntag bei Bussen und Bahnen

Mehr Busse in Nordhessen, mehr Züge Richtung Odenwald: Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird das Angebot im Nah- und Fernverkehr stellenweise ausgebaut. Mancherorts sind aber auch Einschränkungen in Sicht - und es wird teurer.

Ein Zug fährt über eine Brücke in Frankfurt
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Alle Jahre wieder: Kurz vor Weihnachten treten bei Bussen und Bahnen die neuen Fahrpläne in Kraft. Für Fahrgäste in den Kreisen Kassel und Waldeck-Frankenberg ist das eine gute Nachricht. Hier fahren einige Busse deutlich häufiger als bisher. Auch das Angebot der Odenwaldbahn von Frankfurt nach Erbach verbessert sich mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember.

Einige Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn fahren ab Sonntag häufiger und schneller - und öfter nonstop zu Urlaubszielen wie dem Bodensee. Dafür müssen Fahrgäste mit der Umstellung im Schnitt fünf Prozent mehr für ihr Ticket zahlen. Auch im Nahverkehr wird es bald teurer. Eine Übersicht.

Deutlich mehr Busse in Nordhessen

"Jedes Dorf - jede Stunde": So lautet das Ziel, das sich der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) gesteckt hat. Für alle Regionen soll sukzessive ein Stundentakt im Busnetz eingeführt werden, in diesem Jahr sind die Kreise Kassel und Waldeck-Frankenberg an der Reihe.

"Hier profitieren die Fahrgäste von 45 Prozent mehr Busangebot rund um Bad Arolsen, Diemelsee, Korbach und Willingen", so NVV-Geschäftsführer Steffen Müller. Das entspreche einer Verdopplung des Takts. Zwischen Ahne und Fulda soll das Angebot um 25 Prozent erweitert werden. Auf den meisten Linien fährt so laut NVV mindestens ein Bus in der Stunde. Zudem kommen neue Fahrzeuge zum Einsatz: Sie sind voll klimatisiert und bieten mehr Platz für Rollstühle und Kinderwagen.

Ob sich die engere Taktung trotz der Krankheitswelle einhalten lässt? Bisher habe es eher befristete und wenige Ausfälle im Bahn- und Busbereich gegeben, teilte der NVV auf Nachfrage mit. Wie sich die Situation entwickeln werde, könne man nicht absehen.

Häufiger von Frankfurt Richtung Odenwald

Das Angebot der Odenwaldbahn wird mit dem neuen Fahrplan ausgeweitet. Unter der Woche fahren die Züge den ganzen Tag über stündlich von Frankfurt über Darmstadt Richtung Erbach, wie der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mitteilt. Bisher war das nur zu den Hauptverkehrszeiten der Fall. Auch an den Wochenenden fährt die Linie RB82 jede Stunde und damit doppelt so häufig wie bisher.

Eine Verdopplung der Verbindungen erfolgt auch auf der Linie RE85 über Hanau: Zwischen Babenhausen (Darmstadt-Dieburg) und Frankfurt geht fast stündlich ein Zug. Hinzu kommen einzelne neue Fahrten, zum Beispiel am frühen Sonntagmorgen ab Darmstadt.

Erste Wasserstoffzüge im Taunus unterwegs

Nicht nur mehr Verbindungen, auch neue Technik bringt die Umstellung mit sich. Auf vier Regionalbahn-Linien im Taunus fahren künftig Züge mit einem Antrieb aus Brennstoffzellen. Das soll den Bahnverkehr nachhaltiger machen und ist laut RMV das weltweit größte Projekt dieser Art. Zum Start sollen zunächst auf der Linie RB15 (Brandoberndorf - Frankfurt) sechs Züge unterwegs sein. Im Frühjahr soll dann die gesamte Flotte mit 27 Wasserstoffzügen auf insgesamt vier Linien unterwegs sein: Neben der RB15 noch auf der RB11 (Bad Soden - Kelkheim), RB12 (Königstein - Frankfurt) und RB16 (Friedberg - Bad Homburg). Der erste Wasserstoffzug nahm am Dienstag seinen Betrieb auf.

Wasserstoffzug steht auf einem Gleis im Frankfurter Hauptbahnhof
Einer der Wasserstoffzüge im Frankfurter Hauptbahnhof Bild © Marie-Cathérine Fromm (hr)

Fahrgäste würden ebenfalls von der innovativen Fahrzeuggeneration profitieren, kündigte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat an: "Die Wasserstoffzüge bieten mehr Sitzplätze als die bisher eingesetzten Züge, sind leiser und bieten gratis WLAN."

Fernverkehr: Schneller, häufiger – und teurer

Auch die Deutsche Bahn erweitert mit dem Fahrplanwechsel ihr Angebot. Im Fernverkehr sollen einige Züge häufiger und schneller unterwegs sein, wovon auch Fahrgäste in Hessen profitieren. So ist die Fahrt von Frankfurt über Stuttgart nach München künftig 15 Minuten kürzer. Auch in Richtung Köln geht es fortan teils zügiger voran.

Auf der Strecke sind seit dieser Woche auch die neuen ICE 3 Neo im Einsatz. Ein modernes Lichtkonzept, mobilfunktransparente Scheiben, eine schnelle Hubplattform für Rollstuhlfahrer und Platz für acht Fahrräder sollen nach Angaben der Bahn den Komfort für die Fahrgäste heben.

Zusätzlich werden einige Nonstop-Verbindungen in touristische Regionen ausgeweitet, darunter Fahrten an den Bodensee, nach Prag oder in Skigebiete nach Österreich oder in die Schweiz. Laut Bahn soll auch der Frankfurter Flughafen aus mehreren Regionen Deutschlands noch häufiger umsteigefrei erreichbar sein.

Eine weniger erfreuliche Neuerung für die Fahrgäste: Die Bahn hebt ab 11. Dezember auch ihre Preise an. Tickets werden im Schnitt fast fünf Prozent teurer, auch die Preise für die Bahncards 25, 50 und 100 steigen.

Nahverkehr: Ticketpreise steigen

Anders als die Deutsche Bahn erhöhen viele Verkehrsverbünde ihre Preise erst zum Jahreswechsel. Aber auch hier wird es zum Teil deutlich teurer. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der für den Kreis Bergstraße zuständig ist, hebt die Preise um 8,8 Prozent an.

Auch bei RMV und NVV kosten Tickets ab 1. Januar 2023 mehr als bisher. Beide Verbünde planen eine Erhöhungen um 1,5 Prozent. Details zur Preisgestaltung sollen noch bekanntgegeben werden.

Hier gibt es Einschränkungen

Die ICE-Strecke Kassel – Fulda wird ab 1. April 2023 bis zum Ende des Jahres komplett gesperrt. Laut NVV werden die Fernzüge über Nahverkehrsstrecken umgeleitet. Für die Linien zwischen Kassel, Fulda, Bad Wildungen und Frankfurt hat das Einschränkungen und Fahrplanänderungen zur Folge. Welche das genau sein werden, will der NVV vorab detailliert mitteilen.

Der viergleisige Ausbau der Strecke Frankfurt (West) – Friedberg geht im kommenden Jahr weiter. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, wird unter anderem an Gleisen, Brücken und Bahnsteigen gearbeitet. Wann es dadurch zu Einschränkungen kommen wird, steht noch nicht fest.

Die vielen Krankheitsfälle und der Personalmangel sorgen in einigen Regionen weiter für ein ausgedünntes Angebot. So gilt für die Busse in Wiesbaden auch nach dem Fahrplanwechsel unter der Woche der Samstagsfahrplan, mit zusätzlichen Fahrten am Morgen. Einem Sprecher des zuständigen Mobilitätsdienstleisters ESWE Verkehr zufolge soll sich daran bis zum 5. März 2023 erst einmal nichts ändern.

Noch länger wird es zu Ausfällen bei der Kahlgrundbahn zwischen Hanau und dem bayerischen Schöllkrippen kommen. Bis Ende Mai fahren die Züge an Wochenenden und Feiertagen nur im Zwei-Stunden-Takt, zum Teil gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen.

Pro Bahn: Gut, aber nicht ausreichend

Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt die häufigeren Fahrten der Odenwaldbahn und die Ausweitung des Busangebots in Nordhessen. Allerdings sei das Gesamtangebot für die angestrebte Verkehrswende immer noch zu niedrig, betonte Sprecher Klaus Zecher auf hr-Anfrage. "Gerade im ländlichen Bereich taugt der ÖPNV mit seinen Halbstunden- oder Stunden-Takten nicht als Alternative zum Auto."

In den Hauptverkehrszeiten seien die Taktungen zwar oft verstärkt, die Veränderung von Arbeitszeiten - wie der Ausbau von Teilzeit - oder auch längere Öffnungszeiten von Geschäften spiegelten sich aber nicht im Nahverkehrsangebot wider. "Das ist die Fortschreibung dessen, was die letzten 10 oder 15 Jahre war." Eine Anpassung an die tatsächlichen Bedürfnisse oder auch an die Forderungen der Politik fehle, so Zecher.

Weiterhin Maskenpflicht

Hessen hält an der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr fest: Wer mit Bus oder Bahn unterwegs ist, muss weiterhin eine medizinische Maske tragen. Ein Schritt wie in Bayern und Sachsen-Anhalt, wo die Maskenpflicht im ÖPNV abgeschafft wird, ist in Hessen aktuell nicht geplant, wie ein Sprecher des Sozialministeriums in dieser Woche sagte.

Eine Frau sitzt in einer Bahn und trägt FFP2-Maske, sie guckt in die Kamera.
Maske in Bus und Bahn: In Hessen weiterhin Pflicht Bild © Imago Images

Sozialminister Kai Klose (Grüne) hatte diese Haltung bereits Mitte November damit begründet, dass die Menschen in den Bussen und Bahnen im Nahverkehr teilweise sehr eng zusammenkommen. Ein Mund-Nasen-Schutz biete dabei eine gute Vorsorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, stelle aber einen verhältnismäßig geringen Eingriff in die Grundrechte der Menschen dar.

Im Fernverkehr ist weiterhin eine FFP2-Maske Pflicht für alle ab 14 Jahren, Kinder ab sechs Jahren müssen eine medizinische Maske tragen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 11.12.2022, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de, Tanja Stehning, Marie-Cathérine Fromm (hr), dpa/lhe